Wirecard Aktie nach den Zahlen: Und was kommt jetzt?

An der Frankfurter Börse weiß man die Zahlen von Wirecard für das Jahr 2018 nicht so recht einzuordnen. Die heute Morgen veröffentlichten Daten sind einerseits von deutlichem Wachstum geprägt, liegen andererseits aber auch leicht unter den Ende Januar gemeldeten vorläufigen Zahlen. Wichtig in Sachen Asien-Affäre: Die Bilanz für 2018 hat von den Wirtschaftsprüfern bei Ernst & Young zwar ein uneingeschränktes Testat erhalten, was heute in der Finanzpresse auch immer wieder deutlich betont wird. Allerdings, und das darf nicht über sehen werden (wenn es auch in dem einen oder anderen Bericht zu den Wirecard-Zahlen fehlt), machen die Wirtschaftsprüfer eine entscheidende Anmerkung: „Die noch laufenden Ermittlungen der Behörden in Singapur können gegebenenfalls zukünftig Erkenntnisse über Sachverhalte hervorbringen, die Auswirkungen auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Konzerns haben könnten und in der Rechnungslegung des Konzerns abzubilden wären.”

Der Hinweis der Wirtschaftsprüfer zeigt deutlich, dass die Asien-Affäre bei Wirecard nicht nur aufgrund der neuen „FT”-Berichte noch nicht abgehakt werden kann. Daran ändert auch der gestern gemeldete bevorstehende Einstieg von Softbank bei Wirecard nichts. Die Zustimmung der Aktionäre zu dem Deal mit dem japanischen Konzern dürfte auf der kommenden Hauptversammlung zur Formsache werden, wenngleich der vereinbarte Wandlungspreis mit 130 Euro je Wirecard Aktie niedrig ist. Dennoch zieht Wirecard aus dem Deal wichtige operative Vorteile und neues Vertrauen, das durch den Bestätigungsvermerk der Wirtschaftsprüfer für die 2018er-Bilanz gestärkt wird.

Der Blick auf den Kursverlauf zeigt, dass die Börse mit den heutigen Neuigkeiten aber nicht komplett zufrieden ist. Wirecards Aktie schwankt zwischen 131,80 Euro und 140,45 Euro. Damit kann der Aktienkurs einerseits den Ausbruch über 130,35 Euro heute bestätigen, der gestern nach einem neuen „FT”-Bericht ins Gefahr geriet. Andererseits kommt der DAX-Wert in der Spitze nicht an das gestrige Tageshoch bei 142,65 Euro heran - die hier liegenden charttechnischen Signalmarken kommen damit bisher auch nicht in Gefahr. Mit der Kursentwicklung der letzten Tage stehen weiterhin die nächsten charttechnischen Hindernisse bei 141,75/142,70 Euro und im Breakfall bei 148,00/149,50 Euro im Brennpunkt. Nach unten hin sind in der technischen Analyse der Wirecard Aktie die zuvor überschrittenen charttechnischen Widerstandsmarken zwischen 123,50/124,10 Euro und 130,35 Euro nun als Unterstützungen anzusehen.

Erste Expertenreaktionen sind bereits zu sehen. Die Analysten von Baader bestätigen nach den Zahlen die Kaufempfehlung für die Aktien von Wirecard. Das Kursziel liegt weiter bei 198,00 Euro. Die Experten hoffen, bei der am Mittag stattfindenden Telefonkonferenz weitere Details über den Softbank-Deal, der gestern verkündet wurde, zu erfahren. Wirecard erwartet für 2019 ein EBITDA von 740 Millionen Euro bis 800 Millionen Euro. Damit wird die bisherige Prognose bestätigt. Die Experten halten einen Wert von 787,7 Millionen Euro für realistisch

Wirecard legt Zahlen vor - das sind die wichtigsten Daten

Hier noch einmal alle wichtige Details zu den Wirecard-Zahlen und zum Ausblick des Konzerns auf das Jahr 2019:

Der DAX-notierte Fintech-Konzern meldet einen Gewinn von 2,81 Euro je Wirecard Aktie nach 2,07 Euro im Jahr 2017. Auf EBITDA-Basis steigt der operative Gewinn von 410 Millionen Euro auf 561 Millionen Euro, vor Zinsen und Steuern weist der Fintech-Dienstleister 439 Millionen Euro operativen Gewinn aus. 2017 schloss man das Jahr mit einem Gewinn vor Zinsen und Steuern von 312 Millionen Euro ab. Der Umsatz ist von 1,49 Milliarden Euro auf 2,02 Milliarden Euro geklettert. Den Cashflow beziffert Wirecard auf 500 Millionen Euro für 2018 nach 376 Millionen Euro im Jahr zuvor.

An die Aktionäre will man für das Geschäftsjahr 2018 eine Dividende von 0,20 Euro je Wirecard Aktie zahlen - das sind 2 Cent mehr als für das vorangegangene Geschäftsjahr ausgeschüttet wurden. Dem Vorschlag müssen die Aktionäre noch auf der kommenden Hauptversammlung zustimmen.

Damit liegen die Werte für Umsatz und operativen Gewinn leicht unter den vorläufigen Zahlen für 2018, die die Gesellschaft bereits Ende Januar vorgelegt hatte - kurz bevor mit dem ersten Bericht in der „Financial Times” die Asien-Affäre das Bild bei dem DAX-Wert zu prägen begann. Das vergangene Jahr hat Wirecard den Ende Februar veröffentlichten Angaben zufolge mit einem operativen Gewinn von 568,3 Millionen Euro abgeschlossen - im Vorjahreszeitraum fielen 412,6 Millionen Euro EBITDA an. Mit dem Gewinnanstieg erreicht der DAX-notierte Konzern das obere Ende seiner operativen Gewinnprognose, die im November 2018 auf 550 Millionen Euro bis 570 Millionen Euro erhöht wurde. Zugleich konnte das Unternehmen seinen Umsatz den Ende Januar veröffentlichten Daten zufolge von 1,5 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden Euro steigern.

Der DAX-notierte Fintech-Konzern rechnet für 2019 mit einem operativen Gewinnanstieg auf EBITDA-Basis auf eine Summe zwischen 740 Millionen Euro und 800 Millionen Euro. Braun betonte in den letzten Wochen im Zuge der Asien-Affäre wiederholt das stark laufende operative Geschäft bei Wirecard. Den bisherigen Ausblick auf 2019 bestätigt der Konzern damit.