Börse: Gerresheimer, Ölpreise, China und Inflationszahlen im Fokus - Nord LB
Die chinesischen Exporte sind im Juni stärker als erwartet gestiegen. Die Ausfuhren erhöhten sich um 17,9% (Mai: +16,9%) ggü. dem Vorjahr. Hintergrund war u.a. die Lockerung der Corona-Restriktionen. Die Importe stiegen nur um 1,0% und lagen damit unter dem im Mai verzeichneten Anstieg von 4,1%.
Der harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) ist in Deutschland im Juni auch nach endgültigen Zahlen leicht rückläufig gewesen. Destatis bestätigte die Jahresrate von 8,2% (Mai: 8,7%). Gegenüber dem Vormonat sank der HVPI um 0,1%.
Die Industrie im Euroraum hat im Mai stärker angezogen als erwartet. Wie Eurostat mitteilte, erhöhte sich die Produktion (ohne Bau) gegenüber dem Vormonat saisonbereinigt um 0,8%. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Industrieproduktion um 1,6% höher.
Die US-Verbraucherpreise zogen im Juni den 24. Monat in Folge um erneut deutliche 1,3% M/M an. Insbesondere bei den Öl- und Benzinpreisen zeigten sich massive Anstiege. Die Inflation zog damit nochmals an auf 9,1% – ein erneutes 40-Jahreshoch! Selbst der entlastende Basiseffekt aus dem Vorjahresmonat verpuffte nahezu. Eine Wende an der Inflationsfront ist also nicht erkennbar. Das FOMC wird weitere Zinsanhebungen um 75bp im Juli und 50bp im September durchführen – es hinkt ja mittlerweile Lichtjahre hinter dem Geschehen her! Perspektivisch wird aber eine Bremswirkung auf die Konjunktur eintreten – mit einer einhergehenden Disinflation!
Ausblick
Heute ist so ein bisschen „Barbell-Tag“: Gestern zum „Verdauen“ für die Finanzmärkte ein Highlight mit der US-Inflation, morgen ein weiteres mit den US-Einzelhandelsumsätzen und dazwischen heute weniger spektakuläre Veröffentlichungen. Aber wenigstens die USA kann noch mit „kleineren“ Bekanntgaben aufwarten: So dürften die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe eine wöchentliche (und damit frühzeitige) Tendenz für die Beschäftigungsentwicklung in den USA angeben und die US-Produzentenpreise – eigentlich als langweiliger „Nachburner“ der gestrigen CPIs anzusehen – könnten vielleicht doch Anzeichen für eine langsam zu beobachtende Moderation vor allem auf einigen bestimmten Vorstufen der Produktion (und damit des späteren Konsums) detaillierter anzeigen. Insofern werden die geneigten Volkswirte auch heute offenbar nicht völlig arbeitslos sein!
Rentenmarkt
Die Kurse deutscher Bundesanleihen haben sich mit Bekanntgabe der US-Inflationszahlen ins Minus bewegt. US-Staatstitel haben nur kurz unter den hohen Teuerungsraten gelitten und am Ende sogar im Plus geschlossen. Hier half der Konjunkturbericht der Fed, der der Wirtschaft nur ein bescheidenes Wachstum attestierte.
Aktienmarkt
U.a. die unerwartet hohe US-Teuerungsrate hat die Stimmung am deutschen Aktienmarkt belastet. DAX -1,16%, MDAX -0,98%, TecDAX -0,95%. Die überraschend hohen Juni-Inflationszahlen haben die USAktienmärkte zunächst unter Druck gesetzt. Am Ende fielen die Verluste aber recht moderat aus. Dow Jones -0,67%, S&P-500 -0,45%, Nasdaq-Comp. -0,15%.
Unternehmen
Gerresheimer hat in Q2 (bis 31.05.) dank einer guten Nachfrage die Erlöse und den operativen Gewinn gesteigert. Der Umsatz erhöhte sich auf 444,6 (377,0) Mio. EUR, der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) stieg auf 90,1 (81,9) Mio. EUR. Nach Steuern betrug der bereinigte Gewinn 43,4 (40,8) Mio. EUR. Das Unternehmen bekräftigte seine Prognose für das Geschäftsjahr 2021/2022.
Devisen
Am Devisenmarkt ging der Kampf des Euro mit der Parität zum US-$ weiter. Trotz einer überraschend hohen US-Inflationsrate konnte dieser markante Punkt letztlich verteidigt werden.
Rohstoffe
Trotz einer gesenkten Nachfrageprognose durch die Internationalen Energie-Agentur (IEA) konnten sich die Ölpreise etwas von ihren jüngsten Abschlägen erholen. Die IEA hatte von einer Entspannung am Ölmarkt gesprochen, da das nachlassende Wirtschaftswachstum die Nachfrage nach Rohöl dämpft und die Sanktionen gegen die russische Ölindustrie weniger Auswirkungen haben als erwartet. Die Agentur verringerte ihre Nachfrageprognose für dieses Jahr um 240.000 Barrel pro Tag (bpd) auf 99,2 Mio. bpd. Auch die Nachfrage im Jahr 2023 wird demnach mit 101,3 Mio. bpd um 280.000 bpd unter den früheren Prognosen liegen.
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