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Wirecard sieht sich als Betrugs-Opfer - Milliarden-Probleme bringen Pleite-Gefahr

18.06.2020 12:02 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Wirecard steckt in Problemen: 1,9 Milliarden Euro an liquiden Mitteln lassen sich bisher nicht testierbar nachweisen. Kreditkündigungen drohen. Bild und Copyright: Wirecard.

Die erneute Verschiebung der Bilanzvorlage für 2019 durch Wirecard hat die Börse schockiert. Der Aktienkurs des Konzerns stürzt aus dem Bereich um 100 Euro binnen kurzer Zeit auf 35,00 Euro ab. Wirecards Wirtschaftsprüfer EY stellte bisher kein Testat aus - man müsse weiter prüfen, heißt es. Hemmnis ist, dass bisher Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro nicht ausreichend nachgewiesen werden konnten. „Der Grund liegt in aktuellen Mitteilungen der beiden die Treuhandkonten seit 2019 führenden Banken, wonach die betreffenden Kontonummern nicht zugeordnet werden konnten. Der verantwortliche Treuhänder steht in kontinuierlichem Kontakt mit den Banken und der Wirecard AG”, teilt das DAX-notierte Unternehmen am Donnerstagvormittag mit.

Für den Konzern ist dies eine erneut katastrophale Meldung, die die seit Anfang 2019 kursierenden Berichte über bilanzielle Unregelmäßigkeiten bei dem Fintech-Unternehmen und auch die Ergebnisse des jüngsten KPMG-Audits der Wirecard-Bilanzen (wir berichteten) untermauern. Wirecard sieht sich selbst als Opfer eines möglichen Betrugs: „Es bestehen Hinweise, dass dem Abschlussprüfer von einem Treuhänder bzw. aus dem Bereich der Banken, welche die Treuhandkonten führen, unrichtige Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt wurden”, so das Unternehmen. Konzernchef Markus Braun kündigt Strafanzeigen an. „Wir stehen im Austausch mit dem vor Ort anwesenden Treuhänder. Frühere erteilte Bestätigungen der Banken wurden vom Wirtschaftsprüfer nicht mehr anerkannt. Alle Beteiligten sind um schnellstmögliche Aufklärung bemüht. Ob betrügerische Vorgänge zum Nachteil der Wirecard AG vorliegen, ist derzeit unklar”, so Braun. „Bei den die Treuhandkonten führenden Banken handelt es sich um zwei asiatische Banken. Beide Institute verfügen über Investmentgrade Ratings. Der seit 2019 amtierende Treuhänder nimmt in Asien zahlreiche Mandate wahr”, meldet das Unternehmen zudem.

Auf dem Unternehmen lasten trotz Brauns forscher Worte, mit denen sich Wirecard in die Opferrolle begibt, nun gleich zwei milliardenschwere Probleme. Zum einen ist völlig offen, was nun mit den 1,9 Milliarden Euro Liquidität ist, für die ausreichende Nachweise bestehen - hat man Zugriff auf die Summen und existieren die Guthaben tatsächlich noch? Völlig offen. Auf das zweite Milliardenproblem weist Wirecard heute in der Ad-Hoc-Meldung erst im letzten Satz hin: „Wenn ein testierter Jahres- und Konzernabschluss nicht bis zum 19. Juni 2020 vorgelegt wird, können Kredite der Wirecard AG in Höhe von ca. 2 Milliarden Euro gekündigt werden”, meldet der DAX-Konzern. Der Zeitraum bis zum morgigen Freitag ist, diplomatisch ausgedrückt, nicht allzu lang um das zu schaffen, was die Prüfer bisher in wochenlanger Arbeit nicht schafften. Werden die 2 Milliarden Euro an Krediten zur Rückzahlung fällig, hat Wirecard ein ernsthaftes finanzielles Problem, hier sind Insolvenzgefahren vorhanden.

Welche weiteren Folgen das heutige Desaster für Wirecard haben wird, bleibt abzuwarten. Dass Konzernchef Markus Braun unter diesem Umständen noch haltbar ist, darf bezweifelt werden. Der Kurssturz heute zeigt, dass die Börse dem aktuellen Management von Wirecard das Vertrauen entzogen hat. Weitere Klagen von Aktionären drohen, schon vor dem heutigen Termin wurden Klagen eingereicht und die aktuellen Entwicklungen sind Wasser auf die Mühlen der Kläger, aber auch der Kritiker und der Shortseller, die schon lange auf die bilanziellen Ungereimtheiten bei Wirecard hinweisen. Wirecard hat stets sämtliche Probleme dementiert und vom Tisch gewischt - heute ging dies nicht mehr.

Die vorläufigen Zahlen für 2019 geraten damit zur Nebensache. Wirecard meldet einen Anstieg des Transaktionsvolumens von 125 Milliarden Euro auf 175 Milliarden Euro. Für den Umsatz weist man einen Anstieg von 2,0 Milliarden Euro auf 2,8 Milliarden Euro aus. Auf EBITDA-Basis weist das Unternehmen einen operativen Gewinnanstieg von 561 Millionen Euro auf 772 Millionen Euro - das sind 13 Millionen Euro weniger als Mitte Februar vorab gemeldet. Je Wirecard Aktie klettert der Gewinn für 2019 von 2,81 Euro auf 3,90 Euro. Dem bereinigten Free-Cashflow konnten die Süddeutschen von 424 Millionen Euro auf 581 Millionen Euro steigern.

Lesen Sie mehr zum Thema Wirecard im Bericht vom 18.06.2020

Wirecard: Eine 1,9 Milliarden Euro schwere Katastrophe - Existenznot?

Schon seit heute Morgen warten die Anleger mit Spannung auf die Bilanz von Wirecard, die heute vorgelegt werden sollte. Nun ist die Katastrophe perfekt: Die Zahlen kommen nicht - zumindest nicht heute. Der Grund ist für die Aktionäre der Gesellschaft ein Schlag ins Gesicht: „Der Abschlussprüfer der Wirecard AG, die Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, hat die Wirecard AG darüber informiert, dass über die Existenz von im Konzernabschluss zu konsolidierenden Bankguthaben auf Treuhandkonten in Höhe von insgesamt 1,9 Milliarden Euro (dies entspricht in etwa einem Viertel der Konzernbilanzsumme) noch keine ausreichenden Prüfungsnachweise zu erlangen waren”, meldet das Unternehmen soeben ad-hoc.Wirecards Aktienkurs geht in den freien Fall über. Schon heute Morgen verlief der Handel vorbörslich mit Kursen zwischen 88 Euro und 109 Euro höchst turbulent. Zuletzt pendelte der DAX-Wert um die Marke von 100 Euro, aktuelle Indikationen liegen ... diese News weiterlesen!

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