FOMC: Zinssenkungen vom Tisch, Zinstief erreicht! - Nord LB Kolumne
Die Federal Reserve hat gestern Abend auf der letzten Notenbanksitzung des Jahres erwartungsgemäß die Füße stillgehalten und die Fed Funds Target Rate bei 1,75% belassen. Erstmals seit Mai gab es im Gremium keine abweichende Meinung zu dieser Zinsentscheidung.
Im FOMC-Statement fanden sich nur wenige Veränderungen. Die bedeutsamste, eher hawkish zu interpretierende, Anpassung dürfte sein, dass die Gremiumsmitglieder bei der geldpolitischen Analyse zukünftig nicht mehr die „anhaltende Unsicherheit über die zukünftige Entwicklung“ als wesentlichen Faktor betonten, sondern stattdessen sich auf „die globale Entwicklungen und den verhaltenden Preisdruck“ konzentrieren würden.
Auf der anschließenden Pressekonferenz ließ Jerome Powell dann aber keinen Zweifel daran, dass das Streichen des Wortes „Unsicherheit“ keine Bedeutung habe, denn weiterhin böten die globalen Wirtschaftstendenzen Anlass zur Sorge. Gewisse Risiken für die Konjunktur bestünden weiterhin und damit auch für – derzeit unwahrscheinliche – Rate Cuts. Andererseits kämen Zinsanhebungen überhaupt nur dann in Frage, falls sich das preisliche Umfeld deutlich ändern würde und nachhaltiger massiver Preisdruck aufkäme. Das deutet darauf hin, dass der Fed-Präsident einer derjenigen Gremiumsmitglieder ist, der ein länger anhaltendes unverändertes Leitzinsniveau anstrebt.
Das dies auch für die Mehrheit im FOMC gilt, ist in den angepassten Zinsprojektionen ersichtlich. Die sogenannten „Dot Plots“ lassen erkennen, dass für Ende 2020 13 der 17 Notenbanker keine Zinsanpassung voraussehen – dagegen wollen vier Notenbanker eine höhere, kein einziger eine niedrigere Fed Funds Target Rate. Der Median notiert für Ende 2020 nun entsprechend bei stabilen 1,625%. Bemerkenswerterweise liegen die Mediane für 2021 und 2022 bei 1,9% bzw. 2,1%. Demnach ist für die Gremiumsmitglieder das Zinstief nun erreicht, moderat aufwärts soll es dann erst wieder in 2021 und 2022 gehen. Für das BIP-Wachstum und die PCE Kerninflationsrate wurden die Projektionen für alle betrachteten Jahre beibehalten, für die Arbeitslosenquote für jedes Jahr um jeweils 0,2-Prozentpunkte nach unten angepasst (2020: von 3,7% auf 3,5%).
Die Sorge vor einer anstehenden Rezession mag zwar weiterhin vorhanden sein, sie ist aber nicht mehr vorherrschend. Denn die Konjunktur der USA kann ohne Zweifel als recht solide bezeichnet werden – insbesondere im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften. Einige Schatten (im verarbeitenden Gewerbe) und die Tatsache, dass sich die meisten Handelspartner bereits in einem Abwärtstrend befinden, müssen die US-Notenbanker aber auch weiterhin berücksichtigen.
Eine Zinssenkung im kommenden Jahr sollte angesichts der globalen Unsicherheiten nicht ganz ausgeschlossen werden. Dies gilt aber nur, wenn sich keine Ergebnisse zwischen Trump und Xi erzielen ließen und es gar zu einer Eskalation käme. Eine gewisse (Teil-)Einigung könnte bereits die Stimmung heben und konjunkturstimulierende Maßnahmen der Federal Reserve unnötig machen. Der konjunkturelle Datenkranz für die USA ist schließlich nicht so schlecht.
Die Kapitalmärkte reagierten verhalten: Die US-Aktienmärkte und der Euro in US-Dollar tendieren etwas höher, die Renditen der US-Treasuries zeigten zunächst leicht südwärts.
Fazit: Die Fed hat – wie erwartet – die Füße still gehalten und den Leitzins bei 1,75% belassen. Die Notenbanker betrachten weiterhin die globalen Entwicklungen und die moderaten Inflationstendenzen sehr genau, sehen aber keine Notwendigkeit mehr für weitere Zinssenkungen. Das Zinstief sollte erreicht sein! Während die Notenbanker für das kommende (Wahl-)Jahr keine Zinsanpassung erwarten, gehen sie für die Jahre 2021 und 2022 sogar wieder von jeweils einer Zinsanhebung aus. Sollte sich in den kommenden Wochen eine Teil-Einigung zwischen den USA und China und damit eine globale Stimmungsaufhellung ergeben – womit wir rechnen – sind Zinssenkungen in den USA tatsächlich vom Tisch.