Wirecard Aktie: Neue Salven aus London

Es gibt keine Ruhe bei der Wirecard Aktie. Aktuell liegt der Aktienkurs wieder unter Druck, die Indikationen notieren bei 118,25/118,45 Euro nach einem gestrigen XETRA-Schlusskurs bei 122,40 Euro. Auslöser der sich abzeichnenden Verluste ist ein neuer Bericht in der „Financial Times”, erneut von den beiden Autoren Dan McCrum und Stefania Palma. Gestern hatte Wirecard angekündigt, gegen die britische Zeitung und deren Autoren der jüngsten Berichte über Unregelmäßigkeiten im Asien-Geschäft des Fintech-Konzerns mit einer Klage vorgehen zu wollen. Details zu dieser Klage hat die DAX-notierte Gesellschaft bisher allerdings nicht genannt, was es enorm schwer macht, den Sinn und die Erfolgsaussichten einzuschätzen.

In London scheint man sich hiervon auch nicht besonders beeindrucken zu lassen, wie die heutige Veröffentlichung zeigt, die sich kritisch mit Asien-Partnern des Unternehmens aus dem Großraum München auseinander setzt. Zum Bericht der „FT”: hier klicken.

Im Vergleich zu vorherigen kritischen Berichten in der „FT” fällt die heutige Negativreaktion bei der Wirecard Aktie aber begrenzt aus. Gründe hierfür dürften vor allem sein, dass zum einen die Shortseller fehlen, seit die BAFin den Aufbau neuer Netto-Leerverkaufspositionen in dem Papier untersagt hat. Pikant: Das Verbot läuft am 18. April aus, Wirecards mit Spannung erwartete Bilanz für das Jahr 2018, die eigentlich am 4. April vorliegen sollte, wird nun erst am 25. April veröffentlicht. Ein möglicherweise kritisches Zeit-Gap, sollte die BAFin ihre Verfügung nicht verlängern. Angriffspunkte für „Shorties” scheinen, wie die aktuelle Berichterstattung zeigt, jedenfalls weiterhin reichlich vorhanden zu sein. Zum anderen dürfte der Untersuchungsbericht der Anwaltskanzlei Rajah & Tann zu den kritischen Geschäften in Asien für neues Vertrauen in Wirecard gesorgt haben - und zuletzt für eine wahre Welle positiver Analystentimmen, nur eine Ausnahme mit einer Verkaufsempfehlung war zu sehen.

Wichtige charttechnische Unterstützung für die Wirecard Aktie derzeit nicht gefärdet

Doch der Blick auf den Aktienkurs zeigt, dass das Vertrauen derzeit noch alles andere als grenzenlos ist wie noch im September 2018, als die Wirecard Aktie ihr Allzeithoch bei 199 Euro erreicht hat. Auch das Kursniveau Ende Januar bei Kursen um 170 Euro, das vor den ersten Berichten der „FT” zu Wirecards Asien-Aktivitäten zu sehen war, ist noch weit entfernt. Jüngste Erholungsbewegungen der Wirecard Aktie stoppten bei 136,50 Euro und 130,35 Euro. Doch es ist nicht ungewöhnlich, das zeigen ähnliche Kursbewegungen von Aktien, die unter massiven Short-Attacken zu leiden hatten, dass es geraume Zeit brauchen kann, bis sich die Verluste egalisieren. Bei Wirecard kommt hinzu, dass das Thema Asien bisher bei Weitem nicht ausgestanden zu sein scheint.

Der Blick auf den Chart der Wirecard Aktie bringt weiterhin das zuletzt gezeichnete Gesamtbild zutage. Ein massiver Widerstandsbereich erstreckt sich von 123,50/124,10 Euro über 127,70/128,80 Euro bis auf 130,35 Euro, Kernbereich sind die altbekannte Marke bei 124,40/126,20 Euro und das Tageshoch vom 26. März bei 130,35 Euro. Ein stabiler Ausbruch über diese Marken wäre ein wichtiges charttechnisches Kaufsignal für die Wirecard Aktie, das den Bereich 148,00/149,50 Euro ins Visier bringen könnte. Zwischenhürden auf dem Weg dorthin bei 134,15/136,50 Euro und im Falle weiterer Kaufsignale noch bei 141,75/142,70 Euro. Bleiben die charttechnischen Kaufsignale indes aus, könnte die Stimmung im kurzfristigen Zeitfenster wieder kippen. In einem solchen Szenario wären dann möglicherweise die Unterstützungen um 114,30/115,50 Euro recht schnell wieder unter Druck. Ein Rutsch auch hierunter wäre als massives charttechnisches Verkaufssignal für Wirecards Aktie zu interpretieren, das - wenn es schlecht läuft - auch noch einmal die letzten lokalen Tiefs des Papiers in Visier bringen könnte. Aktuell hält der Supportbereich aber trotz der erneuten Salven aus London deutlich.

Alle bisher bekannten Details zur Klage Wirecards gegen die „Financial Times”: Wirecard: Der nächste Akt im Drama mit der Financial Times - hier klicken.