Stimmungsindikatoren Eurozone: Eine einzige Katastrophe! - Nord LB Kolumne
Heute Vormittag wurde eine ganze Reihe von Stimmungsindikatoren für Deutschland und Frankreich bzw. die gesamte Eurozone veröffentlicht. So hat Markit die vorläufigen Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Europas Einkaufsmanagern publiziert. Wie erwartet sind im April die Einkaufsmanagerindizes infolge der pandemiebedingten Shutdowns auf breiter Front eingebrochen. Das Ausmaß des Absturzes fällt jedoch noch deutlich stärker aus als wir gemäß unseren ohnehin relativ pessimistischen Prognosen erwartet hatten. Vor allem im Dienstleistungssektor ging es von 26,5 Punkten im März auf nur noch 11,7 Punkte im freien Fall abwärts. Der Index für Deutschland (15,9 Punkte) liegt im Vergleich zu Frankreich (10,4) zwar etwas höher, zeichnet damit jedoch ebenfalls ein Bild eines katastrophalen Einbruchs im April.
Auch in der Industrie hat sich die Stimmung im laufenden Monat in einem beispiellosen Ausmaß verschlechtert. Der PMI Industrie für die Eurozone sackte auf 33,6 Punkte und damit den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren ab. Hierbei muss noch berücksichtigt werden, dass in den Hauptindex Industrie die Teilkomponenten Lieferzeiten und Lager eingehen. Betrachtet man nur die Produktionskomponente, so ergibt sich auch für die Industrie ein historischer Einbruch von 38,5 auf nur noch 18,4 Punkte. Es leiden zwar ganz besonders die direkt von der Pandemie betroffenen Unternehmen im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie der Reise- und Tourismusbranche, aber eben nicht nur. Ein breiter Nachfrageeinbruch, unterbrochene Lieferketten und eine extrem hohe Unsicherheit bezüglich der weiteren gesamtwirtschaftlichen Perspektiven haben auch in der Industrie tiefe Spuren hinterlassen.
In der Summe ist es im April infolge der Eindämmungsmaßnahmen in der Eurozone zu dem stärksten jemals von Markit gemessenen Beschäftigungsrückgang sowie Einbruch der gesamtwirtschaftlichen Aktivität gekommen. Der zusammengefasste Composite Index Produktion sackte auf ein Allzeittief von 13,5 Punkten ab – und notiert damit noch erheblich tiefer als im Höhepunkt der globalen Finanzkrise Anfang 2009 (36,2 Punkte). Das Insee-Geschäftsklima bestätigt die Dramatik für Frankreich, der Index rutschte im April wie von uns erwartet auf ein Allzeittief. Wenig überraschend für eine Volkswirtschaft, die im Shutdown ungefähr auf 65% des Normalbetriebs läuft. Und auch in Deutschland ist die gesamte Volkswirtschaft erheblich betroffen: Das GfK-Verbrauchervertrauen befindet sich im freien Fall und rutscht auf -23,4 Punkte steil abwärts.
Leider übertrifft der Stimmungseinbruch im April noch unsere pessimistischen Erwartungen. Trotz erster Versuche, die rigiden Eindämmungsmaßnahmen sukzessive etwas zu lockern, ist ein Absturz in die tiefste konjunkturelle Krise weder für die Eurozone noch für Deutschland noch abwendbar. Wir rechnen für das Jahr 2020 mit dem stärksten BIP-Einbruch seit dem zweiten Weltkrieg.
Fazit: Die europäischen Stimmungsindikatoren für den Monat April sprechen eine gemeinsame Sprache. Auf breiter Front ist die wirtschaftliche Aktivität im April wegen der Pandemie und der teils rigiden Eindämmungsmaßnahmen eingebrochen, teilweise gar ganz zum Erliegen gekommen. Die ökonomischen Auswirkungen der Pandemie sind wegen der hohen Abhängigkeit vom weiteren Verlauf nur schwer quantifizierbar. Sicher ist aber, dass wir uns inmitten der schärfsten konjunkturellen Krise seit dem zweiten Weltkrieg befinden.