Nord LB: ZEW-Umfrage - Stimmung erfährt durch Ukrainekrise nur leichten Dämpfer
Soeben hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) die Ergebnisse des Finanzmarkttests im April veröffentlicht. Wie erwartet sanken die Konjunkturerwartungen in Deutschland erneut moderat, immerhin stellt dies den vierten Rückgang in Folge dar. Die Zeitreihe notiert mit 43,2 Saldenpunkten jedoch weiterhin über ihrem langfristigen Mittelwert. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund eines nochmals kräftigen Anstiegs der Lagekomponente auf 59,5 Saldenpunkte und damit den besten Stand seit dem Juli 2011 bemerkenswert. Auch wir erwarten für das erste Quartal ein hohes BIP-Wachstum deutlich oberhalb des Potenzialpfads, was auch, aber nicht nur der günstigen Witterung in diesem Winter geschuldet ist.
Für die Eurozone blicken die vom ZEW befragten Analysten, Volkswirte und Investmentprofis weiterhin optimistisch in die Zukunft, die Erwartungskomponente sank nur marginal auf 61,2 Saldenpunkte. Die aktuelle Lage wird zwar erneut besser als im Vormonat beurteilt, die Zeitreihe verharrt mit -30,5 Saldenpunkten jedoch weiter im negativen Bereich. Auch dies deckt sich mit unserer Einschätzung, wonach Deutschland weiterhin die Wachstumslokomotive innerhalb des gemeinsamen Währungsraums bleiben wird, der insgesamt seinen Erholungskurs fortsetzt.
Angesichts der neuerlichen Spannungen in der Ukraine, die mit den Besetzungen öffentlicher Gebäude in der Ostukraine durch prorussische Separatisten während der vergangenen Tage einen neuen Höhepunkt erreicht haben, hätte man sogar mit einer stärkeren Dämpfung der Konjunkturerwartungen rechnen können. Und da die Konjunktur gegenwärtig nach Auffassung der Finanzmarktexperten bereits brummt, ergibt sich beinahe zwangsläufig eine etwas gedämpftere Erwartungshaltung für die Zukunft. Wir bleiben trotz aller geopolitischen Risikofaktoren bei unserer Prognose von 2% Wirtschaftswachstum in Deutschland für das laufende Jahr.
Die gute konjunkturelle Entwicklung sollte sich zeitverzögert auch in einem moderaten Anstieg der aktuell sehr niedrigen Inflationsrate widerspiegeln. Dennoch wird – gerade wegen des in Teilen Europas hartnäckigeren Niedriginflationsumfelds – die Debatte über zusätzliche Stimuli durch die Europäische Zentralbank noch einige Zeit anhalten. Gemäß den Zinserwartungen der Finanzexperten bleiben zumindest die Geldmarktzinsen auch perspektivisch auf dem aktuell sehr niedrigen Niveau wie festgenagelt. Bei den Langfristzinsen ergibt sich indes ein anderes Bild, mehr als 60% der Befragten rechnen mit einem Anstieg in Deutschland. Deflationäre Erwartungen sind dies nun wirklich nicht.
Fazit:
Die heute gemeldeten Ergebnisse des ZEW-Finanzmarkttests im Monat April liegen weitgehend im Rahmen der Erwartungen. So sind die viel beachteten Konjunkturerwartungen für Deutschland (43,2 Saldenpunkte) und die Eurozone (61,2 Saldenpunkte) erneut leicht zurückgegangen. Insgesamt hat sich die Stimmung jedoch nicht sonderlich eingetrübt. So wird die aktuelle Lage jeweils besser als im Vormonat beurteilt. Der Saldo liegt für Deutschland nun bei 59,5 Punkten, womit die Umfrageteilnehmer offensichtlich von einer brummenden Konjunktur im Frühjahr ausgehen. Wir rechnen mit einem kräftigen BIP-Zuwachs im ersten Quartal, der nicht nur allein auf die sehr günstige Witterung in den vergangenen Monaten zurückzuführen ist. Mögliche Sanktionen für Russland träfen zwar auch die deutsche Exportwirtschaft. Wir sehen aber gerade wegen des sehr robusten ersten Quartals dennoch keinen Anlass, an unserer durchaus optimistischen Jahreswachstumsprognose von 2% Abstriche zu machen.