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Wirecard Aktie: Eine rätselhafte Überraschung - Chart bleibt interessant!

04.06.2020 09:01 Uhr - Autor: Michael Barck  auf twitter

Charttechnisch bleibt es bei der Wirecard Aktie interessant, ein Ausbruch nach oben könnte weiter möglich sein. Bild und Copyright: Wirecard.

Am Ende des gestrigen Handelstages für die Wirecard Aktie war es wie (mit einer Ausnahme) immer in den letzten Tagen: Der DAX-Wert rannte vergeblich auf eine charttechnische Hürde rund um die Marke von 95 Euro an und blieb hier hängen. Heute Morgen verzeichnet Wirecards Aktienkurs zudem einen leichten Kursabschlag: Aktuelle Indikationen für die Fintech-Aktie notieren bei 93,01/93,29 Euro, nachdem es gestern mit 94,45 Euro aus dem XETRA-Handel ging. Kursrelvante News vom Unternehmen sind heute Morgen bisher nicht vorhanden, nachdem Wirecard gestern im Tagesverlauf noch mit einer Veröffentlichung auf der eigenen Internetseite in der Rubrik „Transparenz” für Diskussionen sorgte.

Es war eine Meldung, die seltsam wirkte - nicht so sehr der Inhalt, der kam Börsianern sehr bekannt vor und drehte sich in weiten Teilen noch einmal um die Ergebnisse des KPMG-Audits, die allerdings schon Ende April vorgelegt wurden. Hier schrieb das Unternehmen in seiner Veröffentlichung absolut nichts neues. Dass Wirecard darüber hinaus unter anderem noch einmal den Ausblick bestätigte - geschenkt. Das Unternehmen weist immer wieder selbst gerne darauf hin, dass man schlechte News ja ad-hoc veröffentlichten müsste. Und da es keine Ad-hoc-Mitteilung zur Prognose gab, muss - in der Logik des Unternehmens - diese ja weiter gültig sein.

Entsprechend achselzuckend nahm man die Meldung an der Börse auf, wie auch aktuelle Kurse zeigen, wunderte sich aber über einen Faktor: Warum hat Wirecard die Meldung überhaupt veröffentlicht? Druck vonseiten neuer kritischer Berichte bestand nicht, im Gegenteil: Gerade stand eine mögliche prominente personelle Verstärkung für den Aufsichtsrat im Fokus der Medien. Der Zeitpunkt einige Wochen nach der Vorlage des KPMG-Reports und etwas mehr als zwei Wochen vor der Bilanz irritierte ebenso. Ein triftiger Grund für diese Veröffentlichung durch das Unternehmen aus Aschheim bei München bestand nicht.

Wirecards gestriges Transparenz-Statement gibt ein Rätsel auf

Auffällig ist, dass Wirecard das Statement ausgerechnet kurz nach Aktienkäufen des Vorstandschefs und „Wirecard-Masterminds” Markus Braun veröffentlichte - es waren Directors Dealings, die für ihr Timing in der Kritik standen und aktuell auch die BaFin beschäftigen. Bei der Antwort auf die Frage nach deren Rechtmäßigkeit wird entscheidend sein, ob Wirecards Veröffentlichung vorläufiger Zahlen für 2019 im Februar 2020 die 30-tägige „Closed Period” beendet hat, in denen Verantwortliche eines Unternehmens vor der Veröffentlichung der Bilanz nicht mit Aktien des Unternehmens handeln dürfen. Die Voraussetzungen für ein solches vorzeitiges Ende der „Closed Period” sind unscharf. Klar scheint: Die endgültigen Zahlen dürfen nicht wesentlich von den vorläufig gemeldeten Daten abweichen. Allerdings hat Wirecard bisher nur Zahlen zu Umsatz und EBITDA vorgelegt. In der Literatur zu den kapitalmarktrechtlichen Vorgaben, die Insiderhandel verhindern sollen, ist allerdings auch erwähnt, dass die vorläufigen Zahlen bilanzähnlich sein müssen. Ob Umsatz und EBITDA da ausreicht, zumal im Sonderfall Wirecard auch noch das KPMG-Audit lief, darf man zumindest als strittig ansehen.

Dass die BaFin Brauns Aktienkauf nun prüft, ist bei dem Timing des Kaufs nicht erstaunlich. Eine Prüfung des Vorgangs heißt aber nicht automatisch, dass die Behörde Verfehlungen von Braun in dieser Causa feststellen wird. Brauns MB Beteiligungsgesellschaft mbH ließ auf die 4investors-Anfrage übrigens keinen Zweifel daran, wie der Manager den rechtlichen Rahmen seines „Insiderdeals” einschätzt: „Der Aktienkauf ist rechtlich nicht zu beanstanden. Die kapitalmarktrechtlichen Vorgaben wurden uneingeschränkt eingehalten. Alle erforderlichen Informationen waren öffentlich bekannt”, kommentiert die Gesellschaft die Anfrage unserer Redaktion.

Charttechnisch bleibt es bei der Wirecard Aktie interessant, ein Ausbruch nach oben könnte weiter möglich sein. Widerstandsmarken finden sich für den Titel aktuell weiter bei 94,33/95,78 Euro und dem Tageshoch vom 2. Juni bei 97,66 Euro, in dessen Region sich aktuell auch der fallende EMA 50 befindet - siehe charttechnische Daten zur Wirecard Aktie weiter unten. Bei einem Ausbruch hierüber winkt ein Test der 100-Euro-Marke mit starken charttechnischen Hindernissen unter anderem bei und oberhalb von 101,60/102,20 Euro und bei einem Ausbau der Aufwärtsbewegung auch ein möglicher Test des EMA 200, aktuell oberhalb von 115 Euro angesiedelt. Trendmarken auf der Unterseite bleiben neben der überwundenen Signalzone bei 87,59/89,61 Euro noch die Unterstützungen zwischen 79,68/80,08 Euro und 81,38/82,00 Euro sowie das bisherige Corona/KPMG-Crashtief für Wirecards Aktienkurs bei 72,00 Euro.

Wichtige charttechnische Daten zur Wirecard Aktie:

Letzter Aktienkurs: 94,45 Euro (Börse: XETRA - Frankfurt)
Charttechnische Trends:
Abwärtstrend seit September 2018, kurzfristig immer wieder volatile starke Bewegungen in beide Richtungen, Rutsch unter die charttechnische Unterstützung im Bereich um 80 Euro könnte nur eine Bärenfalle gewesen sein, die daraus erwachsenden Trendwendephantasien benötigen aber weitere charttechnische Kaufsignale, um „real” zu werden.

Bollinger-Bands 20 (unten / oben): 77,37 Euro / 95,83 Euro
EMA 20: 86,60 Euro
EMA 50: 97,86 Euro
EMA 200: 115,40 Euro

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