Börse am Morgen: K+S, RWE, US-Inflation, Konjunkturdaten - Nord LB
Börsenprofis bewerten die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im November den 4. Monat in Folge weniger pessimistisch. Das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur im nächsten halben Jahr stieg um 10,9 Punkte auf plus 9,8 Zähler und liegt damit erstmals seit April wieder im positiven Bereich, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zu seiner Umfrage unter Analysten und Anlegern mitteilte. „Es erhärtet sich der Eindruck, dass die Talsohle der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland erreicht ist“, äußerte ZEW-Präsident Wambach.
Inmitten des wirtschaftlichen Abschwungs sind in Deutschland mehr große Unternehmen gegründet worden. Von Januar bis September wurden rund 91.400 Betriebe gegründet, deren Rechtsform und Beschäftigtenzahl auf eine größere wirtschaftliche Bedeutung schließen lassen. Wie das Statistische Bundesamt weiter mitteilte, waren dies 2,5% mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig gaben rund 72.200 Unternehmen mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung ihr Gewerbe vollständig auf. Das waren 11,4% mehr als von Januar bis September 2022.
Die unter schwacher Nachfrage leidende Chemieindustrie hat offenbar die Talsohle bei der Produktion erreicht. In Q3 konnte sie erstmals seit 6 Quartalen wieder ein leichtes Produktionsplus von 0,1% ggü. dem Vorquartal verbuchen. Von einer Trendwende wollte der Branchenverband VCI aber noch nicht sprechen, den Unternehmen fehlten schlichtweg die Aufträge.
Nach 5 Rückgängen in Folge bessert sich das Geschäftsklima der kleinen und mittleren Unternehmen im Oktober wieder. Es steigt um 2,1 Zähler auf minus 17,1 Saldenpunkte, wie das KfW-Ifo- Mittelstandsbarometer zeigt. Dahinter steht eine verbesserte Lagebeurteilung. Auch die Erwartungen legten zu. Während sich im Großhandel und im Bauhauptgewerbe das Geschäftsklima erneut eintrübte, hellte es sich im Verarbeitenden Gewerbe, im Einzelhandel und in den Dienstleistungsunternehmen auf.
Die Erzeugerpreise landwirtschaftlicher Produkte sind im September kräftig gesunken. Sie fielen um 11,5% im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die Preise sind bereits 6 Monate in Folge im Sinkflug. Hauptverantwortlich für den starken Rückgang im September ist nach wie vor ein Basiseffekt aufgrund des sehr hohen Preisniveaus im Vorjahr.
Der Preisauftrieb in den USA hat im Oktober überraschend nachgelassen. Die Inflationsrate sank auf 3,2% nach 3,7% im September. Die Investoren hoffen nun, dass der Rückgang der Inflation die US-Notenbank zu baldigen Zinssenkungen bewegt.
Tagesausblick
Das Verhalten der US-Konsumenten bleibt im Fokus der Anleger; insofern wird heute vor allem auf die Zahlen zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten zu achten sein. Nach dem ausgeprägten Anstieg im Vormonat ist im Oktober mit keinen erfreulichen Nachrichten zu rechnen. Die bereits bekannten Daten aus Branchenkreisen lassen dabei nicht auf positive Impulse durch die Absatzahlen im Automobilbereich hoffen - weiterhin müssen mögliche Revisionen der Vormonatszahlen im Auge behalten werden.
Renten- und Aktienmärkte
Nach der Meldung der CPI-Daten ist die Rendite von US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren unter den Wert von 4,50% gefallen.
Die internationalen Aktienmärkte profitierten von den aufkeimenden Hoffnungen auf ein bald spürbar niedrigeres Zinsniveau in den USA. So konnte der DAX beispielsweise sofort nach der Meldung der Zahlen über die psychologisch wichtige Marke von 15.500 Punkten springen. DAX +1,76%; MDAX +3,29%.
Unternehmen
RWE hat in den ersten 9 Monaten den Gewinn gesteigert. Das bereinige EBITDA im Konzern kletterte von Januar bis Ende September auf 6,15 Mrd. EUR von zuvor 3,4 Mrd. EUR. Dazu hätten insbesondere höhere Erträge aus der Stromerzeugung und dem Energiehandel beigetragen.
K+S hat in Q3 einen deutlichen Ergebnisrückgang verzeichnet, setzt aber auf eine Erholung der Kalipreise und bekräftigt seine Ziele. Von Juli bis September fuhr K+S einen operativen Gewinn (EBITDA) von 72 Mio. EUR ein nach 633 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum.
Devisen und Rohstoffe
Die Erwartung eines Endes der Zinserhöhungen brachte den USD unter Druck, der EUR legte im Gegenzug zu.
Eine optimistische Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) zur globalen Nachfrage trieb die Ölreise an.
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