Nord LB: ZEW-Umfrage - Finanzmarktteilnehmer erneut skeptischer
Das Mannheimer ZEW hat vor wenigen Augenblicken die Umfrageergebnisse seines Finanzmarkttests vorgelegt. Demnach hat sich die Stimmung unter den befragten Analysten, Volkswirten und Fondsmanagern auch im September weiter eingetrübt. Die Konjunkturerwartungen gaben – allerdings nur leicht – auf 6,9 Saldenpunkte nach. Es handelt sich bereits um den neunten Rückgang in Folge. Optimisten und Pessimisten egalisieren sich damit nahezu. Auch die derzeitige konjunkturelle Lage wird von den Finanzmarktexperten deutlich schwächer eingestuft als im Vormonat. Die entsprechende Zeitreihe gibt spürbar nach und sinkt mit 25,4 Punkten auf den niedrigsten Wert seit über einem Jahr. Wir waren zwar von schwächeren Zahlen ausgegangen – vor allem der scharfe Rückgang der Lagekomponente überrascht uns aber doch negativ.
Erneut niedriger fallen auch die Konjunkturerwartungen für den gemeinsamen Währungsraum aus. Angesichts der schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung im II. Quartal in Frankreich und Italien überrascht diese Bewegung allerdings kaum. Äußerst skeptisch schauen folglich auch die vom ZEW befragten Finanzmarktteilnehmer auf diese beiden Länder. Lediglich jeweils 0,5% der 234 Umfrageteilnehmer stufen die aktuelle konjunkturelle Lage in Frankreich und Italien als „gut“ ein. Hinzu kommt, dass beide Länder den notwendigen Reformwillen derzeit nicht erkennen lassen, was auf die Konjunkturerwartungen drückt.
Gedämpft haben dürfte allerdings auch die anhaltende geopolitische Unsicherheit. In der Ukraine ist eine echte politische Lösung derzeit kaum erkennbar. Die in der vergangenen Woche ausgesprochenen neuen Wirtschaftssanktionen und die angekündigten Reaktionen aus Moskau werden zweifellos realwirtschaftliche Effekte nach sich ziehen. Abzuwarten bleibt jedoch auch weiterhin, in welchem Umfang diese zum Tragen kommen.
Sorgen scheint sich auch die EZB um die derzeitige Entwicklung zu machen. Bereits seit längerem verweist die Notenbank auf die konjunkturellen Risiken und den damit einhergehenden niedrigen Preisdruck. Selbst nach der Zinssenkung und der Vorstellung des beschlossenen Maßnahmenpaketes bleiben die Äußerungen der Notenbanker „dovish“. EZB-Vizepräsident Constancio fürchtet bereits die Entankerung der Inflationserwartungen und der französische Notenbankchef Noyer fordert unumwunden Maßnahmen, die den Euro noch schwächer machen. Sollten sich die Inflationserwartungen nicht bald erhöhen, sieht vieles nach einem „echten“ Quantitative Easing seitens der EZB aus. Entsprechend rechnen immerhin 11% der Umfrageteilnehmer mit noch niedrigeren kurzfristigen Zinsen. Am Donnerstag wird die EZB aber zunächst bekannt geben, wie viele Banken beim ersten TLTRO mitgeboten und Liquidität aufgenommen haben. Wir rechnen mit einem Volumen von etwa 200 Milliarden Euro.
Fazit:
Die Zahlen vom ZEW fallen erneut schwächer aus. Während die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland spürbar skeptischer gesehen wird, geben die Konjunkturerwartungen immerhin nur leicht nach. Anders ist die Situation für die Eurozone. Hier kam es auch in diesem Monat zu einem deutlichen Rückprall der Erwartungskomponente. Die Marktteilnehmer glauben also nicht an eine zügige und spürbare gesamtwirtschaftliche Erholung im gemeinsamen Währungsraum. Wir würden uns dieser Sicht der Dinge anschließen wollen.