Mynaric geht langsam das Geld aus: Große Kapitalmaßnahme scheint eine Frage der Zeit
Nach der jüngsten Gewinnwarnung hat Mynaric nun Halbjahreszahlen für 2022 vorgelegt. In den ersten sechs Monaten des Jahres hat das Unternehmen ganze 25.000 Euro Umsatz erzielt nach knapp 1,35 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Operativ explodiert der Verlust von 16,24 Millionen Euro auf 34,95 Millionen Euro. Unter dem Strich meldet Mynaric einen Verlust je Aktie (WKN: A31C30, ISIN: DE000A31C305, Chart, News) von 6,28 Euro nach zuvor 3,93 Euro.
Zunehmend kritischer wird die Lage bei der Liquidität: Das Unternehmen meldet für das erste Halbjahr 2022 einen negativen Cashflow aus operativen Aktivitäten in Höhe von 25,78 Millionen Euro, im Vorjahreszeitraum lag das Minus bei 18,22 Millionen Euro. Ende Juni seien Cash und cashäquivalente Assets in Höhe von 25,51 Millionen Euro vorhanden gewesen, heißt es.
Kapitalerhöhung könnte schon bald kommen
Angesichts des weiter cashflow-negativen Geschäfts geht dem Unternehmen langsam das Geld aus. Die Summe aus Cash und cashäquivalenten Assets sei bis zum 27. Oktober auf 15,6 Millionen Euro zusammen geschmolzen, wie aus Mynarics Halbjahresbericht (Seite 11, Liquiditätsrisiken) hervor geht, den das Unternehmen aus München bisher nur in englischer Sprache veröffentlicht hat. Spätestens Anfang 2023 dürfte Mynaric frische Finanzmittel brauchen, eine größere Kapitalmaßnahme ist vermutlich nur eine Frage der Zeit.
Man prüfe bereits die Optionen für Aktien- und Anleiheemissionen sowie weitere Fördermöglichkeiten, heißt es daher auch im Halbjahresbericht der Gesellschaft. „Wir gehen davon aus, dass unser zukünftiger Bargeldbedarf weiterhin erheblich sein wird und dass wir zusätzliche Finanzmittel benötigen werden, um unseren Geschäftsplan umzusetzen“, so Mynaric.
Angesichts einer Marktkapitalisierung von nur noch 139 Millionen Euro wäre die Ausgabe neuer Aktien - direkt oder über den Umweg von Wandelanleihen - mit hohen Verwässerungseffekten verbunden. Den Aktionären wird aber wenig übrigbleiben als diese Kröte zu schlucken. „Wenn die Gruppe nicht in der Lage ist, bis zum oder innerhalb des ersten Quartals 2023 eine Finanzierung zu erhalten oder innerhalb dieses Zeitraums andere Maßnahmen als Reaktion auf diese Umstände zu ergreifen, wie z. B. eine erhebliche Kürzung ihres derzeitigen Betriebsbudgets im Jahr 2022 und Anfang 2023, könnte sie nicht in der Lage sein, ihre Geschäftstätigkeit fortzusetzen“, so Mynaric im Halbjahresbericht zu den drohenden Risiken in Zusammenhang mit der Liquidität.
Operativ läuft es bei den Münchenern zudem nicht wie erwartet, wie die jüngste Gewinnwarnung zeigt. So werden zum einen die Umsätze hinter den Erwartungen zurückbleiben. Statt eines signifikanten Anstiegs gegenüber dem Vorjahr erwartet die Gesellschaft nun eine Summe etwa auf dem Niveau des Jahres 2021, in dem man 2,36 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften konnte.
Lieferketten machen Probleme
Hintergrund seien „Einschränkungen in der Lieferkette, die sich negativ auf die zuvor erwarteten Produktlieferungen von HAWK auswirken“, so Mynaric. Hinzu kommen Verschiebungen in den Lieferplänen von Kundenprogrammen.
Zum anderen muss man die Ergebnisprognose korrigieren. Statt eines moderaten Ergebnisrückgangs geht das Unternehmen nun von einem deutlich höheren operativen Verlust für das Gesamtjahr 2022 als im Vorjahr aus.
Angehoben wird die Prognose für den Auftragsbestand für optische Kommunikationsterminals: Per Jahresende erwartet man nun mehr als 250 statt 220 Terminals. Vor allem im Geschäft mit Regierungen konnte man zulegen. Der Cash-In aus Kundenverträgen wird weiter mit mehr als 20 Millionen Euro erwartet.