Börse am Morgen: U.a. mit Bayer, Tesla, EZB, Etherum - Nord LB
Der Branchenverband Gesamtmetall erwartet für die deutsche Metall- und Elektroindustrie einen Produktionsrückgang von über 3%. Damit setzt sich die Rezession in dieser Branche weiter fort. Gesamtmetall-Chefvolkswirt Lars Kroemer: „Die anhaltende Nachfrageschwäche, trotz der robusten Weltwirtschaft, zeigt deutlich, dass Deutschland ein strukturelles Standort- und Wettbewerbsproblem hat.“
Abwarten und das nicht nur jenseits des Atlantiks bei der Federal Reserve. Auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel befürwortet einen reservierten resp. zurückhaltenden europ. Zinssenkungsprozess. Während der EZB-Vizepräsident Luis de Guindos klar eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte am 06. Juni signalisiert, ist Nagel für den Zukunftspfad deutlich restriktiver. Laut Nagel ist ein datenabhängiges Vorgehen essenziell.
Wochenausblick
Die neue Woche verspricht wieder sehr spannend für die Anleger zu werden. Neben den heutigen Zahlen zum ifo-Geschäftsklima stehen im Laufe der Zeit noch weitere wichtige Stimmungsindikatoren aus verschiedenen Ländern bzw. Währungsräumen zur Meldung an. Zudem wird genau auf die aktuellen Inflationsdaten aus Europa und den USA zu achten sein. Diese können eine hohe Bedeutung für die weitere Geldpolitik in Washington und Frankfurt haben. In diesem Kontext dürfen die Reden von Zentralbankern natürlich auch weiterhin nicht aus dem Auge verloren werden. Zudem wird das Beige Book ins Blickfeld rücken. In dieser Publikation erörtern die regionalen US-Notenbanken bekanntlich ihre Einschätzungen zur momentanen Konjunktursituation. Am Arbeitsmarkt der USA könnten sich langsam stärker divergierende Entwicklungen in den verschiedenen Bundesstaaten abzeichnen.
Renten- und Aktienmärkte
In Angesicht der oben genannten Aussagen von Bundesbankchef Nagel und EZB-Vize de Guindos preisen die europ. Anleihenmärkte derzeit dennoch eine fast-sichere EZB-Zinssenkung am 06. Juni ein. Für September sieht man die Chance auf eine weitere, zweite Reduktion bei 60% und für eine dritte (und damit zusätzliche) Senkung im Euroraum im Jahr 2024 bei rd. 33%!
Higher for longer is the name of the game! Entsprechend bedrückt ist die Stimmung der Aktieninvestoren. Und auch in Amerika wird die erste Zinssenkung jetzt erst im November erwartet. Weiteres Unwohl belastete den Aktienmärkten zudem zum Ende der Woche die höher als erwartet ausgefallenen Inflationszahlen. Rentenmarktrenditen dies- und jenseits des Atlantiks verharren in diesem Umfeld auf der Stelle. 10-jährige Bunds gehen bei 2,58% (minus 1 Basispunkt), analog 10-jährige Treasuries bei 4,46% (minus 1 Basispunkt) ins Wochenende. Der deutsche Leitindex DAX berappelt sich auf ein Wochenminus von -0,25%.
DAX +0,01%; MDAX -0,26%; TecDAX -0,36%; Dow Jones +0,01%; S&P 500 +0,70%; Nasdaq Comp. +1,10%.
Unternehmen
Bayer bezeichnet jetzt die Klagewelle um das Unkrautvernichtungsmittel Roundup als eine existenzielle Bedrohung für das Unternehmen. Laut Bayer CEO Bill Anderson sei Roundup aber auch ein Problem für die Landwirtschaft insgesamt! „Der Rechtsstreit um Glyphosat ist ein existenzielles Thema für unser Unternehmen, weil er uns die Möglichkeit nimmt, weiterhin Innovationen für Landwirte und für die Lebensmittelsicherheit zu entwickeln”. Bayer gibt zurzeit mehr Geld für Rechtsstreitigkeiten als für Forschung und Entwicklung aus. Bisher gibt es Rückstellungen i. H. v. USD 16 Mrd. zur Beilegung von Roundup-Klagen (davon sind USD 10 Mrd. bereits verwendet).
Das von Tesla-Chef Elon Musk im Jahr 2020 ausgesprochene Ziel in näher Zukunft genau so viele Autos zu verkaufen wie Volkswagen und Toyota zusammen wird einkassiert. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht weist eine angestrebte Absatzmenge von 20 Mio. Fahrzeugen bis zum Jahr 2030 nicht mehr aus.
Devisen und Rohstoffe
Der Kryptowert Etherum profitierte letzte Woche durch die Börsenzulassung der obersten amerikanischen Aufsichtsbehörde SEC. Das war wirklich eine Überraschung. Der Handel von EtherSpot-ETFs wurde genehmigt. Auf Wochensicht legt die Cyberwährung zweistellig zu. Ein Plus von 24,35%!
Im hin und her der Zinssenkungserwartungsfantasien notiert die der EUR zum Ende der Woche wieder über 1,08 ggü. dem USD.
Die Aussicht auf doch noch für längere Zeit anhaltende hohe Zinsen in den USA führten beim Gold zu einem Wochenverlust von rd. 2%. Für das Edelmetall erhält man bekanntlich keine Kompensation in Form eines Zinses für den Zeitverlust des Geldes.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!