Börsen-Ausblick mit: Bayer, Lufthansa, Merck und US-Arbeitsmarkt - Nord LB
Der Auftragseingang der deutschen Industrie ist im Juni leicht gesunken. Wie Destatis mitteilte, gaben die Bestellungen gegenüber Mai um 0,4% nach und lagen kalenderbereinigt um 9,0% unter dem Niveau des Vorjahres. Aus dem Ausland (ohne Eurozone) kamen 1,4% weniger Aufträge, dagegen wurden im Inland 1,1% und in der Eurozone 3,4% mehr Bestellungen verzeichnet.
Der preisbereinigte Umsatz im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands ist im Juni gegenüber dem Vormonat um 3,0% gestiegen. Der Mai-Zahlen wurden von +3,2% auf +2,5% revidiert.
Vor allem die Aufhebung vieler Corona-Schutzmaßnahmen hat die Produktion im dt. Dienstleistungssektor im Mai stark ansteigen lassen. Nach Angaben von Destatis erhöhte sich der Umsatz (ohne Finanz- und Versicherungsdienstleistungen) gegenüber dem Vorjahr preisbereinigt um 20,3%. Den mit Abstand größten realen Umsatzzuwachs zum Vorjahresmonat verbuchten die Reisebüros und -veranstalter mit einem Plus von 420,4%.
Ausblick
Heute ist der Fokus v.a. auf die akt. Zahlen zur Lage am US-Arbeitsmarkt im Berichtsmonat Juli gerichtet. Diese sollten keine Anzeichen für eine nachhaltige Schwäche bei der Beschäftigungssituation liefern. Die jüngst veröffentlichten Berichte zu US-Stimmungsindikatoren deuten aber an, dass eine gewisse Personalknappheit den Stellenaufbau dämpfen könnte. Angesichts der Inflationsentwicklung muss auch das Lohnwachstum genau im Auge behalten werden.
Rentenmarkt
Deutsche Bundesanleihen haben zunächst keine klare Richtung gefunden. Aussagen der britischen Notenbank, wonach sie einen langanhaltenden wirtschaftlichen Abschwung erwartet, sorgten aber am Nachmittag für Kursgewinne. US-Staatstitel haben am Donnerstag freundlicher geschlossen.
Aktienmarkt
Am deutschen Aktienmarkt hat sich die Erholung dank guter Quartalsberichte von einigen Schwergewichten fortgesetzt. Am Nachmittag allerdings sorgte eine verhaltene Eröffnung der Wall Street für ein Abschmelzen der Gewinne. DAX +0,55%, MDAX +1,28%, TecDAX +1,24%. Die Indizes an den US-Börsen tendierten uneinheitlich. Vor dem zum Wochenschluss anstehenden Arbeitsmarktbericht wollten sich die Anleger nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Bewegt wurden die Kurse vor allem durch Quartalsberichte der Firmen. Dow Jones -0,26%, S&P-500 -0,08%, Nasdaq-Comp. +0,41%.
Unternehmen
Bayer profitierte in Q2 von hohen Gewinnzuwächsen in der Agrarsparte und im Geschäft mit rezeptfreien Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten. Bei Erlösen von 12,819 Mrd. EUR (+18,1%, wechselkursbereinigt: +9,6%) legte das bereinigte EBITDA um 30% auf 3,349 Mrd. EUR zu. Unter dem Strich stand ein Verlust von 298 Mio. EUR, nach einem Minus von 2,335 Mrd. EUR im Vorjahr. Belastet wurde das Ergebnis durch Wertminderungen in der Agrarsparte (1,3 Mrd. EUR) sowie einer Rückstellung über 694 Mio. EUR für einen Rechtsstreit in den USA. Vor dem Hintergrund der Q2-Zahlen hebt Bayer die Prognose für das EBITDA für das Gesamtjahr auf etwa 13 (bisher: 12) Mrd. EUR und für den Umsatz auf nominell 50 bis 51 (bisher: 47) Mrd. EUR an.
Eine hohe Auslastung und steigende Durchschnittserlöse haben die Lufthansa in Q2 in die Gewinnzone zurückkehren lassen und ein Konzernergebnis von +259 (Vorjahr: -756) Mio. EUR ermöglicht. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Adjusted EBIT) lag bei +393 (-827) Mio. EUR. Der Umsatz sprang auf 8,5 (3,21) Mrd. EUR. Für das Gesamtjahr strebt die Lufthansa ein bereinigtes EBIT von über 500 Mio. EUR an.
Merck hat in den Monaten April bis Juni den Umsatz um 14,3% (organisch: +6,6%) auf 5,568 Mrd. EUR gesteigert. Das bereinigte Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA pre) legte –vor allem begünstigt durch positive Währungseffekte– um 13,1% (org.: +3,2%) auf 1,782 Mrd. EUR zu.
Devisen
Weniger schwach als erwartet ausgefallene Auftragsdaten der deutschen Industrie und die freundliche Aktienmarktstimmung haben dem Euro Auftrieb gegeben.
Rohstoffe
Die am Vortag, u.a. auch wegen der deutlich gestiegenen US-Rohöllagerbestände, unter Druck geratenen Ölpreise kamen weiter zurück. Die Warnung der Bank of England vor einer länger anhaltenden Rezession ging auch am Ölmarkt nicht spurlos vorüber.
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