Extrem unterbewertet - Börse München
Zu Wochenbeginn ging es weiter bergab an der Börse. Die Berichtssaison in Deutschland lief zwar auf Hochtouren, nachhaltig verbessern konnte sie die Laune der Investoren jedoch nicht. „Anleger bleiben zurückhaltend“ wird es gerne genannt, wenn die Kurse nach unten gehen (hier von der Börsen-Zeitung). Vielleicht ja auch wegen der eher zwiespältigen Ergebnisse der Bilanzen: „Allianz übertrifft Erwartungen der Anleger“ und „Siemens-Zahlen enttäuschen am Markt“, heißt es zum Beispiel in ein und derselben Ausgabe der Börsen-Zeitung. „Raus aus dem Chaos am Markt“, titelt die Abendzeitung denn auch in großen Lettern – aber da waren gar nicht die Börsen, sondern der Viktualienmarkt in München gemeint. „Der Wirtschaftsstandort ist in großer Gefahr“, schreibt das Handelsblatt und meint Deutschland. Immerhin, die Augsburger Allgemeine Zeitung gibt „Fünf Rezepte gegen die Rezession“. Nun, Rezepte gibt es genug, aber es fehlen die Köche! Und dann waren da noch Kaisermania und Wacken, zwei Millionenevents, allerdings nicht gleichzeitig, obwohl die Schnittmenge der Fans einigermaßen begrenzt sein dürfte. Als böse Zunge könnten wir behaupten, dass die einen in Schmalz, die anderen im Matsch versanken, beide litten jedenfalls an weniger Besuchern als in Vorjahren, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Wir leisten mittels Kaiserlichen Schlagertexten prompt Abbitte und beginnen mit „Das eine Mal verzeih‘ ich dir“ – besten Dank!
Auf einen Satz
Aus den aktuellen Finanzmagazinen der Woche fällt uns dieser Satz geradezu in den Schoß oder eher in die Tastatur: „Top secret Geheim-Tipps“ von Aktien, die „extrem unterbewertet“ scheinen, bringen aber „fünf Mal schnelles Geld“, damit wir es „früher in Rente“ schaffen – entlehnt haben wir die Titel EURO am Sonntag, Börse online, Der Aktionär und Focus Money, in dieser Reihenfolge. Man könnte auch einwenden, wir fühlten uns extrem unterbewertet, weil unsere Fähigkeiten top secret sind, und wir deshalb in die Rente fliehen, wo wir fünf Mal schnelles Geld ausgeben. Wir mahnen an der Börse regelmäßig zu Geduld und einem langfristigen Horizont (aber nicht zu langfristig, wir wollen auch leben). Der Aktionär setzt hingegen auf „5 Top-Chancen für Ungeduldige“. Die im Heft genannten Aktien sind keine Geheimtipps, damit sie für Ungeduldige wirken, müssen jedoch Hebelprodukte zum Einsatz kommen. Börse Online ist hingegen auf der Suche nach Aktien, die „Übernahmejäger, Finanzinvestoren & Insider“ im Visier haben, weil sie eben „extrem unterbewertet“ sind. Ob das so bleibt, wenn sich alle Leser darauf stürzen? Und die passenden Kaiserlieder? Wir tippen auf „Alles was Du willst“ bis „Lang nicht mehr gemacht“!
Kein Eis
Nachdem wir gefühlt vier Sommerwochen gefroren haben und kaum Zeit hatten, den Regenschirm wieder zuzumachen, freuen wir uns, dass die WirtschaftsWoche uns Tipps gegen heiße Tage gibt, die scheinen ja jetzt wiederzukommen: „Schon leichte Dehydrierung führt zu einem wahnsinnigen Leistungsabfall“, so die Überschrift. Nun denn, auch das dritte Weißbier führt zu einem geradezu wahnsinnigen Leistungsabfall, aber doch immer noch besser als dehydriert? Man sollte an heißen Tagen auf alles verzichten, was schwer im Magen liegt, und das sind vor allem Fett und Eiweiß. Also nix Currywurst und auch nix Sahneeis. Dafür Kabeljau, aber bitte nicht gefroren lutschen, sondern lauwarm serviert. Denn weder zu kalt noch zu heiß ist gut bei großer Hitze. Aber wer mag schon ein lauwarmes Weißbier…Roland Kaiser singt ja gerne Titel von Udo Jürgens, „Aber bitte mit Sahne“ geht eben nicht an heißen Tagen, gut, dass es so wenige sind. Ob allerdings „Sieben Fässer Wein“ die bessere Alternative bedeuten?
Spanferkel
Vegetarier oder Veganer sollten vielleicht nicht weiter lesen oder gerade doch. Es werden immer weniger Schweine geschlachtet, zumindest hierzulande. Das hat seltsame Folgen, wie keine Münchner Zeitung, sondern die Augsburger Allgemeine feststellt: „Spanferkel-Krise auf der Wiesn“. Allerdings bekommen diese Krise nicht die Ferkel, sondern die Esser zu spüren. Die Wirtin des Hofbräuzeltes jedenfalls erklärte, dass sie dieses Jahr auf Spanferkel verzichten werde, denn diese seien mühsam zu beschaffen und viel zu teuer. Das möge sie den Gästen nicht zumuten. Ein Trost: Wir sind uns ziemlich sicher, dass auch dieses Jahr auf der Wiesn niemand verhungern und schon gar nicht verdursten wird – und in Bayern gilt Bier bekanntlich als flüssiges Brot. „Du bist weg“, würde hier musikalisch passen oder „Hier kriegt jeder sein Fett“ – aber eben nicht vom Schwein!
Sportlich
Wenn Sie einen teuren Sportwagen nicht nur erwerben und fahren, sondern auch noch von der Steuer absetzen wollen, achten Sie bitte auf die Wahl Ihres Berufes und die Gewinne Ihres Unternehmens. Letztere sollten nicht zu niedrig ausfallen. Das jedenfalls ist die Essenz eines Artikels aus dem Handelsblatt: „Den Porsche oder Aston Martin von der Steuer absetzen“. Es handelt sich immer um eine Einzelfallentscheidung des Finanzamtes und wir ahnen, dass ein Finanzbeamter nicht im Bugatti vorfährt. Wir lernen, ein Tierarzt im Ferrari geht nicht, da passt ja kaum ein Tier hinein, ein Gebäudereinigungsunternehmer im Lamborghini geht auch nicht, wohin auch mit den Putzeimern? Ein Caterer beim Ferrari-Händler darf seine Häppchen hingegen im Ferrari vorfahren, ein Schönheitschirurg für die High Society im Bentley zur nächsten OP sausen. Was wohl für Börsenbeschäftigte für angemessen gilt? Womit wir endlich Gelegenheit hätten, zum vielleicht berühmtesten Songtext zu greifen: „Manchmal möchte ich schon mit dir“.
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