Börse am Morgen: U.a. mit Fresenius, SAP, Voestalpine, Dieselpreise - Nord LB

Die Erzeugerpreisentwicklung in der Euro-Zone spielt der EZB heute in die Karten. Laut den gestern veröffentlichten Zahlen (Eurostat) signalisiert die Preisentwicklung weiter rückläufigen Inflationsdruck (Industrie: Rückgang minus 1,0 Prozentpunkte im April ggü. März 24; ggü. März 23 sogar minus 5,7 Prozentpunkte).
In Deutschland sorgt die schwächelnde Wirtschaft im Bau und in der Industrie für einen Rekord in der Teilzeitbeschäftigung. Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge stieg die Teilzeitbeschäftigung im ersten Quartal 2024 um 0,3 Prozentpunkte auf 39,1%. Positive Signale kommen aus dem deutschen Mittelstand. Den vierten Monat in Reihe hellt sich die Stimmung auf. Laut KfW-Ifo Mittelstandsbarometer melden fast alle Hauptwirtschaftsbereiche ein verbessertes Geschäftsklima. Dennoch notiert das Barometer weiterhin im negativen Terrain (minus 11,5 Saldenpunkte).
Der Automobilverband VDA übt Zweifel und Kritik hinsichtlich der Einführung von EU-Strafzöllen auf chin. E-Autos. Hildegard Müller (VDA-Präsidentin): „Es ist ein Irrglaube, man könne sich vor mangelnder Wettbewerbsfähigkeit mit Zöllen schützen … wir haben schlechte Standortbedingungen und zu hohe Kosten, die uns zunehmend nicht mehr wettbewerbsfähig machen. Dem müssen wir uns stellen.“ Innerhalb der EU existieren unterschiedliche Sichtweisen bzgl. der Einführung von Strafzöllen. Der Grund ist trivial. Während Frankreich kaum Autos nach China exportiert, ist die deutsche Automobilindustrie sehr global aufgestellt. Dreiviertel der in Deutschland produzierten Autos landen im Export.
Tagesausblick
Mit Blick auf die Zinsentscheidung der EZB dürfte inzwischen kaum mehr ein prognostischer Kommentar nötig sein. Die Marktteilnehmer rechnen heute fest mit leicht sinkenden Leitzinsen. Wichtig könnten nun vor allem wohl die Kommentare der Notenbankchefin Lagarde sein, die man sicherlich ganz genau im Auge (bzw. auf der Pressekonferenz im Auge und Ohr) behalten sollte. Daneben mag man heute zudem noch auf die Zahlen zum Construction PMI aus dem Vereinigten Königreich achten. Relativ zu den Worten von Christine Lagarde rückt dieser grundsätzlich schon wichtige Stimmungsindikator aber „bedeutungstechnisch“ klar in die zweite Reihe.
Rentenmärkte
Deutsche 10Y-Bundesanleihen waren den dritten Handelstag in Serie gefragt und damit den längsten Zeitraum seit einem Monat (2,51%: minus 2 Basispunkte)! In diesem Umfeld outperformten italienische Staatsanleihen (BTPs) sogar ihre europ. Pendants über die gesamte Renditestrukturkure. Der 10J-Renditeunterschied zwischen Bunds und BTPs verengte sich so stark wie seit drei Wochen nicht mehr. BTPs: minus 5 Basispunkte auf 3,82%.
Unternehmen
Aktionäre von SAP dürfen zukünftig auf höhere Dividenden hoffen. Die Ausschüttungen werden von nun an nicht mehr nach dem ermittelten Ergebnis gemäß Rechnungslegungsstandard IFRS, sondern nach dem sogenannten Non-IFRS-Gewinn vollzogen (beim Non-IFRS-Gewinn werden Sondereinflüsse herausgerechnet). In der Vergangenheit war bei SAP der Gewinn vor Sondereinflüssen wesentlich höher als das IFRS-Ergebnis.
Während die Anteilseigner von SAP mit höheren Ausschüttungen rechnen können, reduziert der Stahlkonzern Voestalpine nach einem Gewinneinbruch die Dividende (von EUR 1,50 auf EUR 0,70). Die schleppende europ. Konjunktur belastet die Nachfrage nach Metallteilen. Das EBITDA ist im abgelaufenen GJ um rd. ein Drittel gefallen (EUR 1,7 Mrd.). Vorwürfe von Bilanzmanipulationen bei einer dt. Tochter stehen zusätzlich im Raum.
Fresenius steckt seiner Krankenhauskette Helios höhere Ziele. Für 2024 wird nun ein organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie eine EBIT-Marge von zehn bis elf Prozent angestrebt. Fresenius CEO Michael Sen treibt damit die Neuausrichtung weiter voran. Der Ausstieg bei der defizitären Dienstleistungssparte Vamed ist abgeschlossen. Jetzt liegt der Fokus verstärkt auf der Medikamentensparte Kabi sowie Helios.
Rohstoffe
Seit Anfang Juni sind die Dieselpreise auf den tiefsten Stand des Jahres gefallen. Grund: rückläufige Rohölpreise. Im Durchschnitt zahlt ein dt. Autofahrer am 04. Juni 2024 EUR 1,63 pro Liter. Auch Heizöl folgt dem Trend. Zuletzt der niedrigste Stand seit 11 Monaten. Die Nachfrage geht traditionell im Sommer zurück. Die Heizperiode ist zu Ende.
Auch Holzpellets sind derzeit deutlich und merklich günstiger. EUR 250 pro Tonne sind keine Seltenheit. Solche Preise gab es letztmals im November 2021.
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