Fokus auf die Fed! Börse am Morgen u.a. mit First Republic Bank, Traton, Zinsen - Nord LB
Die Inflation im Euroraum legte im April wieder leicht zu. Die Verbraucherpreise stiegen y/y um 7,0% nach 6,9% im MĂ€rz, was allerdings eine temporĂ€re Gegenbewegung bleiben dĂŒrfte. Ab Mai ist eine Fortsetzung des disinflationĂ€ren Trends zu erwarten. Die Kernrate (ohne Energie-, Lebensmittel-, Alkohol- und Tabakpreise) ging im April leicht auf 5,6% (MĂ€rz: 5,7%) zurĂŒck. Vor allem im Bereich der Dienstleistungspreise gibt es aber bislang keinen Grund zur Entwarnung.
Wie aus der aktuellen Bank Lending Survey aus dem April hervorgeht, bleiben die MĂ€rkte fĂŒr Bankkredite im Euroraum angespannt. Zwar ist der Anteil der Banken, die VerschĂ€rfungen ihrer Kreditrichtlinien planen, im Vergleich zum Januar etwas zurĂŒckgegangen, trotzdem bleiben die Institute restriktiv. DarĂŒber hinaus erwarteten die Kreditinstitute eine weiter zurĂŒckgehende Nachfrage von Seiten der Firmenkunden und bei privaten Immobilienkrediten. Nicht nur strengere Kreditvergaberichtlinien sondern vor allem auch die stark gestiegenen Zinsen bremsen die Nachfrage. Die deutschen Verbraucher kaufen weniger Lebensmittel.
Nach vorlĂ€ufigen Angaben des statistischen Bundesamtes sank der Einzelhandelsumsatz im MĂ€rz real (preisbereinigt) um 2,4% zum Vormonat und 8,6% zum Vorjahresmonat. Nominal (nicht preisbereinigt sanken die UmsĂ€tze um 1,3% m/m bzw. 0,2% y/y. In der Differenz zwischen nominalen und realen Werten lĂ€sst sich das deutlich gestiegene Preisniveau im Einzelhandel ablesen. Der Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln ging im MĂ€rz real um 1,1% zum Vormonat und um 10,3% zum MĂ€rz 2022 zurĂŒck, wobei die Nahrungsmittelpreise im Jahresvergleich um 22,3% gestiegen waren. Es handelte sich um den stĂ€rksten UmsatzrĂŒckgang seit 1994. Der Umsatz im Einzelhandel mit NichtLebensmitteln sank im MĂ€rz real um 2,3% (m/m) bzw. 7,2% (y/y). Der Internet- und Versandhandelsumsatz schrumpfte real um 4,8% bzw. 8,4%.
Ausblick
Heute steht natĂŒrlich eindeutig die Zinsentscheidung der Federal Reserve am Abend im Fokus der FinanzmĂ€rkte. Zu rechnen ist mit einer Zinsanhebung um moderate +25Bp â insgesamt der zehnte Hike in Folge. Wahrscheinlich wird danach ein Abwarten angesagt sein, da es bei der Konjunkturentwicklung in den USA bereits merklich ruckelt, die Bankenturbulenzen potentielle Probleme durch die Zinsanhebungsorgie aufgezeigt haben und die Inflation immerhin deutlich zurĂŒckgegangen ist (von 9,1% y/y Mitte 2022 auf derzeit 5,0% y/y). Andererseits ist die Kerninflationsrate (5,6% y/y) immer noch zu hoch. Spannend wird also der Kommentar Jerome Powells auf der anschlieĂenden Pressekonferenz sein. Morgen folgt dann die EZB mit ihrer Zinsentscheidung â vermutlich ebenfalls +25Bp.
Renten- und Aktienmarkt
Sowohl deutsche Bundes- als auch US-Anleihen bauten im gestrigen Handelsverlauf im Umfeld schwacher AktienmÀrkte ihre Gewinne deutlich aus.
Der DAX ĂŒberwand zu Beginn der verkĂŒrzten Handelswoche zunĂ€chst kurz die psychologisch wichtige Marke von 16.000 Punkten, bevor Anleger Kasse machten. Vor allem die beiden Zinssitzungen von Fed und EZB in dieser Woche, die nach der Ăbernahme der First Republic wieder aufflammenden Sorgen um das US-Bankensystem sowie die nach wie vor ungelöste Problematik um die US-Schuldengrenze sorgten fĂŒr NervositĂ€t. Zum Handelsschluss lag der DAX 1,2% unter dem Vorwochenschluss. Auch an der Wallstreet setzten sich die BĂ€ren durch. DAX -1,23%; MDAX -1,43%, TecDAX -0,44% Dow Jones -1,08%; S&P 500 -1,16%; Nasdaq Comp. -1,08%.
Unternehmen
Der Nutzfahrzeughersteller Traton (MAN, Scania, Navistar, Volkswagen Truck & Bus) hat die Renditeerwartungen fĂŒr das laufende GeschĂ€ftsjahr erhöht. Es wird nun mit einer operativen Umsatzrendite von 7% bis 8% gerechnet. Bisher ging das Unternehmen von 6% bis 7% aus. Im 1. Quartal 2023 wurden 8,4% erzielt. Auch wenn sich die EngpĂ€sse in den Lieferketten zunehmend entspannen, mĂŒssen Kunden immer noch sechs bis zwölf Monate auf bestellte Nutzfahrzeuge warten.
Devisen und Rohstoffe
Die Rohölpreise sackten gestern regelrecht ab. Es ging um mehr als 5% nach unten. Konjunktursorgen im Umfeld steigender Zinsen und der noch nicht erfolgten Erhöhung der USSchuldengrenze machten die Runde.
Der Euro war am vormittag nach schwachen europÀischen Konjunkturdaten etwas unter Druck, profitierte am Nachmittag aber von einem schwÀchelnden US-Dollar.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion ĂŒbereinstimmen. Jegliche Haftung und AnsprĂŒche werden daher von 4investors ausdrĂŒcklich ausgeschlossen!

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