Cliq Digital: Alarmsignale beim Cashflow? Zweifel bei Anlegern stark gewachsen
Mit der Gewinnwarnung für 2024 ist die Cliq Digital Aktie nochmals auf Talfahrt gegangen. Der Aktienkurs, der ohnehin schon weit unter früheren Kursen von mehr als 41 Euro lag, fiel binnen zweier Handelstage in dieser Woche von 16,56 Euro auf Mittwoch erreichte 7,61 Euro. Zuletzt wurden 8,82 Euro auf XETRA notiert.
Ganz überraschend kam diese Gewinnwarnung von CLIQ Digital nicht, wenn man denn Vorzeichen sehen wollte. Schon länger stehen hinter der Wachstums-Story des Düsseldorfer Unternehmens einige Fragezeichen - wir berichteten mehrfach ausführlich darüber. Und der nun veröffentlichte Quartalsbericht und die anschließende Investorenkonferenz zeigten weitere Baustellen für Cliq Digital.
Das Geschäftsmodell der Aktiengesellschaft ist, so das Management, in erster Linie auf die Gewinnung neuer Kunden ausgerichtet, die man nun verstärkt in neuen Vertriebskanälen finden möchte. Ob das gelingt bleibt abzuwarten. Cliq-Digital-Kunden bleiben im Schnitt nur einige Monate bei den Produkten der Gesellschaft. Verlorene Kunden gezielt zurückzugewinnen, ist nicht das Ziel der Düsseldorfer. Man ist so permanent unter Druck, neue Kunden zu gewinnen - und das ist schwieriger und teurer geworden. Dazu habe sich - so Cliq Digital im Quartalsbericht - eine höher als erwartete Kündigungsrate eingestellt. Bemerkenswert: Die Verantwortung sucht Cliq Digital dabei unter anderem bei Kreditkartenfirmen, die Verbrauchern einfachere Stornierungsoptionen bieten.
Hoher Cash-Abfluss bei Cliq Digital im 1. Quartal 2024
In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben sich die relativen Kundenakquisitionskosten gegenüber dem Vorquartal von 41 Prozent auf 43 Prozent erhöht, zugleich ist die Kundenzahl laut Angaben der Gesellschaft im Quartalsbericht von 1,2 Millionen auf 1,1 Millionen gefallen und der Umsatz von 84,1 Millionen Euro auf 73 Millionen Euro zurück gegangen. Das liegt vor allem an rückläufigen Zahlen im Bereich der gebündelten Content-Streamingdienste, der eigentlich das Wachstum tragen sollte. Die Entwicklung sorgt für einen Ergebniseinbruch beim Düsseldorfer Unternehmen, das nur noch 2 Cent je Cliq-Aktie im 1. Quartal verdient hat nach 1,06 Euro im Vorquartal und 1,26 Euro im 1. Quartal 2023, in dem 82,9 Millionen Euro Umsatz anfielen.
Zusätzliche Sorge aber könnte die Entwicklung beim Cashflow von Cliq Digital machen, der zum Jahresauftakt 2024 in die roten Zahlen gerutscht ist. Aus betrieblicher Tätigkeit ist ein Cashflow-Minus von 1,4 Millionen Euro angefallen, vor allem aufgrund der EBITDA-Entwicklung, und der operative freie Cashflow liegt mit 3,7 Millionen Euro im Minus. Beide Werte haben sich gegenüber dem ersten Quartal 2023 um mehr als 5 Millionen Euro verschlechtert, gegenüber dem vierten Quartal 2023 sogar um fast 8 Millionen Euro beim Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit und 7,6 Millionen Euro beim operativen freien Cashflow. Die Netto-Liquidität ist allein im 1. Quartal 2024 von 15,7 Millionen Euro auf nur noch 10,5 Millionen Euro gesunken. Nicht näher bezifferte Teile des Cashflow-Rückgangs führt Cliq Digital allerdings auf eine „zeitliche Differenz bei den Zahlungen aufgrund von Bankfeiertagen am Ende des Zeitraums“ zurück.
Ein tiefroter Gesamt-Cashflow von 5,2 Millionen Euro in den ersten drei Monaten dieses Jahres, sinkende Userzahlen und Umsätze, zugleich der Druck, Kunden vor allem in neuen Vertriebskanälen zu akquirieren, während die Kosten hierfür steigen - hinter dem Kurssturz der letzten Tage steckt mehr als eine Gewinnwarnung. Das Vertrauen der Börse in das Unternehmen und seine Prognosen war zuvor bereits erodiertwir berichteten, und ist in den letzten Tagen noch einmal massiv beschädigt worden.
Fragezeichen an Cliqs Perspektive werden größer
Da hilft es wenig, dass Cliq-Vorstand Ben Bos am Mittwoch Aktien von Cliq Digital im Wert von 7.820 Euro gekauft hat. Angesichts einer Gesamtvergütung der beiden Vorstandsmitglieder in Höhe von fast 7,2 Millionen Euro (davon mehr als 2 Millionen Euro aktienbasiert), so die Angaben im Geschäftsbericht 2023, ist der Aktienkauf allenfalls eine symbolische Geste denn überzeugend. Und auch der als Ersatz für die stark gesenkte Dividende gestartete Aktienrückkauf der Gesellschaft ist bisher alles andere als ein Wertbringer: Im ersten Quartal wurden 64.800 eigene Aktien zu einem durchschnittlichen Kurs von 17,50 Euro erworben. Vom 16. April bis einschließlich 3. Mai dieses Jahres kaufte Cliq Digital nach eigenen Angaben weitere 46.578 eigene Aktien zu einem durchschnittlichen Kurs von 15,21 Euro zurück. Gesamtwert der Aktien bei Rückkauf: 1,84 Millionen Euro, auf Basis des gestrigen XETRA-Schlusskurses sind es nur noch 0,98 Millionen Euro. Ob Cliw Digital in den letzten Tagen Aktien zurückgekauft hat, ist aktuell noch unbekannt, die letzten gemeldeten Zahlen vom 6. Mai beziehen sich auf die Rückkäufe bis einschließlich 3. Mai.
In den Fokus der Anleger, die am Dienstag und Mittwoch für eine regelrechte Verkaufswelle gesorgt haben, steht nun auch die Prognose für 2025. Cliqs mittelfristiger Ausblick klang schon im Februar vorsichtiger als zuvor: Hatte das Unternehmen davor für Ende 2025 einen Umsatz von 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt, hieß es im Februar: Ziel sei es, „eine Run-rate im vierten Quartal 2025 zu erreichen, die einen jährlichen Umsatzerlös von mehr als 500 Millionen Euro in Zukunft ermöglicht”. Diese Aussage bestätigte die Gesellschaft am Mittwoch zur Vorlage des Quartalsberichts zwar: „Das mittelfristige Konzernumsatzziel besteht darin, im vierten Quartal 2025 eine Run-rate zu erreichen, um künftig einen Umsatzerlös von mehr als 500 Millionen Euro pro Jahr zu erzielen“, hieß es in der Nachricht des Unternehmens. Die Fragezeichen und Zweifel der Anleger an dieser Prognose dürften in dieser Woche aber noch einmal deutlich gewachsen sein.