Wirecard Aktie: Brauns misslungener Plan

Schlechte Nachrichten: Trotz einer guten Vorlage hat die Wirecard Aktie gestern ein entscheidendes charttechnisches Kaufsignal verpasst. Dabei hatte sich Konzernchef Markus Braun zuvor ins Zeug gelegt und die Phantasie geschürt. In einer Videobotschaft und in einem Beitrag auf Twitter ließ der Manager durchblicken, dass er ein richtig gutes Jahr 2020 für Wirecard erwartet. Konkretere Zahlen nannte Braun zwar nicht, womit die Gesellschaft weiter an dem jüngst veröffentlichten Ausblick festhält, doch die Botschaft sollte ohnehin etwas ganz anderes demonstrieren: Souveränität und Gelassenheit inmitten der Dauerattacken von Shortsellern und einer Reihe kritischer Presseberichte.

Schaut man auf den Aktienkurs, so hat das Vorhaben bisher nicht den gewünschten Effekt erzielen können. Zwar kletterte die Wirecard Aktie gestern zum Handelsstart bis auf 108,00 Euro, dem allerdings ein Rutsch auf 104,40 Euro folgte. Wir hatten zuletzt mehrfach auf die wichtige Hinderniszone im Chart der Wirecard Aktie rund um die Kernmarke bei 106,70/107,80 Euro hingewiesen, die nicht stabil überwunden werden konnte. Für den weiteren Kursverlauf war dies gestern eine Hypothek, die der Aktienkurs des süddeutschen Unternehmens nicht ablegen konnte. Mit 104,90 Euro ging es aus dem Handel, aktuelle Indikationen am Mittwochmorgen notieren bei 105,40/105,60 Euro. Damit deuten sich zwar Kursgewinne an, die aber bei Weitem nicht ausreichen, um neue charttechnische Kaufsignale hervor zu rufen.

Interessant am Rande: Bei Wirecard gab es mal wieder eine Stimmrechtsmitteilung. Betroffen ist diesmal eine Veränderung in der Position, die von Goldman Sachs gehalten wird. Die Amerikaner haben am 10. Dezember die Schwelle von 10 Prozent an Wirecard überschritten. Ein größerer Teil dieser Posotion besteht aus Rückübertragungs-Ansprüchen - das könnten Aktien sein, die an Shortseller verliehen wurden. Zuletzt hatten diese ihre Short-Positionen bei Wirecard klar ausgebaut. Bei den Anteilen der Stimmrechte geht es von 0,19 Prozent auf 0,53 Prozent nach oben. Beim Anteil der Instrumente, dies reicht von Swaps über Call Warrants und Call Options bis hin zu verschiedenen Puts, geht es von 9,65 Prozent auf 10,27 Prozent nach oben. Insgesamt legt Goldman Sachs bei Wirecard somit von 9,84 Prozent auf 10,81 Prozent zu.

Die charttechnischen Eckdaten für Wirecards Aktienkurs:

Für neue charttechnische Kaufsignale müsste die Wirecard Aktie neben der Widerstandszone um die Kernmarke bei 106,70/107,80 Euro zusätzlich noch das Freitagshoch bei 108,75 Euro überwinden. Käme es dazu, wären allerdings weitere Hürden bei 110,10/111,00 Euro und 112,05 Euro recht schnell zu finden. Darüber hört der Wald potenzieller kleiner und größerer Hindernisse nicht auf. Zu nennen ist vor allem die Zone zwischen 112,80/113,25 Euro und 113,55/114,40 Euro. Und dann sind da noch die Widerstandszonen um 115,80/116,15 Euro und um 122,50/123,40 Euro, beide - vor allem die obere - mit übergeordnet wichtigem Charakter.

Es kommt also einiges an Arbeit auf die Bullen zu, wenn die Wirecard Aktie aus dem Abwärtstrend befreit und in eine strukturelle Aufwärtsbewegung gebracht werden soll. Doch ein solches Signal könnte sich lohnen. Schwingt das Sentiment bei dem Papier wieder ins Positive, kann es aus charttechnischer Sicht weit über die hohe Hürde bei 130,40/131,00 Euro hinaus in Richtung der 160-Euro-Marke gehen. Von hier kommt Wirecards Aktienkurs übrigens, die aktuell intakte Abwärtsbewegung startete am 5. September bei 159,80 Euro.

Das bearishe Szenario für die Wirecard Aktie bleibt ein Scheitern am Widerstand um 106,70/107,80 Euro mit einem anschließenden Rutsch unter 102,20/103,75 Euro. In einem solchen charttechnischen Szenario kommen für die Wirecard Aktie um 98,80/99,85 Euro die nächsten charttechnischen Supports auf, darunter bieten 93,10/95,60 Euro und 84,50/86,00 Euro massive Unterstützung für die Wirecard Aktie.