RZB Tageskommentar – Themen: Deutsche Bank, Türkische Lira, Anleihen
Wie schon gestern stehen auch heute weder aus dem Euroraum noch aus den USA relevante Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Angesichts des Mangels an Daten dürften sich die Marktakteure besonders viel Zeit für das Studium des Protokolls der letzten FOMC Zinssitzung vom 30. April nehmen, das am Abend (20:00 Uhr MEZ) veröffentlicht wird. Viel Neues dürften Sie indes nicht entdecken. Die Stellungnahme im Anschluss an die Zinsentscheidung war quasi unverändert zu der von Mitte März. Insofern dürfte auch das Sitzungsprotokoll kaum neue erhellende Einsichten bieten. Insbesondere da die Währungshüter bei ihrer Sitzung den starken Arbeitsmarktbericht für April noch nicht kannten. Die Rendite der 10-jährigen deutschen und amerikanischen Staatsanleihe bewegte sich gestern ebenso wie EUR/USD kaum. Hieran dürfte sich in den nächsten zwei Wochen auch wenig ändern. Nachhaltige Impulse erwarten wir erst wieder Anfang Juni. Dann stehen die EZB Zinsentscheidung sowie der US-Arbeitsmarktbericht an.
Aktienmärkte
Die US-Aktienmärkte standen gestern unter Abgabedruck. Mangels marktbeeinflussender US-Konjunkturdaten richtete sich das Anlegerinteresse im Wesentlichen auf Unternehmen, die ihre Quartalsergebnisse präsentierten. Im Fokus stand diesbezüglich der Einzelhandelssektor. Die Investoren waren offenbar zu optimistisch in Bezug auf die Quartalsergebnisse einzelner Unternehmen. Die Aktien des Modeunternehmens Urban Outfitters fielen um fast neun Prozent, die des Büroartikel-Einzelhändlers Staples fielen sogar um mehr als zwölf Prozent. Beide Unternehmen hatten die Gewinnerwartungen im abgelaufenen Quartal verfehlt. Beim Sportartikelhersteller Dicks Sporting ging es sogar um 18 % nach unten. Der Konzern hatte nach enttäuschenden Zahlen die Gewinnprognosen für das Gesamtjahr gesenkt. Ferner zu den Verlierern zählten auch Caterpillar (-3,2 %). Hier wird nicht mit einer Erholung von Neuprojekten gerechnet. Gegen den Trend notierten allerdings die Aktien von Home Depot (+1,9 %), wenngleich die Quartalszahlen nicht überzeugten. Allerdings konnte der Konzern trotz hartem Winter die Verkäufe steigern und rechnet auch für das Gesamtjahr weiter mit einem Umsatzplus. Auch am japanischen Aktienmarkt standen Gewinnmitnahmen auf der Tagesordnung. Der Nikkei 225 versuchte allerdings hartnäckig die 14.000 Punkte-Marke zu verteidigen. Kaum Impulse gingen von den veröffentlichten Exportzahlen aus, die ein unerwartetes Plus zeigten. Bei der heutigen Sitzung der japanischen Notenbank wurde die Fortsetzung der lockeren Geldpolitik beschlossen. Heute stehen Unternehmensdaten sowohl dies als auch jenseits des Atlantiks zur Veröffentlichung an, wobei in den USA sicherlich die Einzelhandelstitel erneut im Fokus stehen werden. Erste Futures-Indikationen lassen an den europäischen Aktienmärkten zur Eröffnung nur wenig Veränderung erwarten.
Credit-Märkte
Die OEBB-Infrastruktur AG preiste gestern eine EUR 500 Mio. schwere Anleihe (15 Jahre, Kupon 2,25 %, Aaa/AA+) bei MS+24 BP. Die Emission verfügt über eine implizite Staatsgarantie. Carlsberg platzierte gestern eine zehnjährige Anleihe (EUR 1 Mrd., 2,5 %, Baa2/BBB) bei MS+102 BP. Die Deutsche Bank AG emittierte gestern sehr erfolgreich ihre Multitranche AT1-Anleihe (Tranche A: USD 1,25 Mrd., perpetuell NC6, 6,25 %; Tranche B: EUR 1,75 Mrd., perpetuell NC8, 6 %; Tranche C: GBP 650 Mio., perpetuell NC12, 7,125 %; Ba3e/BBe/BB+e). Der Trigger liegt bei 5,125 % CET1 (transitional). Die Helaba platzierte gestern ihren Dualtranchenpfandbrief zu den erwarteten Konditionen (3 Jahre MS-7 BP und 7 Jahre MS+3 BP). Die LBBW fixierte den Ausgabespread für ihre Nachranganleihe (EUR 500 Mio., 12 J., NC7, Baa2 (erwartet)) bei MS+177 BP. Die Dexia Kommunalbank befindet sich noch bis Ende dieser Woche auf Roadshow mit ihrem öffentlichen Pfandbriefprogramm.
Zentral- und Osteuropa
- Im Vorfeld der für Donnerstag geplanten Zinssitzung verzeichnete die türkische Lira eine Abschwächung, da manche Marktteilnehmer eine Zinssenkung nicht ausschließen würden.
- Bei den Kursen von Anleihen mit längerer Laufzeit war gestern infolge von Gewinnmitnahmen nach der jüngsten Rallye ein Rückgang zu beobachten. Allerdings sind die Verluste unserer Meinung nach nur vorübergehend.
- Der CEE-Eurobondmarkt zeigt sich stabiler, nachdem im Laufe der Woche neue Hoffnung auf Deeskalation im russisch-ukrainischen Konflikt aufgekommen war.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Deutsche Bank.