Nord LB – Einkaufsmanagerumfragen China: Bald wieder Konjunkturhilfen aus Peking?
Heute früh wurden Angaben zur Stimmungslage bei den Einkaufsmanagern in Chinas Industrie veröffentlicht. Der finale Stand des HSBC PMI Manufacturing bestätigte mit 50,2 Punkten nahezu das Ergebnis der Vorabauswertung vom 21. August. Der offizielle Einkaufsmanagerindex, welcher gemeinsam von der China Federation of Logistics of Purchasing (CFLP) und den amtlichen Statistikbehörden in Peking veröffentlicht wird, sackte für den Berichtsmonat August auf 51,1 Zähler ab.
Insgesamt deuten damit beide Umfragewerte immerhin noch auf Wachstum im Verarbeitenden Gewerbe hin. Gleichwohl zeichnet sich eine spürbare Abschwächung der Dynamik im Reich der Mitte ab, die vor allem auf eine zunehmend seichte Binnenaktivität zurückzuführen ist. Mit Blick auf den CFLP PMI sind es vor allem die Subkomponenten zum „Output“ sowie zu den „New Orders“, die zum ersten Rückgang seit Februar dieses Jahres beigetragen haben. Mehr als nur eine Randnotiz stellt für uns zudem die Stimmungslage in Abhängigkeit von der Unternehmensgröße dar: Beim CFLP PMI notieren erstmals seit März die beiden Unterkategorien für kleine bzw. mittelgroße Betriebe unterhalb der 50-Punkte-Marke. Damit wird deutlich, dass Peking in diesem Bereich noch einiges auf den Weg bringen muss.
Die rückläufige Binnendynamik ist zu einem großen Anteil auf die Entwicklung am Immobilienmarkt zurückzuführen. Der in immer mehr Großstädten einsetzende Preisrückgang – insbesondere für Wohnimmobilien – ist für sich genommen zwar keine schlechte Nachricht. Schließlich versucht Peking bereits seit einigen Monaten die ausufernden Entwicklungen in diesem Segment in den Griff zu bekommen. Der bedeutende Anteil des Immobilienmarktes an der Wirtschaftsaktivität zeichnet sich allerdings nun auch für den Stimmungsrückgang bei den Einkaufsmanagern verantwortlich. Einige Marktbeobachter sehen im aktuellen Umfeld bereits die Notwendigkeit von staatlichen Konjunkturhilfen.
Für die Zentralregierung ergibt sich daraus ein regelrechter Balanceakt. So dürfte auch in Peking das Lager derjenigen Zulauf bekommen, die sich für weitere Stützungsmaßnahmen aussprechen. Einer gewissen Unterstützung aus einigen Regionalregierungen könnte man sich hier durchaus sicher sein. Ein neuerliches Anheizen der Immobilienpreisblase sowie umfangreiche kreditfinanzierte Konjunkturprogramme würden die Führungsspitze um Präsident Xi Jinping und Premier Li Keqiang allerdings von dem Ziel eines ausgewogenen Wachstumsmodells abbringen und wären daher als Rückschritte zu werten.
Fazit: Chinas Einkaufsmanager zeichnen im August erwartungsgemäß ein nicht mehr ganz so freundliches Bild der Lage. Gleichwohl ist festzuhalten, dass sowohl der HSBC PMI als auch der CFLP Einkaufsmanagerindex nach wie vor oberhalb der vor allem psychologisch wichtigen Marke von 50 Punkten notieren. Der Stimmungsrückgang ist vor allem auf den Immobilienmarkt zurückzuführen. Für einige Marktteilnehmer steht Peking bereits jetzt unter Zugzwang. Allerdings wären ein neuerliches Anheizen der Immobilienpreise sowie der Rückgriff auf umfangreiche kreditfinanzierte Stützungsmaßnahmen als Rückschritte zu werten.