Deutsche Bank und die Krim-Krise: Fitschens Warnungen
Der Co-Konzernchef der Deutschen Bank Jürgen Fitschen, warnt vor einer Eskalation der Krim-Krise und einer Gefährdung der wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland. „Deutsche Unternehmen haben dort mehr als 20 Milliarden US-Dollar investiert. Es gibt mehr als 6.000 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung“, sagt der Manager, der zugleich Präsident des deutschen Bankenverbandes ist, im Interview mit der „Zeit“. Hintergrund der Äußerungen sind die drohenden schärferen Sanktionen gegen Russland als Folge des russischen Vorgehens auf der Krim.
Die Äußerungen kommen aufgrund des Engagements der Deutschen Bank und vieler ihrer Kunden natürlich nicht ohne Eigennutz, auch wenn Fitschen die Situation etwas herunterspielt. Das Engagement in der Ukraine sei begrenzt. „Sie hatten Ende letzten Jahres offene Forderungen in Höhe von 835 Millionen Euro“, so Fitschen gegenüber der „Zeit“. Die Engagements des deutschen und europäischen Bankensektors in Russland sind ungleich größer, das gilt bei Ausleihungen wie anderen Finanzgeschäften, zum Beispiel im Investmentbanksektor. Dies zeigte jüngst eine Studie von Dealogic. Demnach sollen russische Unternehmen am Londoner Finanzplatz allein 2013 rund 34 Milliarden Euro Kapital akquiriert haben, in den vergangenen zehn Jahren sollen es rund 288 Milliarden Euro gewesen sein – ein Milliardengeschäft für die Banken, die gute Provisionen bei der Platzierung von Anleihen- und Aktienemissionen verdienen. Die Deutsche Bank gilt in diesem Geschäft als eine der wichtigsten Adressen. Verschäfen sich die Sanktionen, ist dieser Geschäftszweig erst einmal ernsthaft bedroht, selbst wenn die Sanktionen diesen nicht explizit betreffen.
Russland drittgrößter EU-Handelspartner
Die engen Verflechtungen der westeuropäischen Wirtschaft mit Russland geht allerdings weit über die Finanzbranche sowie den Gas- und Ölsektor hinaus. Das gilt vor allem für die Exportbranche, wie gerade Rheinmetall zu spüren bekommt. Die Bundesregierung stoppt einen Rüstungsdeal des Konzerns mit Russland im Volumen von 120 Millionen Euro. Russland ist der drittgrößte Handelspartner der EU. Ein Beispiel ist der Sportartikelhersteller Adidas, der sich selbst in dem Land und ebenso in der Ukraine als Marktführer sieht und 11.000 Menschen beschäftigt. Man betrachte die Entwicklung mit großer Sorge, sagt Adidas-Chef Herbert Hainer gegenüber der „Bild“ - und sorgt sich um Sanktionen gegen einen Wachstumsmarkt für Adidas.
Schon jetzt dürfte Vertrauen verspielt sein. Investitionen und Aktivitäten werden auf den Prüfstand gestellt, so zum Beispiel durch Volkswagen in Form einer Erweiterungsinvestition für ein russisches Werk. Eine stärkere Konfrontation des Westens mit Russland könnte diesen Trend verschärfen. Andere Experten allerdings geben Entwarnung, so zum Beispiel Jörg Krämer von der Commerzbank: „Nur drei Prozent unserer Exporte gehen nach Russland“, zitiert die Deutsche Welle den Commerzbank-Chefvolkswirt.