DAX: Das „2P-Problem“ der Anleger - Powell und Putin - Nord LB

Mit Blick auf die heutige Eröffnung schien beim DAX gestern noch ein Unterschreiten der psychologisch wichtigen Marke von 15.000 Punkten zu drohen. Der deutsche Leitindex konnte sich dem Abwärtssog der US-Börsen nun aber doch entziehen. Ein Grund hierfür dürfte das mittlerweile anberaumte Treffen der Außenminister Russlands und der USA sein. Am Aktienmarkt ist folglich die Hoffnung auf eine diplomatische Lösung des Ukraine-Konfliktes wieder stärker in den Vordergrund gerückt. Grundsätzlich bleibt das „2P-Problem“ der Anleger – also Putin und Powell – aber natürlich weiterhin im Fokus.
Mit Blick auf die geopolitische Lage ist zunächst festzuhalten, dass inzwischen offenbar sehr viele institutionelle Anleger Ressourcen dafür eingesetzt haben, um umfangreiche Simulationsstudien bezüglich der ökonomischen Effekte eines möglichen militärischen Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine durchzuführen. Diese Beobachtung illustriert vor allem ein Faktum sehr klar – die Nervosität der Anleger ist aktuell extrem groß! Diese Verunsicherung führt natürlich zu höheren Risikoprämien und belastet somit die Kurse an den internationalen Aktienmärkten. Allerdings dürfte kaum ein institutioneller Investor sein Basisszenario entsprechend anpassen wollen. Eine militärische Auseinandersetzung in der Ukraine hätte – auch aufgrund der dann drohenden Sanktionen des Westens gegen Russland – wohl keine Gewinner. Daher sollten alle Beteiligten grundsätzlich an einer diplomatischen Lösung des Konflikts interessiert sein. Die Krisenszenarien der Anleger sind folglich in erster Linie Fingerübungen im angewandten Risikomanagement. Sie haben dennoch eine hohe Bedeutung für das aktuelle Marktgeschehen, weil sie als unmissverständlicher Hinweis auf eine große Unsicherheit an den Finanzmärkten zu werten sind.
Auch die weitere US-Geldpolitik muss von den Börsen sehr genau im Auge behalten werden. Ab März ist in Washington mit Leitzinsanhebungen durch „Jerome Powell & Co.“ zu rechnen. Die jüngsten Kommentare des US-Notenbankers James Bullard haben an den Finanzmärkten die Erwartungshaltung einer sehr offensiven Neuausrichtung der Fed-Geldpolitik geweckt. Vielleicht preist der globale Aktienmarkt inzwischen aber bereits zu viel zukünftige Aktivität beim FOMC ein. Das Ausbleiben eines Zinsschritts um +50bp im März würde den Kursen der Dividendenpapiere daher mittlerweile wohl schon helfen. Unter Umständen ist dies sogar ein Ziel der aktuellen Kommunikationspolitik der US-Notenbank. In der kommenden Woche könnten die Redebeiträge des hochrangigen Fed-Offiziellen Raphael Bostic dem globalen Aktienmarkt zudem bereits stützende Impulse liefern. Dieser gilt nämlich als Anhänger einer eher vorsichtigeren Neuausrichtung der Geldpolitik in den Vereinigten Staaten. Er spricht unter anderem am Dienstag anlässlich einer Veranstaltung der renommierten Duke University. Dabei sind auch Fragen des Auditoriums zugelassen, welche generell gesprochen häufiger zu marktbewegenden Kommentaren von Notenbankern zu führen scheinen.

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