RZB: Ukraine, Air France, Danone und Konjunkturdaten im Blickpunkt
Die gestern veröffentlichten vorläufigen Einkaufsmanagerindizes (Jul.) für Deutschland, Frankreich und die Eurozone sind abgesehen vom Verarbeitenden Gewerbe in Frankreich besser als vom Markt erwartet ausgefallen. Die Rendite deutscher Staatsanleihen tendierte daraufhin nach oben. Auch der Euro konnte gegenüber dem Dollar zulegen, musste einen Teil der Zugewinne im weiteren Handelsverlauf jedoch wieder abgeben. Heute setzt sich der Reigen an Vorlaufindikatoren mit dem deutschen ifo Index und dem belgischen Konsumentenvertrauen fort. Der ifo Index dürfe dabei seinen Zenit klar überschritten haben. Wir rechnen mit einem Rückgang des Gesamtindex, der sowohl von der Einschätzung der aktuellen Lage als auch von den Zukunftserwartungen getragen sein sollte. Die ebenfalls zur Veröffentlichung anstehenden Daten zu den Geld- und Kreditmengenaggregaten werden den langfristigen Inflationsdruck aufgrund monetärer Einflüsse weiterhin als gering ausweisen. Beim Auftragseingang dauerhafter Güter in den USA rechnen wir mit einer Quasi-Stagnation. Ohne den volatilen Transportsektor dürfte der Auftragseingang gegenüber Mai leicht angestiegen sein. In Sachen EU-Sanktionen gegen Russland einigte man sich gestern lediglich darauf, weitere 15 Personen und 18 Organisationen mit Einreiseverboten und Kontosperren zu belegen, die aktualisierte Liste wurde jedoch noch nicht veröffentlicht.
Aktienmärkte
Die US-Aktienindizes haben am Donnerstag kaum Veränderung gezeigt. Die Aktien des Online-Versandhändlers Amazon fielen nachbörslich um 11 % nachdem dieser einen Verlust von USD 126 Mio. für das zweiten Quartal bekannt gab und die Markterwartungen verfehlte. Die Indizes aus Europa gingen mehrheitlich mit leichten Zugewinnen, jene aus Asien uneinheitlich aus dem Handel. Im Rahmen der Berichtssaison richte n sich die Blicke heute insbesondere auf die französischen Schwergewichte aus dem Sektor defensiver Konsum (Danone, Dior) sowie auf das Luftfahrtunternehmen Air France. Der Konflikt in der Ukraine bleibt weiterhin ein Belastungsfaktor. Eine mögliche Ausweitung der EU-Sanktionen (auf russische Staatsunternehmen) könnte für Druck sorgen. Aktuelle Futuresindikationen lassen für die europäischen Märkte lediglich geringe Kursveränderungen für den Handelsstart erwarten.
Credit-Märkte
Nachdem Investoren bei der Auswahl von Neuemissionen in den letzten Wochen selektiver vorgehen, ist inzwischen auch eine geringere Emissionstätigkeit am Primärmarkt für Unternehmensanleihen festzustellen. Dies mag einerseits mit der Blackout-Periode aufgrund der Berichtssaison und andererseits mit der Ferienzeit begründet sein. Gestern gab es lediglich eine Emission zu vermelden. Phoenix Pharmahandel (BB/BB) platzierte eine Anleihe im Volumen von EUR 300 Mio. Bei einer Laufzeit von sieben Jahren hat das Unternehmen einen Risikoaufschlag von MS+279,3 Basispunkten zu zahlen. Der Kupon beträgt 3,625 %.
Zentral- und Osteuropa
- Die EU erhöht den Druck auf Russland durch die Vorbereitung möglicher neuer Sanktionen.
- Aufgrund drohender zusätzlicher EU-Sanktionen gegen Russland setzte der russische Rubel seine Abwertung gegenüber dem Währungskorb fort.
- Die politische Lage und Sanktionen des Westens könnten zusätzlichen Druck auf den OFZ-Markt ausüben, allerdings ist unser Hauptargument für einen schwächeren Anleihemarkt in der erwarteten Normalisierung der US-amerikanischen Geldpolitik zu sehen.
- Russische Eurobondpreise sollten durch die Androhung wirtschaftlicher Sanktionen der EU weiter unter Druck bleiben.