Börse: Vantage Towers, Ryanair, China und der Ölpreis im Fokus - Nord LB

Die strikte Corona-Politik der Regierung hat die Wirtschaftsaktivität in China im April deutlich abkühlen lassen. Die Einzelhandelsumsätze fielen im Jahresvergleich um 11,1% und damit deutlich stärker als erwartet. Auch die Industrieproduktion sank unerwartet stark um 2,9% (März: +5%) gegenüber dem Vorjahr.
Die deutschen Großhandelspreise sind im April mit +23,8% (März: +22,6%) ggü. Vorjahr im Rekordtempo gestiegen. Das ist die höchste Jahresrate seit Beginn der Erhebung im Jahr 1962. Im Monatsvergleich ergab sich ein Plus von 2,1%.
Der Auftragsbestand der dt. Industrie hat im April lt. einer IfoUmfrage einen neuen Rekordwert erreicht. Die Orders heimischer Industrieunternehmen reichen für 4,5 (Januar-Umfrage: 4,4) Monate. Die Forscher nannten als Grund für das Rekordhoch u.a. Lieferengpässe, die zu Produktionsproblemen führten.
Die EU-Kommission hat wegen des Krieges in der Ukraine ihre Wachstumsprognosen für den Euroraum gesenkt und gleichzeitig ihre Inflationsprognosen angehoben. Im Basisszenario wird mit einem BIP-Wachstum 2022 von 2,7% (bisher: 4,0%) und 2023 von 2,3% (2,7%) gerechnet. Die Verbraucherpreise sollen im laufenden Jahr um 6,1% (3,5%) und 2023 um 2,7% (1,7%) anziehen. Die EU-Kommission hat auch ein Szenario durchgerechnet, das ein Embargo für russisches Gas vorsieht. Danach würde das Wachstum 2022 und 2023 um 2,5% und 1% niedriger als im Basisszenario und die Inflation um 3% und 1% höher ausfallen.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat den Anteil von chinesischem Yuan (+1,36 auf 12,28%) und US-Dollar (+1,65 auf 43,38%) in seinem internationalen Währungskorb erhöht und im Gegenzug den Euro-Anteil (-1,62 auf 29,31%) verringert. Zudem ermäßigte sich der Yen-Anteil um 0,74 auf 7,59%, das brit. Pfund ist nur noch mit 7,44% (-0,65) vertreten.
Ausblick
In den USA wird heute vor allem auf die aktuellen Angaben zur Entwicklung der Einzelhandelsumsätze zu blicken sein. Im April ist mit recht freundlichen Zahlen zu rechnen. Fallende Benzinpreise dürften den Headline-Index per se zwar belastet haben, sollten aber natürlich auch für größere finanzielle Spielräume der US-Konsumenten an anderer Stelle gesorgt haben. Die Umsätze in den Autohäusern dürften zudem stützend gewirkt haben.
Rentenmarkt
Die Erhöhung der Inflationsprognose durch die EU-Kommission und im Rekordtempo gestiegene deutsche Großhandelspreise haben die dt. Anleihekurse nur kurzzeitig unter Druck gesetzt. US-Staatsanleihen waren am Montag stärker gefragt. Anleger flüchteten in Zeiten hoher Unsicherheit in den sicheren Hafen.
Aktienmarkt
Der deutsche Aktienmarkt konnte nicht an die positive Bilanz der vergangenen Woche anknüpfen. Grund hierfür waren vor allem schwache Konjunkturdaten aus China. DAX -0,58%, MDAX +0,37%, TecDAX +0,30%. An den US-Börsen zeigte sich ein uneinheitliches Bild. Auch hier wirkten sich die Sorgen um eine höhere Inflation und eine mögliche Rezession, die durch die chinesischen Wirtschaftsdaten weiter befeuert wurden, negativ auf die Händlerstimmung aus. Dow Jones +0,09%, S&P 500 -0,39%, Nasdaq-Comp. -1,20%.
Unternehmen
Der Funkturmbetreiber Vantage Towers hat im vergangenen Jahr 2021/22 den Umsatz ohne Durchleitungseinnahmen –nach vorläufigen Zahlen– um 4,6% auf 1,011 Mrd. EUR gesteigert. Im Berichtszeitraum kletterte das bereinigte EBITDA AL um 3,6% auf 543 Mio. EUR. Der operative Konzerngewinn verbesserte sich auf 537 (287) Mio. EUR. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Vantage ein Umsatzwachstum ohne Durchleitungseinnahmen von 3 bis 5% und ein bereinigtes EBITDA AL von 550 bis 570 Mio. EUR.
Ryanair hat im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 97,1 Mio. Passagieren (+235%) einen Umsatz von 4,80 (1,64) Mrd. EUR erzielt. Den Nettoverlust reduzierte der Billigflieger auf 355 Mio. EUR, verglichen mit einem Nettoverlust von 1,01 Mrd. EUR im Vorjahr. Die Auslastung der Flugzeuge stieg von 71% auf 82%. Für das lfd. GJ erwartet die Airline eine Rückkehr in die Gewinnzone.
Devisen
Nach Kursen unter 1,04 US-$ am Freitag, konnte der Euro –u.a. unter dem Eindruck der erhöhten Inflationsprognose der EUKommission- zum Wochenstart etwas Boden gutmachen.
Rohstoffe
Die aufgrund der drastischen Corona-Maßnahmen schwachen chinesischen Konjunkturdaten haben die Ölpreise nur temporär belastet.
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