Börse am Morgen: Hella, Philips, Ryanair und Microsoft im Fokus - Nord LB
Die deutsche Wirtschaft hat wegen der Auftragsflaute einen Fehlstart ins zweite Halbjahr hingelegt. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - sank im Juli um 2,3 auf 48,3 Punkte. Dies ist nicht nur der 3. Rückgang in Folge, sondern auch der schlechteste Wert seit acht Monaten. Damit liegt das Barometer erstmals seit Januar unter der Schwelle von 50 Zählern, ab der es Wachstum signalisiert.
Das von Wirtschaft und Politik als Alternative zu China umgarnte Indien hat in H1 deutlich mehr Waren aus Deutschland bezogen. Die deutschen Exporte in das mittlerweile bevölkerungsreichste Land der Welt legten um mehr als 19% im Vergleich zum Vorjahresmonat auf rund 8,6 Mrd. EUR zu. Indien bezieht traditionell vor allem Maschinen und chemische Produkte aus Deutschland. „Indien wird China als Markt nicht ersetzen können”, sagte der Chefvolkswirt des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Wiechers. „Aber die China-Lastigkeit des Geschäftes ist für manches Unternehmen ein Problem, ein Klumpenrisiko. Deshalb wird stärker auf andere Märkte geschaut - wie Indien”, hieß es weiter.
Heute
In den USA stehen u.a. Zahlen zur Entwicklung der Immobilienpreise zur Veröffentlichung an. Daneben werden noch Angaben zum Conference Board Verbrauchervertrauen und zum Richmond-Fed-Index gemacht. In beiden Fällen handelt es sich bereits um Zahlen für den Berichtsmonat Juli. Letztere Zeitreihe sollte auch am aktuellen Rand in negativem Terrain verharren.
Renten- und Aktienmärkte
Die Kurse deutscher Staatsanleihen profitierten deutlich von schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone. US-Staatsanleihen haben nach einem freundlichen Auftakt nachgegeben. Anleger warten auf die Zinsentscheidung der Fed.
Am deutschen Aktienmarkt reagierten Investoren verunsichert auf das Ergebnis der Parlamentswahl in Spanien und schwache Konjunkturdaten. Zudem warten auch sie mit Spannung auf die Zinsentscheide der Fed (Mittwoch) und der EZB (Donnerstag). DAX +0,08%; MDAX -0,19%; TecDAX +0, 20%.
An der Wall Street hat sich die Stimmung aufgrund der Hoffnung auf starke Bilanzen großer Technologiekonzerne aufgehellt. Erwartet werden z.B. heute die Geschäftszahlen des Softwareentwicklers Microsoft und der Google-Mutter Alphabet. Morgen öffnet die Facebook-Mutter Meta ihre Bücher. Dow Jones +0,52%; S&P 500 +0,40%; Nasdaq Comp. +0,19%.
Unternehmen
Der Autozulieferer Hella hat in H1 Umsatz und Ergebnis gesteigert und sieht sich bei seinen Jahreszielen auf Kurs. Die Einnahmen kletterten von Januar bis Juni um 17,3% auf 4,0 Mrd. EUR. Das operative Ergebnis habe sich auf 245 (Vorjahr: 139) Mio. EUR verbessert, die operative Umsatzrendite kletterte um zwei Prozentpunkte auf 6,1%. Hella profitiert von höheren Geschäftsvolumina und konnte Preissteigerungen an Kunden weitergeben.
Politische Spannungen um China lassen den Medizintechnikhersteller Philips mit Skepsis auf die Geschäftsentwicklung rund um die Volksrepublik schauen. Die Entwicklung der Beziehungen zwischen den USA und China sowie der EU und China bereite ebenso Sorge wie Versuche Chinas, bei kritischen Technologien, wie etwa der Medizintechnik, selbstständiger zu werden. Die USA, die EU und China stünden für rund zwei Drittel der Umsätze des Konzerns. Philips steigerte von April bis Juni den bereinigten operativen Ertrag auf 453 Mio. EUR und damit stärker als erwartet. Der Umsatz legte um rund 9% auf 4,5 Mrd. EUR zu.
Ryanair erzielte mit 663 Mio. EUR den bisher stärksten Gewinn für das erste Quartal. Konzernchef O´Leary zeigte sich allerdings besorgt über die voraussichtliche Nachfrage im späteren Jahresverlauf. Zudem senkte Ryanair aufgrund verzögerter Lieferungen durch den US-Flugzeugbauer Boeing das bis März 2024 angepeilte Passagieraufkommen.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR wurde von neu entflammten Rezessionsängsten nach den jüngsten Konjunkturdaten belastet und fiel unter 1,11 USD.
Die Ölpreise knüpften an den Anstieg Ende vergangener Woche an und erreichen den höchsten Stand seit drei Monaten.
In 4 von 6 Monaten des Jahres 2023 lag die Solarstromausbeute in Deutschland bislang über der des Vorjahres. Das zeigen aktuelle Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE. Bei der Windenergie wurde der 2022-Wert sogar bereits nach fünf Monaten übertroffen. Wie hoch der Anteil ist, hängt einerseits von den Erzeugungskapazitäten, aber mehr noch von den Jahreszeiten und Wetterverhältnissen ab.
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