Wirecard Aktie: Kommt jetzt der große Befreiungsschlag?

Viele Fakten zur Wirecard und der Aktie liegen nun auf dem Tisch: Die Erkenntnisse der Anwaltskanzlei Rajah & Tann zur Asien-Affäre, die Bilanz, der Ausblick auf 2019 und nicht zuletzt ist das Leerverkaufsverbot ausgelaufen. Ruhig wird es damit um den DAX-notierten Fintech-Konzern und Zahlungsverkehrs-Dienstleister aber nicht. Von der „Financial Times” kommen weiter Berichte, nachdem die Zeitung Ende Januar die Asien-Affäre ins Rollen brachte. Die Behörden in Singapur ermitteln weiter und die Quartalszahlen von Wirecard stehen am 8. Mai auf der Agenda.

Währenddessen hat der Konzern zuletzt versucht, die Wogen in Sachen Asien-Affäre weiter zu glätten. Rund um die Bilanzpressekonferenz versprach Konzernchef Markus Braun, dass man aus den Fehlern lernen und Strukturen verbessern werde. Das ist positiv und dringend vonnöten. Zudem hat Wirecard im kommenden Jahr die Chancen, personell ein Zeichen zu setzen: Die Amtszeit des Aufsichtsratsvorsitzenden Wulf Matthias läuft aus, der 75-jährige will allein aus Altersgründen nicht noch einmal kandidieren. Für den DAX-Konzern tut sich damit die Möglichkeit auf, insbesondere in Sachen Compliance personell im Kontrollgremium ein Zeichen zu setzen. An die Personalie dürften sich demnächst einige Erwartungen der Börse knüpfen. Bei der versprochenen zusätzlichen Transparenz dagegen glänzte Wirecard am vergangenen Donnerstag nicht gerade. Der Hauptkritikpunkt vieler Anleger am Unternehmen bleibt damit erhalten. Für Shortseller bietet das weiter offenen Einfallstore für neue Attacken.

Man muss also damit rechnen, dass die Wirecard Aktie volatil bleibt. Aktuell zeigen sich in der technischen Analyse für den DAX-Wert erst einmal Chancen nach oben ab. Hierzu müsste der Aktienkurs von Wirecard allerdings charttechnische Hürden überwinden, die sich in der vergangenen Woche noch als zu hoch erwiesen. Damit sind vor allem zwei Marken gemeint: Zum einen die charttechnischen Hindernisse bei 141,75/142,70 Euro, die am Mittwoch mit einem Verlaufshoch bei 142,65 Euro zwar getestet, nicht aber überwunden wurden. Am Donnerstag und Freitag kam die Wirecard Aktie nicht mehr an die Hürde heran. Zum anderen wäre es bei einem Ausbruch über diese Hürdenzone die Marke 148,00/149,50 Euro, die die Anleger im Blick behalten müssten. Ein Ausbruch auch über diese Marke käme einem charttechnischen Befreiungsschlag gleich und könnte für Wirecards Aktienkurs einen Test der Hinderniszone 169,10/170,70 Euro bringen - es wäre das Niveau, auf dem der DAX-Titel unmittelbar vor seiner Asien-Affäre Ende Januar notierte. Bleibt der Ausbruch indes aus und kommt neuer Druck auf den Aktienkurs auf, erstreckt sich insbesondere um 124,00/125,50 Euro nun erste stärkere Unterstützung.

Nach einem XETRA-Schlusskurs bei 133,75 Euro vom Freitag notieren aktuelle Indikationen für die Wirecard Aktie bei 135,35/135,70 Euro und deuten einen freundlichen Wochenstart an.

