Geheimfavoriten aus dem Beichtstuhl - Börse München
Der „Dax ringt mit runder 16.000-Punkte-Marke“ textet die Börsen-Zeitung und umschreibt damit die konstante Seitwärtsbewegung des deutschen Leitindexes. Kein Wunder, die „Wirtschaft im Euroraum schrumpft seit Ende 2022“, erklärt uns die Frankfurter Allgemeine Zeitung, wo soll da die gute Laune der Investoren herkommen? Und Deutschland? „OECD sieht Erholung der Weltwirtschaft – jedoch nicht für Deutschland“, titelt Zeit online. Oder, noch konkreter: „HWWI erwartet Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung in diesem Jahr“, stellt Die Welt fest. Und damit nicht genug, bündelt das Handelsblatt noch alle schlechten Nachrichten: „Die Wohlstandsillusion. Überforderte Notenbanken, überschuldete Staaten, schwache Konjunktur: Die Wirtschaft tritt in eine neue Phase - warum wir weiter mit hoher Inflation rechnen müssen“. Und sie bebildert dies mit einem Schloss als Wolke - dem Wolkenkuckucksheim?
1000 prozentige Chancen
Warum uns bei Börse Online ein mechanisierter Bulle schier anspringt, entzieht sich unserer Erkenntnis, er soll aber wohl „Über 1000% Gewinndynamik“ verfügen. Die bringen nämlich „Kurs-Knaller – die besten Wachstumsaktien der Welt“. Es handelt sich dabei um „Geheim-Favoriten“, weshalb wir sie hier nicht nennen dürfen. Der Aktionär hinterfragt hingegen „KI – Megaboom oder Blase?“. Er neigt wohl eher zu ersterem, denn weiter heißt es: „Nach dem Nvidia-Knall – das sind die nächsten Profiteure der Internet-Evolution“. Nachdem wir nun schon Knaller und Knall lasen, waren wir gespannt auf Focus Money, das aber Knall auf Fall „Unsere Favoriten – 15 Aktien, wo sich der Einstieg jetzt noch lohnt“ vorstellt. Aktien, über die wo wir uns freuen können. Euro am Sonntag setzt kurz und bündig auf: „Die stärksten Aktien der Welt“. Wenn‘s weiter nichts ist. Aber zu den 1000 Prozent Gewinndynamik bei Börse Online kommen bei Focus Money noch „300 Prozent Renditechance“, allerdings nur mit „Alzheimer-Aktien“, und noch „100% in 6 Wochen“ bei Der Aktionär. Sollten Sie in sechs Wochen kein Presseecho mehr lesen, haben wir die 1.400 Prozent Chancen wahrgenommen, wenn doch, sind wir noch auf der Suche.
Beichte
Als katholischer Ex-Ministrant erinnerten wir uns von Ferne daran, dass unser Finanzminister zwar kirchlich geheiratet hat, der Gemeinschaft aber offiziell gar nicht angehört. Warum, wieso, muss uns hier nicht weiter interessieren, als oberster Herr über Steuern wird er seine Gründe haben. Angesichts dieses unstatthaften Hintergrundwissens stolperten wir über eine Schlagzeile der Börsen-Zeitung: „Lindner führt Beichtstuhlgespräche zum Bundeshaushalt 2024“! Wie das? Unseres Wissens gibt es Beichtstühle ausschließlich in sehr katholischen Kirchengemeinden und sie werden meistens genutzt, wenn im TV-Krimi ein Mörder ein Geständnis ohne strafrechtliche Folgen machen möchte. Ansonsten werden sie ähnlich häufig frequentiert wie Brennnesselfelder. Und jetzt also Beichten bei Pfarrer Lindner? Ministerin oder Minister, die ihr Budget überzogen haben, müssen ein Ave Maria und drei Vater Unser beten? Nein, sie müssen, weil der Beichtvater gar nicht ernst genommen wird, beim Bundeskanzler vorsprechen, wenn sie oder er mehr Geld wollen oder die angestrebten Kürzungen nicht nachvollziehen möchten, erklärt uns die Süddeutsche Zeitung. Es finden dann „Erläuterungsgespräche“ statt, die die Ministerriege hinsichtlich ihrer Ausgabenplanung offensichtlich „läutern“ soll. Dann gibt’s kein Geld, aber die Absolution.
Bikini-Paradies
Nun sage niemand, es gäbe nicht wirklich Interessantes und Lehrreiches aus unseren Finanzmagazinen zu erfahren. Es war sehr wahrscheinlich der optische Hingucker (Pamela Anderson im knallroten Badeanzug, wir geben es zu), der uns in Euro am Sonntag gleich über zwei Dinge belehrte: Erstens, es gibt in Bad Rappenau ein „BikiniArtMuseum“, und zweitens, dort kann man bereits die Badehose von David Haselhoff aus „Baywatch“ besichtigen. Hinzu kommt nun noch der Badeanzug von besagter Pamela Anderson, für den das Museum nicht weniger als 27.500 US-Dollar zahlte. Viel Geld für wenig Stoff also, aber so ist das nun mal. Wenn Sie einmal in der Nähe von Bad Rappenau sind, das Museum hat außer Montag und Dienstag werktags von 12:00 bis 20:00 Uhr und am Wochenende von 10:00 bis 20:00 Uhr geöffnet. Kompliziert, aber während der Schließzeiten geht die Belegschaft wahrscheinlich baden im Bad Rappenauer Sole- und Saunaparadies, oder kurz (und kein Scherz unsererseits) im RappSoDie! Per Aloha-Deal kostet der Eintritt (im Museum, nicht im Badeparadies) 12 Euro pro Person, Bademützen müssen unseres Wissens nicht getragen werden beim Besuch.
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