co.don: Milliardenschweres Marktpotenzial in Europa
Noch bis zum 15. Februar können sich Investoren von co.don an einer Kapitalerhöhung beteiligen. Bis zu 1,474 Millionen Aktien werden dabei ausgegeben, der Bezugspreis je Aktie liegt bei 3,39 Euro. So können brutto fast 5 Millionen Euro in die Kasse von co.don kommen. Im Exklusivinterview mit der Redaktion von www.4investors.de erläutert Vorstandschef Dirk Hessel, wie er das frische Geld einsetzen will. Der CEO spricht dabei auch über Expansionsideen und Vertriebsmöglichkeiten. Die Bewertung der co.don-Aktie ist im Gespräch mit Hessel ebenso ein Thema wie die Produktionskapazitäten.
www.4investors.de: Die Bezugsfrist der Kapitalerhöhung von co.don läuft seit Anfang Februar. Wie ist bisher das Feedback der Investoren?
Hessel: Die geführten Gespräche mit Aktionären zeigen eine hohe Beteiligungsbereitschaft. Ein konkretes Zwischenergebnis haben wir bislang noch nicht, da die Aktionäre über ihre Depotbanken zeichnen und das gezeichnete Volumen aus Bezug und Überbezug erst nach Abschluss der Bezugsfrist feststeht. Die Bezugsfrist läuft vom 1. Februar bis einschließlich 15. Februar 2017. Für den Fall, dass nicht alle neuen Aktien im Rahmen des Bezugsangebots bezogen werden, bieten wir Drittinteressenten im Rahmen einer Privatplatzierung die verbleibenden Aktien zu denselben Bedingungen an. Auch hier haben Großanleger bereits Interesse signalisiert.
www.4investors.de: Ist co.don mit dieser Kapitalerhöhung durchfinanziert, bis das Unternehmen sich aus eigener Kraft finanzieren kann, oder ist mit weiteren Kapitalmaßnahmen in den kommenden Jahren zu rechnen?
Hessel: Nach gegenwärtiger Unternehmensplanung erwarten wir für das operative Geschäft in 2018 eine „schwarze Null“. Allerdings – und das ist auch mit ein Grund für die aktuelle Kapitalerhöhung – gestalten sich Märkte und Umfeld dynamisch. Ergibt sich ein Momentum, zeigen sich Chancen, sollte man diese auch nutzen – zum Wohle der Firma und ihrer Aktionäre. Dabei gibt es viele Möglichkeiten: Die Ausweitung unseres Produktportfolios zum Beispiel ist ein wichtiger Punkt, um langfristig eine Risikobalancierung vorzunehmen und unseren allgemeinen Cash-flow erhöhen zu können. Oder auch die Ausweitung unseres Marktes: Die co.don AG konzentriert sich gegenwärtig auf die Erlangung der EU-weiten Zulassung, mittelfristig haben wir aber auch außereuropäische Märkte im Blick und auch ein Markteintritt in den US-Markt ist denkbar. In dieser Hinsicht sind wir offen für strategische Partnerschaften. Wichtig sind eine lokale Expertise und die Verfügbarkeit von finanziellen Mitteln, um notwendige klinische Studien durchzuführen. Auch F+E-Partnerschaften oder Auslizensierungen sind möglich.
Weiterer Kapitalbedarf könnte sich aus den Auflagen der EMA nach Zulassung ergeben. Wir sind angehalten, auch weiterhin Daten zu erheben, um die andauernde Wirksamkeit und Sicherheit unseres Arzneimittels im Mittel- und Langfristverlauf der klinischen Anwendung zu belegen.
www.4investors.de: Mit dem Emissionserlös der laufenden Kapitalerhöhung werden sie vor allem Investitionen im Zusammenhang mit der geplanten europaweiten Markteinführung ihres Gelenkknorpelproduktes finanzieren. Welche Investitionen sind hier in Zusammenhang mit dem Vertrieb konkret geplant?
Hessel: Das eingeworbene Kapital dient zur nochmaligen Intensivierung der begonnenen Vorbereitungsmaßnahmen, um die sich mit einer Zulassung bietenden Möglichkeiten sofort angehen zu können. Neben der Erstellung länderspezifischer Marktanalysen geht es nun vor allem um die Ansprache von ärztlichen Meinungsbildnern, den Ausbau des Netzwerks und – ganz konkret – um Anwenderschulungen in Vorbereitung der ersten Anwendungen.
Des Weiteren wird der Vertrieb in Deutschland weiter ausgebaut, da auch hier noch viel Potential zu heben ist.
www.4investors.de: Reichen ihre Produktionskapazitäten aus, um eine nach einer Zulassung steigende Nachfrage zu bedienen? Oder müssen sie in Erweiterungsmaßnahmen investieren?