Unser Überblick über die jüngsten Analystenstimmen zur Wirecard Aktie:

Kepler Cheuvreux gehört mit einer Zielmarke von 220 Euro - von zuvor 225 Euro gesenkt - trotz der leichten Kurszielsenkung weiter klar zum Lager der Bullen bei der Wirecard Aktie. Man vergibt eine Kaufempfehlung für den DAX-Titel und bleibt damit bei der bisherigen Einstufung. Gelobt werden der Einstieg von Softbank sowie die Aussichten, allerdings kürzen die Analysten ihre Prognosen für die kommenden Jahre. Auf dem aktuellen Niveau sehe die Experten die Wirecard Aktie als nicht allzu hoch bewertet an.

Von der Nord LB kommt weiter eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 225 Euro für Wirecards Anteilscheine. Von der Kooperation mit dem designierten neuen Ankeraktionär Softbank erhoffen die Experten ein schnelleres Wachstum bei Wirecard. Die Experten warnen aber davor, dass es zu dem Unternehmen weiter kritische Berichte geben dürfen und fordern von Wirecard Offenheit und hohe Transparenz als Gegenmittel ein.

Barclays sieht die Zielmarke für die Wirecard Aktie bei 200 Euro und stuft den DAX-Wert mit „Overweight” ein. Beide Rankings werden damit von Seiten der britischen Bank bestätigt. Die Experten kritisieren, dass Wirecard die Asien-Affäre nur mit mangelnder Transparenz aufkläre. So sei es schwierig, sich unabhängig eine Meinung zu bilden. Aus Sicht der Experten notiere die Wirecard Aktie aber derzeit auf einem attraktiven Bewertungsniveau.

Viele Experten glauben an Kurssprünge der Wirecard Aktie

Bei der HSBC spricht man von starken Aussichten beim DAX-Konzern. Der anstehende Einstieg von Softbank sowie die Partnerschaft mit den Japanern kommen gut an. Die Analysten bestätigen in ihrer aktuellen Studie die Kaufempfehlung für die Aktien von Wirecard. Das Kursziel für die Papiere von Wirecard sahen die Experten bisher bei 170,00 Euro. In der neuen Studie der Briten steigt das Kursziel auf 190,00 Euro an.

Nach den Zahlen von Wirecard bestätigen die Analysten von Goldman Sachs ihre Kaufempfehlung für die Papiere des DAX-Konzerns. Das Kursziel für die Aktien von Wirecard sahen die Amerikaner bisher bei 230,00 Euro. In ihrer aktuellen Studie wird dieser Wert bestätigt. Zudem steht die Aktie weiter auf der „conviction buy list“ der Analysten. Die Experten merken an, dass die endgültigen Zahlen teils unter den vorläufigen Daten liegen. Hervorgehoben wird, dass Wirecard bei der Erwirtschaftung von Cash erfolgreicher geworden ist.

Independent Research bleibt dagegen weiterhin negativ gegenüber der Aktie eingestellt. Begrüßt wird der bevorstehende Einstieg der japanischen Softbank. So können neue Märkte in Asien erschlossen werden, Wirecard kann dadurch neue Kunden gewinnen. Die aktuellen Zahlen von Wirecard beinhalten aus Sicht der Analysten von Independent Research keine besonderen Überraschungen. Überrascht sind sie lediglich über die schwächer als erwartet ausgefallene Dividende. Nach dieser Entwicklung nehmen die Analysten ihre Dividendenerwartung für 2019 von 0,28 Euro auf 0,25 Euro zurück. Die Schätzung für 2020 sinkt von 0,35 Euro auf 0,32 Euro. Die Verkaufsempfehlung und auch das Kursziel von 115 Euro für die Wirecard Aktien werden von Independent Research bestätigt.

Die Analysten von Baader bestätigen nach den Zahlen die Kaufempfehlung für die Aktien von Wirecard. Das Kursziel liegt weiter bei 198,00 Euro. Wirecard erwartet für 2019 ein EBITDA von 740 Millionen Euro bis 800 Millionen Euro. Damit wird die bisherige Prognose bestätigt. Die Experten halten einen Wert von 787,7 Millionen Euro für realistisch.