Friedrich Vorwerk: Wasserstoff ist ein Bereich mit großen Perspektiven
Noch in diesem Monat will die Friedrich Vorwerk Group SE an die Börse gehen. Diesen straffen Zeitplan bestätigt Vorstandschef Torben Kleinfeldt am Abend in einem Pressegespräch, das von Montega CONNECT organisiert wurde. Der IPO-Kandidat ist im Bereich des Pipeline- und Anlagenbaus für Gas-, Strom- und Wasserstoffanwendungen aktiv. 2020 macht das Unternehmen einen Umsatz von 291 Millionen Euro. Das EBITDA liegt bei 59 Millionen Euro, operativ werden 47 Millionen Euro verdient.
Laut den Planungen zum Börsengang will die Gesellschaft mittels Kapitalerhöhung rund 90 Millionen Euro ins Unternehmen holen. Alteigentümer (MBB hält 66,67 Prozent aller Anteile) wollen sich ebenfalls von Aktien trennen. Mit dem frischen Geld will Friedrich Vorwerk expandieren.
Rund 75 Millionen Euro wollen die Norddeutschen in das Wachstum investieren. Etwa ein Drittel der Summe soll in ein Hydrogen Lab gehen. Dabei handelt es sich um ein Forschungs- und Entwicklungslabor für Wasserstofftechnologien. Ein Drittel will man in Wiesmoor bei der Tochter Bohlen & Doyen Bau investieren, um die dortigen Kapazitäten zu vergrößern. Hier engagiert sich Vorwerk im Bereich Pipeline-, Kabel- und Anlagenbau für Gas- und Stromnetze. Ein weiteres Drittel ist für die Digitalisierung und Automatisierung bei Vorwerk reserviert.
Mit dem Rest könnte man M&A-Aktivitäten unterstützen. Einen Zukauf hat Vorwerk mit dem Erwerb von Korupp in diesem Jahr bereits getätigt. Wie Kleinfeldt auf der Montega-Konferenz deutlich macht, würde er weitere Akquisitionen nicht ausschließen. Dabei steht einerseits der Bereich Wasserstoff im Fokus, andererseits sind auch solche Unternehmen als Kaufobjekte interessant, die sich mit Horizontalbohrungen für Kabelprojekte auskennen. Letztlich können Akquisitionen auch den Weg in neue europäische Märkte ebnen. Vor allem die Benelux-Länder und Spanien sind laut Kleinfeldt für Vorwerk spannende Länder.
Noch ist der Bereich Wasserstoff bei Vorwerk das umsatzmäßig kleinste Segment. Rund 1 Prozent des Umsatzes wurden hier 2020 erwirtschaftet. Das will der Börsenkandidat jedoch ändern. Indizien, dass dies gelingen dürfte, gibt es bereits. So entfallen 7 Prozent des Auftragsbestands zum Jahresende auf den Wasserstoff. Langfristig soll der Wasserstoff die Hälfte zum Umsatz beitragen.
Innerhalb von fünf Jahren will Vorwerk den Umsatz auf 300 Millionen Euro bis 500 Millionen Euro steigern. In 10 Jahren könnte der Umsatz des Unternehmens aus dem norddeutschen Tostedt die Marke von einer Milliarde Euro knacken. Dann sollen rund 50 Prozent des Umsatzes mit Wasserstoff generiert werden.
Wie groß dieser Markt ist, macht eine Zahl deutlich: Bis 2030 will man in Europa, vor allem auch dank des Green Deals der EU, 430 Milliarden Euro in die Entwicklung der entsprechenden Infrastruktur für Wasserstoff investieren. Zum Vergleich: Auf den Bereich Erdgas-Infrastruktur entfallen in Deutschland bis 2026 rund 5 Milliarden Euro, die Elektrizitäts-Infrastruktur mit den Strom-Autobahnen hat bis dahin ein Volumen von 17 Milliarden Euro im Inland.
Und in allen Segmenten ist Vorwerk stark engagiert. Das macht auch eine Kundenliste deutlich. Dort sind neben Stadtwerken solche Größen wie E.On, Tennet, ABB, EWE und innogy aufgelistet.
Vorteilhaft für Vorwerk ist dabei, dass man von A bis Z alles mit den eigenen 1.300 Mitarbeitern schaffen kann. Vorstand Kleinfeldt, der über die ALX 33,33 Prozent an Vorwerk hält, spricht in diesem Zusammenhang von einem „Sweetspot“. Man sei ein Dienstleister, der von der ersten Idee über die Realisierung alles mit eigenen Ressourcen vorantreiben könne. Auch der Betrieb und die Wartung kann von Vorwerk übernommen werden. Der sonst so ruhige und besonnene Kleinfeldt zeigt sich während des Montega-CONNECT-Gespräches stolz: „Das kann kein anderer Spieler in Europa“.
Der Vorstand ist sich sicher, dass Vorwerk im Bereich Wasserstoff künftig einer der Hauptakteure in Europa sein wird. Er sieht in dieser Sparte große Perspektiven für sein Unternehmen – mit anständigen Margen.