Börse am Morgen: U.a. mit Covestro, Syngenta, EZB und DAX - Nord LB

Dank der positiven Impulse der Dienstleister wird es laut arbeitgebernahem Institut der dt. Wirtschaft (IW) zumindest keine schwere Rezession geben (70% der Wirtschaftstätigkeit wird von den Dienstleistern gedeckt). Das BIP sieht das IW in 2024 aber bestenfalls auf dem Volumenniveau des Vorjahres. Fazit: „Ein Aufschwung wird erst einsetzen, wenn eine anhaltende Besserung in der Bauwirtschaft und vor allem in der Industrie eintritt“.
Mit nur noch 32,8 Mio. t an hergestelltem Rohstahl befindet sich die dt. Stahlproduktion 2023 im freien Fall (ein historisches Tief, klammert man die Weltfinanzkrise aus dem Jahr 2009 aus). Insbesondere die Elektrostahlerzeugung enttäuscht (anhaltend hohe Strompreise und die schwache Konjunktur belasten). Überdies leidet die dt. Stahlbranche unter der zunehmenden Konkurrenz aus Asien. Erinnerungen an die 1980er Jahre werden wach. 1983 führte billiger Importstahl aus Japan und den asiatischen „Tigerstaaten“ zu der sogenannte Stahlkrise in Westdeutschland (einhergehend mit struktureller Arbeitslosigkeit und einer beschleunigten Deindustrialisierung).
Die drei europ. Aufsichtsbehörden (EBA, EIOPA und ESMA – subsummiert im Folgenden unter ESAs) haben in dieser Woche ihren Herbstbericht 2024 des Gemeinsamen Ausschusses über Risiken und Schwachstellen im EU-Finanzsystem veröffentlicht. Der Bericht unterstreicht die anhaltend hohen wirtschaftl. und geopol. Unsicherheiten. Die ESAs warnen die nationalen Aufsichtsbehörden vor den Risiken für die Finanzstabilität, die sich aus diesen Unsicherheiten ergeben, und rufen alle Finanzmarktteilnehmer zu anhaltender Wachsamkeit auf. Erstmals enthält der Bericht auch einen sektorübergreifenden, detaillierten Einblick in die Kreditrisiken im Finanzsektor.
Tagesausblick
Heute steht ohne jeden Zweifel vor allem die Zinsentscheidung der EZB im Fokus des Interesses der Anleger. Der Markt setzt eindeutig auf eine Zinssenkung durch die Zentralbank am Main. Die aktuellen Inflationsdaten lassen eine solche geldpolitische Entscheidung der Notenbanker in Frankfurt auf jeden Fall zu. Auch die Anmerkungen der EZB-Chefin Christin Lagarde sollten genau zu analysieren sein. Mit einem Auge mag von den Märkten zudem noch auf die aktuellen US-Preisdaten (nun die Zahlen zu den PPIs) geblickt werden.
Renten- und Aktienmärkte
Einen Tag vor der heutigen EZB-Sitzung outperformten die Renditen europ. Staatsanleihen ihre amerik. Pendants, nachdem die US-Inflation im August unerwartet leicht anzog und die Chancen einer Fed-Zinssenkung um 50 Basispunkte leicht verringerte.
Seit dem DAX-Allzeithoch von 18.990,78 Punkten zu Beginn dieses Monats will der dt. Leitindex nicht so richtig in die Gänge kommen. Eine faustdicke Überraschung kam dafür gestern aus der dt. Privatbankszene. Die Mailänder Unicredit hat einen Anteil von 9% an der Commerzbank aufgebaut. Commerzbank Papiere sprangen an die Spitze des DAX und legten zweistellig zu (+16,55%). DAX +0,35%; MDAX -0,37%; TecDAX +0,34%; Dow Jones +0,31%; S&P 500 +1,07%; Nasdaq Comp. +2,17%.
Unternehmen
Syngenta plant an seinem Firmensitz in Basel einen Stellenabbau von rd. 10% (der Agrochemiekonzern wurde im Jahr 2017 für USD 43 Mrd. von ChemChina geschluckt und im Jahr 2021 in die chin. Sinochem eingegliedert). Syngenta leidet seit mehreren Monaten unter fallenden Rohstoffpreisen und ungünstigen Wetterbedingungen; Umsatz und Gewinn sind rückläufig. Erst kürzlich (im März) wurde ein geplanter Börsengang abgesagt.
Das Übernahmekarussel (siehe Commerzbank-Fantasie) nimmt in Deutschland spürbar an Fahrt auf. Der Ölriese Adnoc aus Abu Dhabi ist der Financial Times zufolge kurz davor, ein offizielles Angebot für den Leverkusener Chemiekonzern Covestro abzugeben. Für die Übernahme stehen Zahlen in der Größenordnung von EUR 14,4 Mrd. im Raum. Covestro gehörte ursprünglich zum Agrar- und Pharmakonzern Bayer. Bayer hatte Covestro vor rd. 10 Jahren (2015) an die Börse gebracht (Erlös: EUR 1,63 Mrd.).
Rohstoffe
Während in den letzten Tagen noch verstärkt Nachfragesorgen, aufgrund eines möglichen wirtschaftlichen Abschwungs in den Vereinigten Staaten und im Reich der Mitte, die Preisentwicklung beim schwarzen Gold dominierte (Dieselpreise fielen am Dienstag in Deutschland bspw. auf ein Dreijahrestief), zeigte sich am Mittwoch ein Rebound. Im Golf von Mexiko tobt derzeit der Hurricane Francine. 24% der dortigen Rohölexploration stehen still. Händler sind besorgt; entsprechend legten die Preise gestern zumindest für WTI (+2,19%) – Brent (-0,04%) – wieder zu.
Rohstoffe
Nachfragesorgen belasten den Ölpreis (WTI: USD 65,36 -4,9%).
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