Börse am Morgen: U.a. mit ASML, Delivery Hero und K+S - Nord LB

Die deutsche Chemieindustrie sieht nach einer langen Durststrecke trotz erster Zuwächse noch keine durchgreifende Besserung. Der Branchenverband VCI bekräftigte zwar seine im Mai erhöhte Prognose für 2024 und erwartet weiter einen Anstieg der Produktion von 3,5% und ein Plus beim Branchenumsatz von 1,5%. Dies sei aber noch „kein Grund zum Jubeln“, sagte VCI-Chef Steilemann. Für eine nachhaltige Trendwende sieht er die Politik am Zug: Diese müsse Deutschland wieder wettbewerbsfähiger machen. Die Energiewende drohe viel zu teuer zu werden, die Infrastruktur sei marode, die Digitalisierung komme nur schleppend voran und die Bürokratie nehme überhand, warnte er. Die Chemiebranche litt lange unter schwacher Nachfrage und hohen Produktionskosten.
Der Maschinenbau-Verband VDMA hat erleichtert auf das Wahlergebnis in Frankreich reagiert, sieht jedoch keinen Grund zum Jubeln. „Dass entgegen vielen Erwartungen die rechtsextreme Rassemblement National nicht die Mehrheit im Parlament erreicht hat, ist eine gute Nachricht für Europa“, sagte der Hauptgeschäftsführer des VDMA, Brodtmann. Eine EU-feindliche Regierung des 2.-größten Mitgliedstaates hätte Europa in eine Krise gestürzt. Die sehr nach innen gerichteten wirtschaftspolitischen Forderungen des franz. Links-Bündnisses böten jedoch Anlass zur Sorge. Frankreich gehört für zu den wichtigsten Exportmärkten.
Erstmals seit 2 Jahren sind die Umsätze im deutschen Online-Handel wieder leicht gestiegen. Von April bis Juni kletterten die Erlöse im E-Commerce um 0,2% auf 19,2 Mrd. EUR, wie der Branchenverband bevh mitteilte. Im gesamten H1 2024 allerdings liegen die Umsätze mit EUR 38,1 Mrd. immer noch um 1,2% unter dem Vorjahreswert. Die Umsätze mit digitalen Dienstleistungen, etwa Reisebuchungen oder Ticketkäufe, kletterten in Q2 um 4,2% und auf Halbjahressicht um 8,4% auf EUR 6,45 Mrd.
Die Autoverkäufe in China sind trotz staatlicher Anreize weiter gesunken. Der Absatz ging im Vergleich zum Vorjahr um 6,9% auf 1,78 Mio. Fahrzeuge zurück, wie der Branchenverband China Passenger Car Association (CPCA) mitteilte. Damit schrumpfen die chinesischen Autoverkäufe den 3. Monat in Folge.
Tagesausblick
Heute wird wohl v.a. auf den Aufritt Powells im US-Kongress zu achten sein. Der Fed Chef wird versuchen, den Volksvertreten die geldpolitischen Strategien der Notenbank zu erläutern. V.a. die Antworten Powells auf die Fragen der Parlamentarier dürften wohl das Potential haben, für größere Bewegungen an den Märkten zu sorgen.
Aktienmärkte
Nach dem ausgebliebenen Rechtsruck bei den französischen Parlamentswahlen präsentierte sich der deutsche Aktienmarkt uneinheitlich. Während der DAX nahezu unverändert blieb, gab der MDAX nach - ihn bremsten die deutlichen Kursverluste von Delivery Hero und K+S. DAX -0,02%; MDAX -0,7%; TecDAX -0,4%.
Die Wall Street setzte zum Wochenstart ihre Rekordjagd fort. Die Aussicht auf eine erste Zinssenkung noch vor der Präsidentschaftswahl im November beflügelte. Damit verbunden ist die Hoffnung auf sinkende Refinanzierungskosten für Unternehmen und Verbraucher. Dow -0,1%; S&P500 +0,1%; Nasdaq C.+0,3%.
Unternehmen
Der neue Chef des Chipanlagenherstellers ASML, Fouquet, warnt vor einer Verschärfung des chinesisch-amerikanischen Chipkriegs und dessen Folgen für Europa. In China würden Chips produziert, die im Westen dringend benötigt würden. Würden US-Sanktionen auch auf einfachere Anlagen ausgeweitet, sieht Fouquet Probleme bei der Versorgung mit einfachen Chips, die auch die Automobilindustrie braucht: „Europa kann seinen Bedarf selbst nicht einmal zur Hälfte decken“.
Rohstoffe
Deutschland hat im ersten Halbjahr 58% seines Strombedarfs v.a. mit Wind- und Sonnenenergie gedeckt. Bis 2030 sollen es 80% sein. Doch wo kommt der restliche Strom her, wenn Sonne und Wind fehlen? Die Regierung setzt in erster Linie auf Wasserstoff-Anlagen. Dieser Brennstoff soll mit Hilfe von Wind- oder Solar erzeugt werden (Grüner Wasserstoff). Es kann aber dafür auch Erdgas genutzt werden, wenn das CO2 aufgefangen und unterirdisch gespeichert wird (Blauer Wasserstoff). Möglich sind aber auch Kraftwerke auf Basis etwa von Biomasse. Die Ausschreibungen für die entsprechenden Anlagen laufen aktuell.
Am Ölmarkt ging es abwärts. Hintergrund waren die jüngsten Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen, die die Ängste der Anleger vor Engpässen infolge eines Konflikt-Flächenbrands in der Region linderten.
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