KTG Agrar zerstört Vertrauen – Anleihe-Zinsen werden verspätet gezahlt
Man werde „am kommenden Montag unsere Zinszahlung leisten und dann in die Detailverhandlungen der Refinanzierung gehen“, sagte KTG-Agrar-Chef Siegfried Hofreiter Ende Mai in einem Gespräch mit Bondguide. Doch daraus wird nichts: Man werde die heute fällige Zahlung nicht fristgerecht leisten können, meldet das Entry-Standard-notierte Unternehmen am Montagmorgen. Es ist eine KTG-News, die angesichts der heftigen Kursturbulenzen bei Aktien und Anleihen und der vorherigen Aussage Hofreiters vor allem eins bewirken könnte: Ein zerstörtes Vertrauen.
KTG Agrar macht Verzögerungen beim Verkauf nicht betriebsnotwendiger Assets für die Verzögerung bei der Bedienung der Anleihezinsen verantwortlich. Mit dem Verkaufserlös wollte man Zinsen zahlen und auch die 2017 fällige Anleihe refinanzieren. Der Verkauf sei notariell abgeschlossen, allerdings sei es „zu nicht vorhersehbaren Verzögerungen bei der Durchführung gekommen“. Details hierzu teilt KTG Agrar am Montagmorgen nicht mit. Man entschuldige sich und erwarte die Zinszahlung binnen 14 Tagen, so das Unternehmen.
Hofreiter: „Werden uns das Vertrauen der Anleger wieder erarbeiten“
Doch das Porzellan ist erst einmal zerschlagen. „Die KTG Agrar ist seit dem Jahr 2010 ein verlässlicher Anleiheemittent und ihren Zahlungsverpflichtungen stets pünktlich nachgekommen. Wir verfügen weiterhin über ein profitables Kerngeschäft und werden uns das Vertrauen der Anleger wieder erarbeiten“, sagt Hofreiter. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten. Aktuell sei die Geschäftsentwicklung zufriedenstellend, so der Landwirtschaftskonzern mit Blick auf den aktuellen Anbau auf den Feldern. „Auf unseren rund 46.000 Hektar wächst derzeit ein Erntevolumen mit einem Wert von gut 60 Millionen Euro heran“, so Hofreiter. Im Bereich Energie und Nahrung verzeichne man dynamisches Wachstum. Allerdings sind das keine wirklich neuen Informationen, dieses Wachstum hatte KTG Agrar stets betont.
Auch die KTG-Tochtergesellschaft KTG Energie meldet sich am Montagmorgen mit einen Statement zu Wort. Man sei von der Situation nicht unmittelbar betroffen und hafte für keine Verbindlichkeiten der Konzernmutter, meldet das Biogasunternehmen. „Die KTG Agrar SE hält derzeit als Großaktionär über 50 Prozent der Anteile an der KTG Energie AG und liefert uns unverändert zuverlässig zu fix vereinbarten Konditionen die Substrate für unsere Biogasanlagen“, sagt Unternehmenschef Thomas Berger. Verbindlichkeiten gegenüber der Konzernmutter könnten laut Vertrag „nicht unmittelbar fällig gestellt werden“, so Berger weiter. Der Biogas-Anlagenbetreiber hat selbst eine Anleihe im Volumen von 50 Millionen Euro ausgegeben, die 2018 fällig ist und laut Konzern spätestens 2017 vollständig durch eine zinsgünstigere Refinanzierung abgelöst werden soll.