SFC Energy: „Auf der Welle ganz oben reiten”
Peter Podesser, CEO des Brennstoffzellen-Konzerns SFC Energy, sieht Chancen – gerade jetzt. In den letzten Jahren hat es die Brennstoffzelle aus der Nische mitten in die Gesellschaft geschafft und sich in der industriellen Nutzung etabliert. Und mit dem Russland-Ukraine Krieg könnte eine neue Phase dieser Entwicklung eingeleitet werden.
SFC Energy hat mittlerweile ca. 55.000 Brennstoffzellen-Systemen verkauft, die vornehmlich industriell genutzt werden, zum Beispiel als Notstromsysteme, wo sie nach und nach Dieselgeneratoren ersetzen. Und nun, wo in der Ukraine ein Krieg ausgebrochen ist, der das Verhältnis vieler Industrieländer zu Russland auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte auf das Äußerste belasten wird, wächst der Zwang, sich nach Alternativen zu teuer gewordenen fossilen Energieträgern umzusehen.
Tatsächlich spürt man in Brunnthal bei München, wo SFC Energy (WKN: 756857, ISIN: DE0007568578, Chart, News) beheimatet ist, die stark steigende Nachfrage. Dies ziehe sich „international quer durch alle Länder, in denen wir tätig sind”, sagt Podesser. Den Süddeutschen kommt dabei ihre Erfahrung zugute. Man habe gezeigt, sagt Podesser im Gespräch mit der 4investors-Redaktion, dass die Brennstoffzellen von SFC tausende Stunden im Feld funktionieren und industriell ausgereift seien.
Boomende Nachfrage nach Brennstoffzellen
Schon vor dem Russland-Ukraine Krieg boomte die Nachfrage nach den alternativen Energiequellen aus Brunnthal, war „das wirtschaftliche Umfeld so gut wie nie”, so Podesser. Deshalb baut das Unternehmen die Kapazitäten aus: Am Stammsitz in Brunnthal wird die Kapazität verdoppelt, in Rumänien fährt man die Fertigung hoch – beides soll noch 2022 abgeschlossen werden. Ziel: Das jetzt schon ordentliche Tempo bei der Expansion zu verstärken. Man will „auf der Welle ganz oben reiten”.
Dazu sind aber schnelle Schritte nötig, glaubt Podesser. Dass SFC Energy nun eine Kapitalerhöhung durchzieht, passt da ins Bild. Bis zu rund 56 Millionen Euro will das Unternehmen erlösen. Aktionäre können für jeweils fünf bestehende SFC Energy Aktien eine neue zu 19,50 Euro beziehen. Die Bezugsfrist soll voraussichtlich vom 13. Juli 2022 bis einschließlich 26. Juli 2022 laufen. Podesser selbst sowie Finanzvorstand Daniel Saxena werden ihre Bezugsrechte vollständig ausüben und neue Aktien beziehen, ihr Vorstandskollege Hans Pol wird seine Bezugsrechte in Höhe von 100.000 Euro ebenfalls ausüben. Podesser sieht die Konditionen der Kapitalerhöhung als „attraktives Angebot”, auch mit Blick auf die bestehenden Aktionäre.
Den Emissionserlös will SFC Energy in die Expansion investieren. Es geht darum, „Geschwindigkeit aufzubauen”, so Podesser. Man wollte daher auch mit der Finanzierungsmaßnahme nicht bis nach der Sommerpause warten – ein Zeitpunkt, zu dem schon mit der Umsetzung geplanter Vorhaben begonnen werden soll. „Die Gesellschaft beabsichtigt, den Nettoerlös aus der Kapitalerhöhung für die regionale und technologische Expansion, die Beschleunigung ihrer Forschungs- und Entwicklungstätigkeit und anorganische Wachstumsmöglichkeiten zu verwenden”, heißt es hierzu in der am Montag veröffentlichten Ad-Hoc-Meldung von SFC Energy.
Bei der Expansion steht unter anderem der Ausbau des Partnergeschäfts im Fokus. Einer der wichtigsten Namen ist hier Toyota Tsusho, mit der man in Südostasien kooperiert, was intensiviert werden dürfte. International haben die Süddeutschen allerdings auch die USA im Fokus: Die Analysten von Berenberg erwarten einen Einstieg in den Markt, der durch den Zukauf eines Systemintegrators vollzogen werden könnte. In Europa will man die Aktivitäten ebenfalls ausbauen.
Akquisitionen und technologische Weiterentwicklung
Technologisch will man sich weiter verbessern. Podesser hat zum einen mögliche Akquisitionen von Technologien im Blick, die das eigene Angebot ergänzen und verbessern. Zum anderen will man die eigenen Technologien auch selbst weiterentwickeln. So sollen Energielösungen mit höheren Leistungsniveaus von bis zu 500 KW entwickelt werden, grüner Wasserstoff bleibt ein wichtiges Thema, aber auch die Verbesserung der Software und Cloud-basierter Dienste.
Zudem könnten neue Märkte ein Thema werden. Der drohende Gas-Engpass lässt immer mehr Menschen einen Blick auf alternative Energielösungen für die eigenen vier Wände werfen. Ein Markt, auf den sich SFC Energy bisher nicht aktiv fokussiert hat. Das könnte aber zu einem Thema werden, zumal SFC Energy auch ein deutlich steigendes Interesse bei Direktkunden registriert. Noch aber muss man den Markt prüfen, unter anderem was die Preissensibilität angeht. Ob hier großes zusätzliches Wachstumspotenzial entsteht, bleibt abzuwarten.
Dennoch zeigt sich: Für SFC Energy war der Markt noch nie so attraktiv wie heute. Die Gesellschaft habe die „Möglichkeit, vom Makroumfeld zu profitieren, wenn wir jetzt schnell die nächsten Schritte machen”, so Podesser. Die Kapitalerhöhung soll dafür die Weichen stellen.