Börsen-Ausblick mit: Covestro, US-Arbeitsmarkt und Konjunkturdaten - Nord LB
Die Stimmung in der chinesischen Industrie hat sich im Juli verschlechtert. Der Caixin/S&P Global-Einkaufsmanagerindex (PMI) für den verarbeitenden Sektor, der auf einer Umfrage unter rund 400, auch kleineren Unternehmen beruht, verringerte sich auf 50,4 (Juni: 51,7) Punkte. Bereits zuvor hatte sich der auf Daten der staatlichen Statistikbehörde basierende offizielle Einkaufsmanagerindex auf 49 (Vormonat: 50,2) Punkte verschlechtert.
Die Einzelhandelsumsätze in Deutschland sind im Juni unerwartet stark eingebrochen. Wie Destatis auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, fielen die Umsätze nach Abzug der Inflation um 1,6% gegenüber dem Vormonat. Nominal wurden 0,5% weniger umgesetzt. Auf Jahressicht brachen die Umsätze preisbereinigt um 8,8% ein. Das ist der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994. Nominal nahm der Umsatz nur um 0,8% ab. „Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigen”, hieß es.
Die deutsche Industrie litt laut Ifo-Institut auch im Juli unter Materialknappheit. 73,3% (Juni: 74,1%) der befragten Firmen meldeten Engpässe. „Neben der grundsätzlichen Knappheit bei elektronischen Komponenten, tragen weiterhin auch Probleme in der weltweiten Logistik, insbesondere im Schiffsverkehr, zu den Beschaffungsproblemen bei”, hieß es von den Forschern. In der Elektroindustrie, dem Maschinenbau und in der Automobilbranche berichteten weiterhin rund 90% der Unternehmen, dass sie nicht alle Materialien und Vorprodukte bekommen. „Für die nächsten Monate gibt es keine Anzeichen einer deutlichen Erholung bei der Beschaffung wichtiger Werkstoffe”, teilte das Ifo-Institut mit.
Nachdem sich die Stimmungsindikatoren in den zurückliegenden Monaten im Maschinenbau deutlich eingetrübt haben, überraschten die geringen Auftragseingänge im Juni nicht. Im Juni sanken die Auftragseingänge um real 9% (Inland: -11%, Ausland: -8%). Für Q2 ergibt sich damit ein Minus um real 2% (Inland: -8%, Ausland: +1%) im Vergleich zum Vorjahr. Mit Blick auf H2 bereiten die drohenden Gasverknappungen hingegen verstärkt Sorgen.
Der ISM PMI Manufacturing konnte sich im Juli nahezu stabil halten. Gemeldet wurde ein Wert von 52,8 Punkten. Diese Nachricht befeuert die Diskussionen um eine mögliche US-Rezession somit immerhin nicht. Der erneute Rückgang der Auftragskomponente ist allerdings kein positives Signal. Immerhin scheint die Dynamik des Anstieges der Einkaufspreise der befragten Unternehmen inzwischen spürbar nachzulassen.
Ausblick
Heute wird in den USA mit besonderem Interesse auf die Juni-Zahlen zur Entwicklung der offenen Stellen zu achten sein. Die Beschäftigungssituation in den USA präsentiert sich erfreulich. Zwar hat sich sie Zahl der offenen Stellen im Juni leicht auf rund 11,3 Millionen reduziert, dies ist aber weiterhin nahe am absoluten Rekordstand. Es wird nun zunehmend wichtig für die Märkte, ob sich der Personalbedarf der US-Firmen aufgrund des zuletzt schwierigeren wirtschaftlichen Umfeldes reduziert.
Rentenmarkt
Schwache Wirtschaftsdaten ließen die Kurse deutscher Bundesanleihen und US-Staatsanleihen anziehen.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt zeigte sich zunächst sehr freundlich, wurde dann jedoch von einer schwächeren Wall Street ausgebremst. DAX -0,03%, MDAX +0,23%, TecDAX +0,59%. Die US-Aktienmärkte fanden keine klare Richtung und gaben leicht nach. Dow -0,14%, S&P-500 -0,28%, Nasdaq-Com.-0,18 %.
Unternehmen
Covestro hat erneut die Prognose gesenkt. Damit reagiert der Kunststoffhersteller auf die stark gestiegenen Energiekosten und die Abschwächung der Weltkonjunktur. Im Gesamtjahr rechnet Covestro nur noch mit einem operativen Gewinn (EBITDA) zwischen 1,7 und 2,2 (bisher: 2,0 bis 2,5) Mrd. EUR. In Q2 erzielte Covestro ein EBITDA in Höhe von EUR 547 Mio. (Prognose: 430 bis 530) Mio. EUR. Dies wurde begünstigt durch eine schneller als erwartete Normalisierung der Logistiksituation in China. In Q3 plant Covestro mit nur noch 300 bis 400 Mio. EUR EBITDA.
Devisen
Die weitgehend freundliche Stimmung an den Aktienmärkten hat dem Euro leichte Unterstützung gegeben.
Rohstoffe
Die schwachen chinesischen Einkaufsmanagerdaten, und auch jene aus der Euro-Zone, haben die Ölpreise am Montag belastet.
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