DAX: Wilde Sprünge nach dem EZB Entscheid zu Anleihenkäufen

Der Termin war bei den meisten Anlegern dick rot im Kalender markiert: Am heutigen Donnerstag hat die Europäische Zentralbank ihre zukünftige Geldpolitik festgelegt. Die EZB startet im Rahmen dessen mit umfangreichen Käufen von Staatsanleihen in einem Volumen von 60 Milliarden Euro pro Monat. Das Programm, das im September 2016 auslaufen soll, hat ein Gesamtvolumen von 1,14 Billionen Euro und fällt damit etwas größer als erwartet aus. Vielfach wurde mit einem monatlichen Volumen von 50 Milliarden Euro gerechnet.
Der DAX reagiert mit heftigen Schwankungen auf die Ankündigungen der EZB. Eine erste Reaktion zeigte deutliche Gewinne des Index, der bis auf knapp 10.400 Punkte springt – rund 100 Punkte mehr als gestern zum Handelsschluss – nur um danach zurück unter den gestrigen Schlusskurs zu fallen und sich anschließend wieder massiv zu erholen. Aktuell notiert der DAX bei 10.324 Punkten mit 0,24 Prozent im Plus, was die Volatilität auf den ersten Blick gar nicht so hoch erscheinen lässt wie sie es seit der EZB Entscheidung tatsächlich ist.
Auch andere Börsenkurse schwanken stark, so zum Beispiel der Kurs des Euros gegenüber dem Dollar oder auch dem Kurs des Euros gegenüber dem Schweizer Franken. Im Vorfeld der heutigen EZB-Nachrichten hatte die Schweizer Notenbank jüngst den Mindestkurs des Franken gegenüber dem Euro aufgehoben – eine Entscheidung, die massive Folgen für die Schweizer Währung und die eidgenössischen Börsen hatte.
Zur Auflage eines „Quantitative Easing Programms“ durch die EZB kommen mittlerweile einige Kommentare. Ohnehin war die Maßnahme bereits im Vorfeld massiv umstritten, insbesondere was ihren Einfluss auf die finanzielle Disziplin bei staatlichen Haushalten und den Euro angeht.
„Dass der Großteil der Haftungsrisiken bei den nationalen Notenbank liegt, unterläuft die Schlagkraft des Wertpapierkaufprogramms. Eine Vergemeinschaftung der Risiken ist also nicht erwünscht“, kommentiert die VP Bank, worin man deutschen Einfluss sieht. Die Botschaft, dass die Währungsunion keine Union sondern „ein Gebilde von Einzelstaaten“ sei, könne am Markt für Skepsis sorgen, so die VP Bank.
Die Deutsche Asset + Wealth Management verweist auf die Höhe des Kaufprogramms. „Wir rechnen aber damit, dass nach einer kurzen Phase der Euphorie wieder etwas Ruhe an den Märkten einkehren dürfte“, heißt es in einem Kommentar des Assetmanagements der Deutschen Bank. Man sei der Meinung, „dass die Staatsanleihenkäufe weder ein Allheilmittel gegen die Wirtschaftsflaute sein werden, noch dass dadurch ein großer Schaden entstehen wird“.
Als „Draghis letzten Trumpf“ bezeichnet die Nord LB die Anleihenkäufe der Notenbank. Die EZB habe die Markterwartungen erfüllt, zahle aber einen hohen Preis. Für Mauro Vittorangeli von Allianz Global Investors dagegen ist die Entscheidung der EZB ein wichtiger Schritt zur weiteren Integration. „Wie zuvor die Fed hat die EZB nun ebenfalls bewiesen, dass sie in der Lage ist, mit äußerst schwierige Marktsituationen umzugehen“, so Vittorangeli.