Börse am Morgen: KWS Saat, H&M, Konjunkturdaten und US-Dollar - Nord LB
Der private Konsum kann Deutschland vorerst nicht aus der Konjunkturflaute herausholen. Denn Verunsicherung und eine hohe Sparneigung drücken die Stimmung der Verbraucher auf den tiefsten Stand seit April. Die GfK-Konsumforscher sagen für Oktober einen Rückgang des Barometers um 0,9 auf -26,5 Punkte voraus. „Damit dürften die Chancen auf eine Erholung der Konsumstimmung in diesem Jahr auf 0 gesunken sein“, hieß es.
Der Kreditfluss an Firmen in der Euro-Zone verliert angesichts der Konjunktur und steigender Zinsen deutlich an Dynamik. Banken reichten im August nur noch 0,6% mehr Darlehen an Unternehmen aus als noch ein Jahr zuvor, wie die EZB mitteilte. Das ist das kleinste Plus seit Ende 2015. Im Juli waren es noch 2,2%. Wegen der schwachen Konjunktur halten sich viele Unternehmen derzeit mit Investitionen zurück, zumal die Kreditkosten deutlich gestiegen sind. Zudem schauen Banken bei der Geldvergabe genauer hin, da die Gefahr von Firmenpleiten und Kreditausfällen in diesem Umfeld zunimmt.
Die Konjunkturflaute in Deutschland schlägt sich zunehmend auf den Jobmarkt nieder. Zum einen ist die Bereitschaft der Unternehmen zu Neueinstellungen laut Ifo-Institut so schlecht wie seit gut zweieinhalb Jahren nicht mehr. Zum anderen ist das Arbeitsmarktbarometer der IAB-Forscher auf den niedrigsten Stand seit dem Corona-Jahr 2020 gefallen. Wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter Tausenden Unternehmen mitteilte, sank das Beschäftigungsbarometer im September um 1,2 auf 95,8 Punkte und damit auf den tiefsten Wert seit Februar 2021.
Tagesausblick
Heute stehen vor allem Daten aus Europa im Fokus der Finanzmarktbeteiligten: Am Vormittag wird auf das europäische Economic Sentiment geschaut, welches traditionell auch für die EZB und für ihre geldpolitische Ausrichtung ein wichtiger Konjunkturindikator darstellt. Konjunkturell ist demnach auf dem „alten Kontinent“ bereits eine Art Rückwärtsgang eingeschaltet! Während sukzessive im Verlauf des Vormittags die Preisdaten aus den einzelnen deutschen Bundesländern veröffentlicht werden, folgt um 14:00 Uhr dann die Tendenz für Deutschland insgesamt: Es ist für September mit einem nicht ganz so moderaten Anstieg von 0,4% M/M zu rechnen, da aber ein ganz starker Anstieg aus dem Vorjahr aus der Jahresrate herausfällt, dürfte die Inflationsrate immerhin deutlich auf 4,7% Y/Y zurückgehen. Basiseffekte entlasten also, am aktuellen Rand ist aber dennoch weiterhin ein unerfreulicher Preisauftrieb erkennbar.
Aktienmärkte
Der deutsche Aktienmarkt präsentierte sich gestern nach den jüngst schwachen Tagen erstmals mit Stabilisierungsversuchen, doch die Sorgen bleiben. Unter den Einzelwerten überraschte KWS Saat mit +6,8% positiv. Wegen guter Geschäfte in allen Segmenten übertraf der Saatguthersteller die Erwartungen für das abgelaufene Geschäftsjahr. DAX -0,25%; MDAX -0,18%.
Auch an der Wall Street kehrte der Optimismus nicht zurück. Bei einer Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen von über 4,6% wägen Anleger das Aktien-Risiko entsprechend ab. Dow Jones -0,20%; S&P 500 +0,02%; Nasdac Comp. +0,22%.
Unternehmen
Der Saatguthersteller KWS Saat hat im vergangenen Geschäftsjahr dank Preisanhebungen deutlich zugelegt. Das operative Ergebnis erhöhte sich 2022/23 (per Ende Juni) um 44% auf 222,8 Mio. EUR, wie der weltweit viertgrößte Saatgutkonzern mitteilte. Der Umsatz kletterte um 18% auf 1,82 Mrd. EUR. KWS profitierte dabei vor allem von guten Geschäften mit Saatgut für Zuckerrüben, Getreide und Gemüse, aber auch Mais. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 127 Mio. EUR, ein Plus von 18% binnen Jahresfrist. Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 stellt sich KWS Saat angesichts des herausforderndem Umfelds an den Agrarmärkten auf ein gedämpftes Wachstum ein.
Die Sparmaßnahmen des Modekonzerns H&M tragen erste Früchte. In Q3 steigerte das Unternehmen den operativen Gewinn auf 4,74 Mrd. Kronen (410 Mio. EUR) von zuvor 902 Mio. Kronen. Mit dem Quartalsergebnis übertraf H&M die Erwartungen der Analysten, die im Durchschnitt einen Gewinn von 4,72 Mrd. Kronen erwartet hatten.
Devisen und Rohstoffe
Zur Wochenmitte fiel der EUR erneut auf den tiefsten Stand seit vergangenen März (1,0553 USD). „Zinssorgen in den USA und Konjunktursorgen in der Eurozone dominieren das Geschehen an den Finanzmärkten“, heißt es am Markt.
Die Ölpreise wurden erneut durch das knappe Angebot auf dem Weltmarkt und die rückläufigen Lagerbestände angetrieben.
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