Hessel: Wir erwarten eine deutlich steigende Nachfrage unseres Produkts sowohl im Rahmen der EU-Zulassung als auch durch den weiteren Ausbau der Marktpräsenz in Deutschland. Daher sollen die Produktionskapazitäten ausgebaut und durch Automatisierung und Prozessoptimierung gesteigert werden. Wichtig ist auch die Weiterentwicklung des standardisierten Logistikmanagements, um die erwartete Produktnachfrage innerhalb der EU zeitgerecht bedienen zu können.
www.4investors.de: Ende 2016 hat co.don bei den europäischen Behörden den Zulassungsantrag für chondrosphere gestellt. Wann ist mit einem Entscheid der Behörden über die Zulassung von co.don chondrosphere spätestens zu rechnen und wie sieht die „Roadmap“ im Zulassungsprozess aus?
Hessel: Wir erwarten die EU-weite Zulassung für unser Gelenkknorpelprodukt für das vierte Quartal des laufenden Geschäftsjahres. Die ganze Roadmap im Zulassungsprozess beginnt jedoch schon 2009 mit der Initiierung der beiden klinischen Studien. In den vergangenen acht Jahren hat sich die gesamte Firma den Arbeiten zur Zulassungserteilung als dem strategisch wichtigsten Ziel der Gesellschaft verpflichtet.
www.4investors.de: 2015 hatten sie im Interview mit www.4investors.de mit ersten Umsätzen im europäischen Ausland für das Jahr 2018 gerechnet. Diese Prognose bleibt also weiter aktuell?
Hessel: Diese Prognose bleibt nach wie vor aktuell. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir einen Teil des Erlöses der aktuellen Kapitalerhöhung dazu verwenden, noch intensiver und breiter in die Marktvorbereitung zu gehen. Erste Ergebnisse aus Gesprächen mit lokalen Behörden stimmen uns zuversichtlich, in 2018 erste Umsätze im europäischen Ausland zu generieren.
www.4investors.de: Das europäische Marktvolumen, das für co.don zugänglich ist, beziffern sie auf bis zu 675 Millionen Euro pro Jahr. Welchen Marktanteil wollen sie hiervon erreichen?
Hessel: Das europäische Marktpotential beziffern wir inzwischen – basierend auf den Datenerhebungen zur Markteintrittsvorbereitung – auf ca. 1 Milliarde Euro pro Jahr. Allein in der Indikation Knie sehen wir ein EU-weites Potenzial von jährlich über 115.000 Anwendungen. Der Marktanteil ist abhängig von den Launchsequenzen, d.h. in welche Länder und Ländergruppen wir wann gehen. Damit verbunden sind weitere Faktoren wie Preisstellung und Erstattungsfähigkeit. Wir gehen davon aus, das co.don in den ersten Jahren nach der EU-weiten Zulassung ein Alleinstellungsmerkmal im Markt besitzt, was zu einem signifikanten Marktanteil führen wird. Der Aufbau eines Vertriebs im EU-Ausland wird einige Zeit in Anspruch nehmen, aber bis Ende 2012 waren wir schon im europäischen Ausland aktiv. Hier können wir in einzelnen Ländern auf bestehende Kontakte zurückgreifen.
www.4investors.de: In Deutschland müssen sie Kliniken, die ihre Transplantationstechnik anwenden wollen, gemäß Transplantationsgesetz langwierig zertifizieren. Mit welchen regulatorischen Herausforderungen haben sie im europäischen Ausland zu rechnen und wie sieht es mit der Erstattungsfähigkeit des Eingriffs mit chondrosphere in den EU-Ländern aus?
Hessel: Sowohl die Regularien für die Anwendung als auch die Erstattungssituation gestalten sich je nach Land sehr heterogen - die jeweiligen nationalen Besonderheiten zeigen sich z.B. in dem Grad und der Art und Weise der medizinischen Versorgung. Hier sind länderspezifische Analysen notwendig, die wir derzeit durchführen.
www.4investors.de: Eine abschließende Frage: Analysten haben die aktuelle Situation der co.don Aktie rund um die Kapitalerhöhung als „attraktive Einstiegschance“ eingestuft. Sehen sie den Anteilsschein als unterbewertet an?
Hessel: Es ist nicht an mir, eine Bewertung der Aktie vorzunehmen - der Aktienmarkt, die Käufer und Verkäufer der Aktie entscheiden, ob der aktuelle Aktienkurs den wahren Unternehmenswert widerspiegelt. Die positive Entwicklung des Aktienkurses innerhalb der letzten zwei Jahre und insbesondere seit der letzten Kapitalerhöhung im Herbst 2015 bildet die Dynamik ab, mit der sich die co.don AG wandelt: Aus einem eher forschungs- und entwicklungsorientierten Biotechnologie-Unternehmen wird mehr und mehr ein vollintegriertes biopharmazeutisches Produktunternehmen. Mit der für Ende diesen Jahres erwarteten EU-weiten Zulassung für unser Gelenkknorpelprodukt treten wir in eine neue Unternehmensphase ein, die bei erfolgreichem Verlauf eine positive Neubewertung der Aktie zur Folge haben könnte. Wir denken, die Zulassung ist noch nicht im gegenwärtigen Aktienkurs „eingepreist“.