Börse am Morgen: U.a. mit Biontech, Infineon, DAX und Konjunkturdaten - Nord LB

Der ISM Services PMI hat sich im Berichtsmonat Juli klar verbessert. Mit einem Anstieg auf 51,4 Punkte konnte der sehr wichtige US-Stimmungsindikator inzwischen sogar wieder über die magische Marke von 50 Zählern (Expansionsschwelle) springen. Diese Erholungstendenzen bei der Stimmung der Unternehmen aus dem US-Dienstleistungssektor mögen helfen, den massiven Pessimismus etwas zu dämpfen, der nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktdaten am Freitag an den internationalen Finanzmärkten aufgekommen war. Sicherlich steht die US-Wirtschaft weiterhin vor großen Herausforderungen, die Lage ist aktuell aber wohl nicht so schwach, dass hektische Reaktionen der Fed angebracht wären. Zu starke Zinssenkungen könnten von den Anlegern als Hinweis auf eine große Nervosität im FOMC verstanden werden. Die Notenbanker in Washington dürften sich dieser Gefahr bewusst sein.
Laut Kraftfahrt-Bundesamt wurden im Juli mit 238.000 Fahrzeugen in Deutschland 2% weniger als im Vorjahr zugelassen, im ersten Halbjahr gab es noch ein Plus von 5,4%. Vor allem die schwache Nachfrage nach Elektroautos belastete. Hier gab es im Juli ein Minus von 37% auf knapp 31.000, womit der Marktanteil nur noch bei 13% lag. Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Automobilbauer wird zusätzlich durch einen schwachen Absatz im wichtigsten Absatzmarkt China verhagelt. Das Geschäftsklima der Branche sackte laut Ifo-Institut im Juli auf -18,3 Punkte (Juni: -9,5) ab.
Tagesausblick
Heute wird noch auf die Zahlen zum Construction PMI aus dem Vereinigten Königreich zu warten sein. Die Bauwirtschaft ist von hoher Bedeutung für die britische Wirtschaft; die Stimmung in diesem Segment der Ökonomie des Landes ist daher sehr wichtig. Es könnte etwas Raum für einen leichten Anstieg geben. Vor allem der Devisenmarkt sollte im Laufe des Tages „normalerweise“ auch noch auf die Angaben zur Entwicklung der US-Handelsbilanz zu achten haben. Das FX-Segment blickt aktuell allerdings mit einer gewissen Sorge auf die US-Wirtschaft. Einige Marktteilnehmer scheinen inzwischen mit kräftigeren Zinssenkungen durch die Fed zu rechnen. Ob in diesem Umfeld Fundamentaldaten zum Außenhandel der USA einen größeren Effekt auf die Wechselkurse des US-Dollars relativ zu anderen Währungen haben können, muss nun abgewartet werden.
Renten- und Aktienmärkte
Die Rentenmärkte gaben anfängliche weitere Gewinne nach dem Stimmungsanstieg im US-Dienstleistungssektor zum Teil wieder ab.
An den Aktienmärkten ging dagegen der Ausverkauf weltweit weiter, insbesondere bei Tech-Titeln. Nachdem im DAX am Freitag die Marke von 18.000 Punkten fiel, hielt gestern die 17.000, bevor die Verluste nach Veröffentlichung des ISM Services PMI leicht eingegrenzt werden konnten. In Tokio kam es nach dem Einbruch der Vortage heute Nacht zu einer kräftigen Erholung.
DAX -1,82%; MDAX -2,04%; TecDAX -1,67%; Dow Jones -2,60%; S&P500 -3,00%; Nasdaq Comp. -3,43%.
Unternehmen
Bei Infineon sank der Umsatz im abgelaufenen Quartal y/y um 9% auf EUR 3,7 Mrd., wobei sich die Auslieferung einiger Aufträge in das laufende Quartal verschoben hat. Die SegmentergebnisMarge gab von 26,1% auf 19,8% nach. Für das laufende Q4 wird ein Umsatz von EUR 4,0 Mrd. bei einer Marge von 20% in Aussicht gestellt. Der Ausblick für das Ende September endende GJ 2023/24 wurde konkretisiert: Der Umsatz soll sich auf etwa EUR 15 Mrd. (zuvor EUR 14,7 Mrd. bis EUR 15,5 Mrd.) belaufen. Die Segmentergebnis-Marge soll unverändert bei 20% liegen.
Das stark rückläufige Corona-Geschäft sowie höhere Forschungskosten ließen Biontech tiefer in die roten Zahlen rutschen. Der Konzernverlust belief sich in Q2 auf EUR 807 Mio. (Vj.: EUR -109 Mio.). Der Umsatz verringerte sich von EUR 167,7 Mio. auf EUR 128,7 Mio. Die Forschungs- und Entwicklungskosten kletterten dagegen von EUR 373,4 Mio. im Vorjahr auf EUR 584,6 Mio. Im Gesamtjahr wird der Umsatz zwischen EUR 2,5 Mrd. und EUR 3,1 Mrd. (Vj.: EUR 3,8 Mrd.) erwartet bei F&E-Ausgaben von EUR 2,4 Mrd. bis EUR 2,6 Mrd. Das Unternehmen treibt die Entwicklung seiner Krebstherapien voran und will 2026 mit dem ersten Produkt auf den Markt kommen.
Devisen und Rohstoffe
In Erwartung einer kräftigeren US-Leitzinssenkung gab der USD gegenüber dem EUR weiter nach.
Am Ölmarkt hielten sich die Nachfragesorgen. Es ging weiter nach unten mit den Preisen.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: BioNTech.