Commerzbank: Wirecard-Skandal kostet 175 Millionen Euro - trotzdem Gewinn!
Als einer der Kreditgeber des Skandal-Konzerns Wirecard muss die Commerzbank in der Bilanz für das zweite Quartal 175 Millionen Euro abschreiben. Insgesamt verschlechtert sich das Risikoergebnis des MDAX-notierten Finanzdienstleisters im zweiten Quartal 2020 von -178 Millionen Euro auf -469 Millionen Euro. Davon gehen laut der Commerzbank 175 Millionen Euro auf einen „Einzelfall” - nach Informationen dieser Redaktion ist dies Wirecard - zurück, Corona-Effekte brachten weitere 131 Millionen Euro an Belastungen.
Dennoch hat die Commerzbank das zweite Quartal 2020 mit einem Gewinn abgeschlossen - was an der Börse gut ankommt. Bis auf 4,815 Euro klettert die Commerzbank Aktie im frühen Handel und liegt aktuell knapp unter dem Tageshoch bei 4,76 Euro mit rund 5 Prozent im Plus. Die charttechnischen Hürden bei 4,77/4,86 Euro hat der Titel bisher aber nicht überwinden können.
Für das zweite Quartal 2020 beziffert die Commerzbank ihre bereinigten Erträge auf 2,3 Milliarden Euro nach 2,1 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Profitieren konnte das Unternehmen vor allem von dem starken Geschäft mit Wertpapieren, woraus ein Zuwachs des Provisionsüberschusses um 7 Prozent resuliterte. „Einen positiven Beitrag von rund 50 Millionen Euro steuerte der Venture-Capital-Fonds der Commerzbank, Commerz-Ventures, bei”, so der Finanzdienstleister. Operativ ist der Gewinn der Bank von 309 Millionen Euro auf 205 Millionen, so Euro gefallen, das Konzernergebnis sinkt von 279 Millionen Euro auf 220 Millionen Euro. Die harte Kernkapitalquote konnte die Commerzbank ohne Nutzung regulatorischer Übergangsregelungen auf 13,4 Prozent steigern. Die Kosten konnte der Finanzkonzern von 1,59 Milliarden Euro auf 1,53 Milliarden Euro senken.
„Wir haben im zweiten Quartal trotz Corona ein positives Ergebnis erzielt und konnten unsere Kunden tatkräftig bei der Bewältigung der Pandemiefolgen unterstützen. Das hat in diesen Zeiten oberste Priorität”, sagte Martin Zielke, Vorstandsvorsitzender der Commerzbank. „Dabei zahlt sich für uns aus, dass wir die Bank in den vergangenen Jahren viel robuster und digitaler aufgestellt haben”, so der scheidende Bank-Vorstand. „Wir haben unsere Erträge und unsere Kapitalquote im zweiten Quartal gesteigert, das Operative Ergebnis ist allerdings durch das Risikoergebnis belastet worden. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Kosten senken, um künftige Belastungen abfedern zu können. Daran arbeiten wir. So haben wir das Kostenziel für dieses Jahr weiter verschärft”, sagt Bettina Orlopp, Finanzvorständin der Commerzbank.
Für 2020 erwartet die Commerzbank eine Kostenbasis inklusive der IT-Investitionen leicht unter dem Niveau des vergangenen Jahres. Beim Risikoergebnis werden Belastungen zwischen 1,3 Milliarden und 1,5 Milliarden Euro prognostiziert. „Damit rechnet die Bank unter Berücksichtigung von möglichen Restrukturierungsaufwendungen für dieses Jahr mit einem negativen Konzernergebnis”, so die Commerzbank. Bei der harten Kernkapitalquote erwartet man einen Wert von mindestens 12,5 Prozent.