Lieber langweilig als volatil - BÖAG Kolumne
Der DAX notierte gestern mit knapp über 15.700 Punkten auf dem gleichen Niveau wie bereits ein halbes Jahr zuvor. Also eine langweilige Seitwärtsphase? Naja, während unser Leitindex in den ersten zehn Wochen des Jahres um 11 Prozent nach oben gespurtet war, halbierten Rückschläge in der zweiten Märzhälfte diesen Anstieg wieder, um zwei Wochen später wieder aufgeholt zu werden. Solche heftige Volatilität bleibt uns derzeit erspart. Seit April hält die Unterstützungszone bei über 15.500 Punkten sehr zuverlässig. Zwar notieren wir aktuell rund 5 Prozent unter dem Rekordhoch von Ende Juli, aber wenn der im saisonalen Muster zurecht als schwierig geltende September ohne weitere Einbrüche bleibt, könnte der derzeit langweilig anmutende Indexstand eine solide Ausgangsbasis für das traditionell starke vierte Quartal darstellen.
Für Stimmung an den Finanzmärkten sorgen immer wieder die Sitzungen der Notenbanken. Morgen entscheidet die EZB, ob es die 10. Erhöhung der Leitzinsen in Folge gibt. Schon jetzt markiert die Zinspolitik den schnellsten und steilsten Anstieg der Leitzinsen seit Jahrzehnten. Andere Optionen wären eine vorübergehende Pause bei den Zinsschritten oder sogar das Signal zum Ende der Zinserhöhungen, etwa als Ausdruck einer erfolgreichen Inflationsbekämpfung in der EU. Mit der gleichen Fragestellung beschäftigt sich auch die us-amerikanische Fed, welche nächste Woche tagt. Beide betonen, dass sie ihre Entscheidungen datenabhängig treffen wollen. „Ja, wie denn sonst?“, wäre man geneigt zu fragen, wenn man die postulierte Unabhängigkeit der Notenbanken ernst nimmt.
Autor: Thomas Strelow, Börse Düsseldorf
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