EZB beschließt Ende der Nettokäufe, beendet lockere Geldpolitik aber nicht - Commerzbank Kolumne
Wie erwartet, hat die EZB auf der gestrigen turnusmäßigen Ratssitzung jetzt auch formal beschlossen, dass die Nettokäufe von Anleihen im Dezember enden. EZB-Chef Draghi stellte deshalb klar, das damit die sehr expansive Geldpolitik keineswegs endet. Die EZB wird noch eine ganze Zeit lang als Käufer von Anleihen am europäischen Rentenmarkt tätig sein. So wird sie auslaufende Anleihen noch eine lange Zeit reinvestieren. Auch eine Zinserhöhung steht bis auf weiteres nicht an. Zudem haben die EZB-Ratsmitglieder über neue Mehrjahreskredite (LTRO) gesprochen. Dafür soll ein Ausschuss die Liquiditätslage der Banken zunächst analysieren. Wir erwarten, dass die EZB im nächsten Jahr zu dem Schluss kommen wird, dass als Ersatz für das Auslaufen alter LTROs für Frühsommer 2019 neue Langfristkredite notwendig werden. Für die Wirtschaft sieht Draghi die Risiken als ausgewogen, er rechnet aber mit einer etwas schwächeren Wachstumsdynamik. Immer noch sei ein starker geldpolitischer Stimulus notwendig. So nannte er die hohe Volatilität an den Emerging Markets und den steigenden Protektionismus als Risiken. Die Projektionen für Wachstum und Inflation wurden nur minimal geändert. So wurde die Wachstumsprognose für 2019 von 1,8% auf 1,7% und ihre Inflationsprognose von 1,7% auf 1,6% leicht gesenkt. Die Frage, ob Wertpapierkäufe (Quantitative Easing) jetzt in den ständigen geldpolitischen Instrumentenkasten der EZB aufgenommen werde, wurde von Draghi bejaht. Er betrachtet Wertpapierkäufe als permanentes Instrument der EZB und betonte, dass das jüngste, am Montag gefällte Urteil des europäischen Gerichtshofs (EuGH) seine Sicht unterstütze. Tatsächlich haben die Richter des EuGH die von der EZB selbst gesetzte Ankaufsobergrenze von 33% mit keinem Wort erwähnt. Eher machten sie den Eindruck, dass sie einverstanden wären, wenn die EZB sogar knapp 50% der ausstehenden Anleihen kaufen würde.
Anleihen
Japan: Tankan-Index (4. Quartal), 00:50 Uhr
China: Industrieproduktion (Nov.), 03:00 Uhr
Euroraum: Einkaufsmanagerindizes (Dez.), 10:00 Uhr
USA: Einzelhandelsumsätze (Nov.), 14:30 Uhr
USA: Industrieproduktion (Nov.), 15:15 Uhr
Nun ist es amtlich: Die Europäische Zentralbank wird zum Jahresende die Anleihekäufe einstellen und nur noch Fälligkeiten und Kuponzahlungen reinvestieren. EZB-Präsident Draghi äußerte sich auf der Pressekonferenz hinsichtlich des konjunkturellen Ausblicks etwas vorsichtiger als nach der letzten Sitzung im November. Die Risiken hätten zugenommen. Zudem hat die EZB die Projektionen für Wachstum und Inflation etwas zurückgenommen (vgl. „Im Blickpunkt“). Somit gab es gestern keine Überraschung. Einige Marktteilnehmer dürften auf eine etwas expansivere Richtung gehofft haben. Der Euro gab zum US-Dollar etwas nach. Ein positives Signal kam am Nachmittag vom US-Arbeitsmarkt. Dort sind die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung auf 206.000 zurückgegangen, nachdem sie vier Wochen lang zwischen 220.000 und 235.000 lagen. Möglicherweise wurden für das Weihnachtsgeschäft mehr Saisonkräfte als üblich eingestellt. In China blieb der Zuwachs bei der Industrieproduktion mit 5,4% hinter den Analystenerwartungen (5,9%) zurück. Als Reaktion auf die Proteste der Gelbwesten hatte der französische Staatschef Macron am Donnerstag Mehrausgaben angekündigt. Das staatliche Defizit dürfte im kommenden Jahr mit etwa 3,25% höher als geplant ausfallen. Damit ist Ärger vorprogrammiert. Zum einen droht nun auch Frankreich ein Defizitverfahren, bzw. zumindest eine Verwarnung seitens der EU-Kommission. Zum anderen dürfte dies in Italien auf Unverständnis stoßen, da die EU dem Land ein Defizit unter 2% verordnet hat. Allerdings war Frankreich in der Vergangenheit auch reformfreudiger als Italien.
Aktien
Heute keine relevanten Unternehmenstermine
Nach zwei Tagen mit relativ starker Performance taten sich die europäischen Aktienbörsen schwer, den Erholungstrend weiter fortzusetzen. Obwohl man zur Eröffnung noch von dem bestandenen Misstrauensvotum der britischen Premierministerin, weiteren Entspannungssignalen im Handelskonflikt sowie den guten Überseevorgaben profitierte, bröckelten die Kurse dann schnell wieder ab. Auch die Bekanntgabe der EZB, die Anleihekäufe zum Jahresende einzustellen, sorgte für keine neuen Impulse. An der Spitze des deutschen Leitindex Dax30 standen neben den Versorgern (RWE: +1,9%, E.ON: +1,4%) die Aktien von BMW (+1,9%). Der Automobilproduzent hatte überzeugende Absatzdaten für November vorgelegt. Mit Abstand schlechtester Einzelwert im MDax war die Metro-Aktie (-11,1%), nachdem der Handelskonzern bekanntgegeben hatte, im laufenden Geschäftsjahr mit einem Rückgang des operativen Gewinns zu rechnen. Im EURO-STOXX 50 konnten Banken (+0,8%) ihren Erholungstrend fortsetzen. Noch stärker entwickelten sich im Leitindex des Euroraums die Versorger (+1,4%)., die damit den positiven Trend der letzten Wochen weiter fortsetzten. Dagegen stand erneut der Grundstoffsektor (-1,7%) am Ende der Performanceliste. Die Wall Street knüpfte zur Eröffnung noch an ihre jüngste Stabilisierungsbewegung an. Im weiteren Handelsverlauf verlor der Dow Jones einen Großteil der Kursgewinne, konnte sich aber letztendlich mit einem leichten Plus behaupten. Besonders positiv entwickelte sich hier die Aktie des Konsumgüterproduzenten Procter & Gamble (+2,6%). Dank gut aufgenommener Veränderungen im Unternehmensportfolio stieg General Electric (+9,1%) im marktbreiten S&P 500 deutlich an. Auf Branchenebene konnten vor allem die defensiven Sektoren Versorger (+0,9%) und Basiskonsum (+0,7%) Gewinne verbuchen. Die asiatischen Börsen entwickeln sich heute Morgen in der Breite schwächer.