K+S-Aktie droht DAX-Abstieg, ProSiebenSat.1 wäre Ersatz – 4investors-Indexmonitor
Am 3. September diesen Jahres ist wieder einmal „High Noon“ am deutschen Aktienmarkt. Die Auswahlindizes der deutschen Börse werden in ihrer Zusammensetzung regelmäßig aktualisiert und der große jährliche Überprüfungstermin steht an. Indexaufnahme und -abstieg können für die Unternehmen dabei von großer Wichtigkeit sein: Die Indexzugehörigkeit sichert die Aufmerksamkeit von Großinvestoren und Medien.
Basis für die Neusortierung sind vor allem Marktkapitalisierung, gemessen am Free Float, sowie Handelsumsatz. Für den wichtigsten der Indizes am Frankfurter Aktienmarkt, dem DAX, gelten – wie auch für die anderen Indizes – klare Regeln. Dem international bedeutenden Index gehören 30 Aktien an, die den deutschen Aktienmarkt repräsentieren sollen und tatsächlich große Teile der gesamten Marktkapitalisierung der in Frankfurt notierten Aktien auf sich vereinigen. Neben einem Unternehmenssitz in Deutschland müssen mindestens 10 Prozent Streubesitz und eine Notierung im Prime Standard vorliegen, um in den Index aufgenommen werden zu können. Eine Insolvenz bedeutet das Ende der Indexzugehörigkeit und den Austausch der Aktie gegen ein anderes Papier.
Nach diesen Regeln kommen Aktien in den DAX
Auch für die Wechsel unter den 30 DAX-Aktien gibt es klare Vorgaben. Basis für die Zusammensetzung ist eine monatlich von der Börse veröffentlichte Rangliste. Regulär zu den üblichen DAX-Überprüfungsterminen im September eines jeden Jahres kann ein Titel ausgetauscht werden, wenn er sich bei der Marktkapitalisierung oder dem Handelsumsatz nicht mehr unter den besten 40 Werten befindet. Zugleich muss ein anderer Wert, der sich nicht im DAX befindet, aber mindestens Platz 35 bei beiden Kriterien erreichen. Ein Eintritt zu diesem Überprüfungstermin in den DAX ist zudem möglich, wenn eine Aktie bei beiden Kriterien zu den Top 30 gehört, zugleich ein Indexwert nicht mehr bei den Top 35 bei Marktkapitalisierung oder Handelsumsatz liegt.
Zudem gibt es Regeln für Indexveränderungen, die außerhalb des regulären Überprüfungstermin bei den vierteljährlichen Sitzungen des Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse AG zur Anwendung kommen können. Ein sogenannter „Fast Exit“ kommt zustande, wenn sowohl ein Indexwert bei beiden Kriterien nicht mehr zu den ersten 45 der Rangliste gehört, zugleich aber eine Aktie außerhalb des DAX bei einem der beiden Kriterien mindestens auf Platz 35 liegt. Findet sich kein Nachfolger, wird die Nachfolgekandidaten auf die Ränge 36 bis 45 beim Umsatz ausgedehnt. Findet sich auch hier kein Nachfolger, findet kein Wechsel statt. Auch ein „Fast Entry“ in den DAX ist möglich, hierzu muss eine Aktie bei Marktkapitalisierung und Umsatz jeweils mindestens Rang 25 belegen. Weichen müsste dann der Anteilsschein, der die niedrigste Marktkapitalisierung hat und zugleich bei einem der beiden Kriterien schlechter als Rang 35 liegt. „Existiert kein solcher Wert, wird der Indexwert mit der niedrigsten Marktkapitalisierung aus dem Index genommen“, so das Regelwerk der Deutschen Börse AG.
DAX: Alles bleibt wie es ist – oder doch nicht?
Spannend könnte es bis zum regulären Termin der Indexüberprüfung im September bei den 30 DAX-notierten Aktien werden, denn eine mögliche Veränderung bahnt sich an. Dabei drängt vor allem ein Unternehmen in Richtung Indexnotierung: ProSiebenSat.1. Gemäß Juni-Rangliste der Deutsche Börse AG liegt die Medienaktie auf Platz 29, was die Marktkapitalisierung angeht, und auf Platz 32 beim Umsatz. Für ein Fast-Entry reicht dies nicht – hierfür müsste das Papier bei beiden Kriterien mindestens auf Platz 25 liegen. Aber ein anderer Faktor könnte sich zugunsten von ProSiebenSat.1 auswirken, wenn sich der Umsatzrang noch etwas verbessert: Die Branche. Medientitel sind bisher im DAX völlig unberücksichtigt.
Die Aktie der Airbus Group kommt für einen Indexaufstieg dagegen trotz Platz 10 bei der Marktkapitalisierung nicht in Frage – der Anteilsschein des Flugzeugbauers ist viel zu illiquide für einen Aufstieg vom MDAX in den DAX.
Allerdings stellt sich die Frage, ob für einen Wechsel ein möglicher Absteiger in Frage kommt. Die Deutsche Börse AG als Indexbetreiber ist nicht an einem dauernden Wechsel interessiert, man will Kontinuität. Abstiegskandidaten gibt es zwei: Zum einen die Lanxess-Aktie, zum anderen die Aktie des Rohstoffkonzerns K+S. Beide liegen bei der Marktkapitalisierung nicht mehr unter den Top 30, vor allem die K+S-Aktie nähert sich mit Rang 36 bei der Marktkapitalisierung den Kriterien, die für einen Abstieg in Richtung MDAX sprechen. Allerdings ist die Aktie, vor allem im Vergleich zu ihrer Marktkapitalisierung, hoch liquide, liegt hier auf Platz 18.
Sollte aber K+S in der Rangliste der Marktkapitalisierung nicht klettern und ProSiebenSat.1 in der Umsatzrangliste noch zwei Plätze gut machen, könnte sich die Rohstoffaktie als Absteiger im MDAX wiederfinden. Bis zur nächsten Überprüfung der Indizes am 3. September gehen noch einige Wochen ins Land, entscheidend werden die Daten per Ende August sein.