Nord LB: EZB - Draghi zieht den letzten Trumpf
Einschätzung
Selten haben die Märkte derart gespannt auf eine EZB-Entscheidung gewartet wie in diesem Monat. Seit Wochen hatte es Gerüchte um den möglichen Maßnahmenkatalog der EZB gegeben. Am heutigen Donnerstag hat die Notenbank geliefert und EZB-Chef Draghi gab auf der anschließenden Pressekonferenz die geldpolitischen Entscheidungen bekannt. Demnach hat die EZB die Leitzinsen für den gemeinsamen Währungsraum bestätigt. Draghi betonte im Anschluss an die Entscheidung erneut, dass die untere Grenze der Leitzinsen erreicht sei. Die geldpolitischen Beschlüsse sind nach Angaben der EZB nicht einstimmig, aber mit einer großen Mehrheit, getroffen worden. Man muss kein Prophet sein um zu wissen, dass Bundesbankpräsident Weidmann dem EZB-Chef die Gefolgschaft verweigert haben dürfte. Darüber hinaus hat sich die EZB darauf verständigt, die künftigen langfristigen Refinanzierungsgeschäfte (TLTROs) mit dem jeweils zum Zeitpunkt der Emission geltenden Hauptrefinanzierungssatz zu belegen. Der bei den ersten beiden Geschäften dieser Art erhobene „Aufschlag“ von 10 Basispunkten wird damit künftig nicht mehr fällig.
Zentraler Punkt der heutigen Beschlüsse war aber sicher die Verständigung auf ein breites Ankaufprogramm von öffentlichen und privaten Vermögenswerten im Umfang von 60 Milliarden Euro pro Monat. Die Ankäufe sind zunächst bis September 2016 geplant. Allerdings wird man solange aktiv bleiben, bis eine merkliche Veränderung der Inflationsraten bzw. -erwartungen festzustellen ist. Das geplante Gesamtvolumen des Programms liegt damit deutlich über 1 Billion Euro. Die Summe von 60 Milliarden Euro beinhaltet auch die im Rahmen der bereits laufenden Ankaufprogramme für Kreditverbriefungen und Covered Bonds. Ab März wird die EZB darüber hinaus auch in Staatsanleihen und Titel staatsnaher Emittenten mit einer Laufzeit zwischen zwei und dreißig Jahren investieren. Voraussetzung für den Ankauf ist, dass die entsprechenden Titel auf Euro lauten und sich im Investment-Grade-Bereich bewegen. Außerdem will man nicht mehr als 25% einer Emission sowie nicht mehr als 30% der ausstehenden Schulden eines Emittenten erwerben.
Die Ankäufe im Rahmen dieses Programms werden sich gemäß dem EZB-Kapitalschlüssen auf die einzelnen Länder des Euroraums verteilen, d.h. der größte Block wird in Titel aus Deutschland fließen. Draghi betonte, dass negative Renditen – wie wir sie beispielsweise bei Bundesanleihen kürzerer Laufzeit sehen – kein Ausschlusskriterium darstellen. Einen merkwürdigen Weg hat man bei der Frage der Risikoaufteilung gewählt. Nach einem wenig nachvollziehbaren Schlüssel hat man sich darauf geeinigt, dass die EZB für einen verhältnismäßig kleinen Anteil eine Risikoaufteilung vornimmt. Der größte Block wird allerdings von den nationalen Notenbanken erworben und das damit verbundene Verlustrisiko verbleibt dann auch in den Bilanzen der jeweiligen (nationalen) Notenbanken.
Fazit:
Die EZB hat die Leitzinsen für die Eurozone bestätigt und sich darüber hinaus auf ein umfangreiches Wertpapierankaufprogramm geeinigt. Insgesamt will man über entsprechende Geschäfte 60 Milliarden Euro pro Monat an Liquidität in die Märkte pumpen. Geplant sind die Maßnahmen bis September 2016 – maßgeblich ist allerdings der mittelfristige Inflationsausblick. Damit hat die EZB die Erwartungen der Märkt zunächst erfüllt. Der Preis ist allerdings hoch – schließlich hat Draghi nun seinen letzten Trumpf gezogen.