Börse am Morgen: BAT, Merck, TUI, US-Arbeitsmarkt - Nord LB
Nach zwei Anstiegen in Folge gingen die Auftragseingänge der deutschen Industrie im Oktober unerwartet zurück. Im Vergleich zum Vormonat September schrumpften die Neuaufträge um 3,7%. Während die Bestellungen aus dem Inland zwar um m/m 2,4% zulegten, brachen die Auslandsnachfrage um 7,6% ein. Vor allem der Maschinenbau schnitt nach einem Plus von 9,8% im September mit nunmehr -13,5% sehr schwach ab. Dagegen wuchs das Neugeschäft im Fahrzeugbau (inkl. Flugzeuge, Schiffe, Züge) dank zahlreicher Großaufträge um 20,2%.
Minimal um 0,1% sind die Umsätze der Einzelhändler im Euro-Raum im Oktober gegenüber dem Vormonat gestiegen. Der Wert für September wurde von -0,3% auf -0,1% revidiert.
Laut ADP-Umfrage schufen US-Unternehmen im November mit 103.000 Jobs weniger neue Stellen als erwartet. Zudem wurde der Oktoberwert von 113.000 auf 106.000 revidiert.
US-Firmen lieferten im Oktober Waren und Dienstleistungen im Wert von USD 258,8 Mrd. ins Ausland und damit 1,0% weniger als im September. Die Importe legten dagegen um 0,2% auf USD 323 Mrd. zu. Das Handelsdefizit erhöhte sich somit von USD 61,2 Mrd. im September auf USD 64,3 Mrd. im Oktober.
Der internationale Airline-Verband IATA erwartet für das kommende Jahr mit weltweit 4,7 Mrd. Fluggästen einen neuen Passagierrekord und damit ein Übertreffen des Vorkrisenniveaus. Die Umsätze dürften laut Verbandsprognose um 7,6% auf USD 964 Mrd. zulegen. Die Nettoprofitabilität wird aber mit +2,7% auf einem mageren Niveau geschätzt.
Tagesausblick
Den gestrigen Zahlen zu den deutschen Auftragseingängen folgen heute jene zur Industrieproduktion, die vermutlich stagnieren dürften, was den Vorjahresvergleich massiv im negativen Bereich halten wird. Von Bedeutung sein werden noch die beiden Vorträge von den EZB-Mitgliedern Holzmann und Elderson im Verlauf des Tages. Die bisher weiterhin bemerkenswert niedrigen wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus den USA sind durchaus von Marktinteresse, dürften aber selbstverständlich nur einen „Schatten“ von der Bedeutung des morgen anstehenden US-Arbeitsmarktberichts darstellen.
Renten- und Aktienmärkte
An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine erste Zinssenkung bereits im März aktuell für die Europäische Zentralbank (EZB) mit 75% und für die US-Notenbank Fed mit 62% eingeschätzt.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen legten am Mittwoch weiter zu, die Rendite fiel auf den niedrigsten Stand seit Februar. In den USA verlief der Anleihehandel impulslos aber ebenfalls im Plus.
Sowohl die europäischen als auch die amerikanischen Aktienmärkte haussierten weiter, nachdem die US-Arbeitsmarktdaten (ADP) auf eine Abschwächung hindeuteten. Der Wall Street ging im späten Handel aber die Luft aus, sie drehte ins Minus. DAX +0,88%; MDAX +0,94%; TecDAX +1,04%, Dow Jones -0,20%; S&P 500 -0,39%; Nasdaq Comp. -0,58%.
Unternehmen
Bittere Pille: Merck musste einen Rückschlag in der Arzneimittelentwicklung einstecken. Das Multiple-Sklerose-Mittel Evobrutinib, dem Blockbuster-Potenzial zugetraut wurde, scheiterte in den entscheidenden Phase-3-Studien. Die Merck-Aktie notierte zum Handelsschluss gut 13% im Minus.
Der Reisekonzern TUI hat im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 ein Umsatzplus von 25% auf einen Rekordwert von EUR 20,7 Mrd. erzielt. Das bereinigte Betriebsergebnis erreichte EUR 977 Mio. Im neuen Geschäftsjahr sollen der Umsatz um mindesten 10% und das bereinigte EBIT um mindestens 25% zulegen. Der Vorstand prüft aktuell ein mögliches Delisting von der London Stock Exchange und im Gegenzug eine Notierung im Prime Standard der Deutsche Börse, die möglicherweise in den MDAX führen könnte.
Der Tabakkonzern British American Tobacco (BAT) nimmt Abschreibungen in Höhe von rund GBP 25 Mrd. (ca. EUR 29,2 Mrd.) auf einige seiner US-Zigarettenmarken vor. Der Hersteller von Marken wie Lucky Strike oder Dunhill leidet darunter, dass US-Kunden wegen der Wirtschaftslage vermehrt zu Billig-Zigaretten oder teils illegalen Einweg-E-Zigaretten greifen.
Devisen und Rohstoffe
Zinsspekulationen stärkten den US-Dollar, der Euro etablierte sich weiterhin unter der Marke von EUR/USD 1,08.
Die Rohölmärkte blieben in Ausverkaufsstimmung. Die freiwilligen Förderkürzungen der OPEC+ sind den Marktteilnehmern zu unverbindlich.
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