Börse am Morgen: U.a. mit Samsung, Shell, Ölpreis, Wochenausblick - Nord LB

Die Produktion in Deutschland ist im Mai überraschend eingebrochen. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 2,5% weniger her als im Vormonat. Im Vergleich mit dem Vorjahresmonat war die Fertigung im Mai kalenderbereinigt 6,7% niedriger. Kurzfristig zeichnet sich keine Besserung ab, zumal die Lage der Industrie auf Auslandsmärkten wie den USA und China ebenfalls nicht rosig ist.
Aber: Das Paket der Ampel-Regierung zur Stärkung des Standorts Deutschland soll zu einer zusätzlichen Wirtschaftsleistung in Höhe von EUR 26 Mrd. führen. Das geht aus einem Papier zu den Beschlüssen der Koalition hervor, das der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. „Das Paket kann im nächsten Jahr zu einem zusätzlichen Wachstum von mehr als einem halben Prozent führen, das sind EUR 26 Mrd. zusätzliche Wirtschaftsleistung.“
Die US-Wirtschaft konnte im Juni zwar auf den ersten Blick erfreuliche 206.000 zusätzliche Stellen schaffen, die an den Vormonatsdaten dieser Zeitreihe vorgenommenen kräftigen Revisionen trüben das Bild der Lage am Arbeitsmarkt der Vereinigten Staaten aber ganz eindeutig. Zudem ist die Arbeitslosenquote nun bereits auf einen Wert von immerhin 4,1% gestiegen. In der Summe scheint die Beschäftigungssituation im Land der eigentlich unbegrenzten Möglichkeiten immer stärker durch weniger Dynamik geprägt zu werden. Hinweise in diese Richtung hatten jüngst beispielsweise auch die Arbeitsmarktkomponenten der beiden ISM PMIs geliefert. Aufgrund ihres eher komplexen Zielkataloges dürfte die Fed nun langsam unter Handlungsdruck kommen. Die Geldpolitik in den USA ist nämlich bereits recht restriktiv ausgerichtet. Leitzinssenkungen zeichnen sich inzwischen immer klarer am Horizont ab. Die Notenbanker in Washington werden aber wohl noch auf etwas klarere Signale für ein weiteres Abklingen der Inflationssorgen bei den privaten Haushalten warten wollen.
Wochenausblick
Die zwei Auftritte von Fed-Chef Jerome Powell im US-Kongress dürften in der neuen Woche größere Beachtung an den Märkten finden. Von zentraler Bedeutung sollte dabei vor allem sein, ob es klarere Hinweise bezüglich der weiteren geldpolitischen Pläne des FOMC geben wird. Daneben wird noch auf die Zahlen zur Entwicklung des sentix und auf die neuesten US-Preisdaten zu blicken sein. Heute veröffentlicht der Verband der chemischen Industrie (VCI) seine Halbjahresbilanz. VCI-Präsident Steilemann will anhand der Ergebnisse einer Mitgliederumfrage erläutern, was die größten Hindernisse für die Unternehmen sind und welche Auswirkungen das auf ihre Investitionspläne hat. Zudem wirft er einen Blick auf das zweite Halbjahr.
Aktienmärkte
Der DAX hat hat zum Wochenschluss zwischenzeitliche Gewinne von mehr als 1% größtenteils eingebüßt. Die Parlamentswahl in Frankreich sorgte bei den Investoren für Nervosität. DAX +0,14%; MDAX +0,74%; TecDAX +1,38%
Der Juni-US-Arbeitsmarktbericht führte zwischenzeitlich zu neuen Höchstmarken an der Wall Street, dennoch blieben Anleger auf der Hut. Dow Jones -0,08%; S&P500 +0,54%; Nasdaq Comp. +0,90%.
Unternehmen
Rekord: Samsung rechnet dank anziehender Halbleiterpreise infolge des KI-Booms mit einer mehr als 15-fachen Gewinnsteigerung. In Q2 werde der Gewinn vorläufigen Zahlen zufolge auf 10,4 Billionen Won (EUR 6,96 Mrd.) steigen. Im Vorjahr standen noch 670 Milliarden Won in den Büchern. Damit übertrifft Samsung die Analystenschätzungen und fährt den höchsten Gewinn seit Q3 2022 ein. Der Umsatz wuchs um fast ein Viertel.
Rückschlag: Nach dem Verkauf einer Raffinerie in Singapur und dem Baustopp einer Biokraftstoffanlage nimmt Shell eine Wertminderung vor. Der Ölkonzern werde bis zu USD 2 Mrd. abschreiben. Zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, den Bau seiner Biokraftstoffanlage in Rotterdam wegen schwacher Marktbedingungen einzustellen. Ursprünglich sei geplant gewesen, die Anlage nächstes Jahr in Betrieb zu nehmen und dort jährlich 820.000 Tonnen nachhaltigen Treibstoff zu produzieren. Damit wäre es eine der größten Anlagen ihrer Art in Europa gewesen. Den Verkauf des Raffinerie- und Chemiekomplexes in Singapur hatte Shell im Mai besiegelt.
Rohstoffe
Die Erdölpreise bewegen sich derzeit in der Nähe ihres höchsten Stands seit etwa 2 Monaten. Gestützt wurden die Preise jüngst durch Hurrikan „Beryl“, der die Ölförderung am Golf von Mexiko einschränken könnte. Dieser hat sich zwar etwas abgeschwächt. Experten befürchten jedoch eine heftige Hurrikan-Saison.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!