Börse am Morgen: Continental, Hannover Rück, Philips und Vattenfall - Nord LB
Die deutsche Wirtschaft steht nach Prognose der Bundesbank mit einem Bein in einer neuen Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im zurückliegenden Q3 „etwas geschrumpft sein“, hieß es. Geht es im laufenden Q4 zum 2. Mal in Folge zurück, wird von einer „technischen Rezession“ gesprochen. Die gab es zuletzt um den Jahreswechsel 2022/23, ehe sie im Frühjahr mit einer Stagnation der Wirtschaft endete. „Die deutsche Wirtschaft wurde von mehreren Faktoren gebremst“, betonte die Bundesbank mit Blick auf das abgelaufene Vierteljahr. „So war die Auslandsnachfrage nach Industrieprodukten weiterhin schwach.“ Die gestiegenen Finanzierungskosten dämpften zudem die Investitionen. „Dies drückte die inländische Nachfrage in der Industrie und vor allem im Bau.“ Die noch bestehenden Auftragspolster hätten dies nur teilweise abfedern können. Sowohl in der Industrie als auch im Bauhauptgewerbe sei die Produktion im Sommer daher „deutlich“ zurückgegangen.
Tagesausblick
Heute sind die Augen auf die Stimmungsumfragen aus einer Vielzahl von Ländern gerichtet. S&P veröffentlicht die Ergebnisse der Unternehmensbefragungen und dabei wird spannend sein, inwiefern jene aus den Produktionssektoren unterhalb der kritischen Marke von 50 Punkten und jene aus den Dienstleistungssektoren oberhalb oder knapp unterhalb dieser Marke bleiben werden. Zuletzt ging es – zumindest in Europa – mit beiden eher abwärts. Zuvor werden das deutsche GfK Verbrauchervertrauen sowie die deutschen Importpreise von Interesse sein. Am Nachmittag gilt es, den Erläuterungen von EZB-Chefin Lagarde zu folgen. Alles andere als eine relativ eindeutige Aussage zu einem Abwarten auf der EZB-Sitzung am kommenden Donnerstag wäre schon eine Überraschung. Die gestiegenen langen Zinsen erledigen ihren Job. Darüber hinaus stehen heute eine Vielzahl von Quartalsergebnissen auf dem Programm. Es dürfte an den Finanzmärkten also spannend werden.
Renten- und Aktienmärkte
An den Anleihemärkten kam es zu einer Erholung nach deutlichen Kursverlusten. Die Stimmung an den Börsen bleibt nach dem Kursrutsch zum Wochenschluss angespannt. DAX +0,02%; MDAX +0,06%; TecDAX 0,00%, Dow -0,58%; S&P 500 -0,17%; Nasdaq Comp. -+0,27%.
Unternehmen
Continental arbeitet einem Zeitungsbericht zufolge an einem Konzernumbau. Ziel sei es, die defizitäre Automotive-Sparte, in der das Unternehmen das Geschäft mit Autokomponenten, Sensorik und Software bündelt, nachhaltig profitabel aufzustellen. Dabei erwäge der Konzern sogar das noch vor kurzem als Zukunftssparte auserkorene Geschäft mit dem automatisierten Fahren in ein Gemeinschaftsunternehmen einzubringen – möglicherweise sogar mit Conti als Juniorpartner.
Die deutschen Autofahrer müssen sich im kommenden Jahr nach den Erwartungen der Hannover Rück nochmals auf höhere Versicherungsprämien einstellen. „Stark überdurchschnittlich steigende Ersatzteil- und Reparaturkosten sowie gestiegene Schadenfrequenzen führen zu massiven Verlusten und belasten die Profitabilität der Kraftfahrt-Versicherer weiterhin stark“, sagte der Vorstandschef der Hannover-Rück-Deutschland-Tochter E+S Rück, Pickel. Steigende Preise in der Kfz-Versicherung seien daher „unausweichlich, um aus der Verlustzone zu kommen und das Geschäft langfristig wieder profitabel aufzustellen“. Das sei aber nicht innerhalb eines Jahres zu schaffen.
Eine anziehende Nachfrage lässt den Medizintechnik-Hersteller Philips optimistisch auf das laufende Geschäftsjahr blicken. Der Kerngewinn habe sich in Q3 mit 457 Mio. EUR mehr als verdoppelt, während der Umsatz um 11% auf 4,5 Mrd. EUR anstieg.
Der Energiekonzern Vattenfall ist mit dem Land Berlin in Verhandlungen über den Verkauf seines deutschen Wärmegeschäfts. Eine Entscheidung wird noch in 2023 erwartet. Die Vattenfall Wärme Berlin AG beschäftigt rd. 1.700 Mitarbeiter und versorgt rd. 1,4 Mio. Wohnungen mit Warmwasser und Wärme. Hinzu kommen u.a. der Betrieb von 10 Kraft-Wärme-Anlagen, 105 Blockheizkraftwerken und eines 2.000 km Wärmenetzes. Vattenfall hatte bereits im Mai 2022 angekündigt, sein deutsches Wärmegeschäft strategisch zu überprüfen.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR präsentierte sich wenig verändert im Vergleich zur Vorwoche. Am Ölmarkt bleibt die Lage im Nahen Osten das bestimmende Thema. Nach dem jüngsten Preisanstieg sprachen Marktbeobachter von einer leichten Gegenbewegung.
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