Commerzbank, Deutsche Bank und Co.: Risiken von Gewinnwarnungen nach SWIFT-Bann für Russland
Ein SWIFT-Ausschluss Russlands als Sanktion auf die Invasion der Ukraine durch russische Truppen wird bereits seit Tagen gefordert - nun ist er beschlossene Sache. Nachdem vor allem die Bundesregierung sich lange gegen einen solchen Beschluss gesperrt hatte, werden nun russische Banken, die bereits auf der Sanktionsliste stehen, von dem internationalen Zahlungssystem ausgeschlossen. Den Beschluss tragen neben Deutschland und Frankreich unter anderem auch die EU-Kommission, Kanada und die USA mit.
Über die in Belgien beheimatete und von den Zentralbanken der G-10 sowie der EZB beaufsichtigte SWIFT-Kooperative werden internationale Zahlungen abgewickelt. SWIFT-Angaben zufolge sind mehr als 11.000 Banken, Finanzinstitute und Unternehmen in über 200 Ländern und Gebieten an das System angeschlossen.
Der Ausschluss einer Reihe russischer Banken aus dem Zahlungssystem kann noch auf zusätzliche Finanzdienstleister ausgeweitet werden. Zudem ist davon auszugehen, dass im Bankensektor große Teile der Welt ihre Geschäfte mit dem russischen Finanzsektor einstellen werden. In Russland wird ein „Bank-Run“ erwartet. Schon jetzt sind Berichte zu hören, dass das Bargeld in Russland knapp zu werden beginnt. Die Situation russischer Banken könnte sich mit den weiteren Sanktionen massiv verschärfen.
Allerdings ist davon auszugehen, dass die Sanktionen auch Auswirkungen auf heimische Banken haben werden. Der SWIFT-Bann wird Geldtransfers aus und nach Russland zumindest erheblich erschweren, wenn nicht für viele unmöglich machen. Dies kann für Zahlungsausfälle sorgen und steigert das Risiko von Gewinnwarnungen im Bankensektir erheblich.
Angaben der Commerzbank (WKN: 514000, ISIN: DE0005140008, Chart, News) zufolge aber ist das direkte Engagement des europäischen Bankensektors in Russland überschaubar: „Insgesamt ist das Kreditexposure gering und zudem ist nur eine Handvoll europäischer Banken über lokale Töchter im Land direkt exponiert. Das direkte Engagement in der Ukraine ist noch unbedeutender“, hieß es am Freitag in einer Commerzbank-Kolumne auf 4investors. Dass Bankenkurse stark unter Druck gekommen sind, deute „darauf hin, dass eher indirekte Effekte als Folge der kriegerischen Auseinandersetzung im Fokus der Anlegersorgen stehen. Damit ist die Unsicherheit mit Blick auf die Konjunkturaussichten (damit verbunden sind Kreditnachfrage und Risikovorsorge) sowie die Zinserwartungen gemeint“, so die Commerzbank.
Chart-Marken bei den Bankaktien beachten
Der Blick auf den Kursverlauf der Commerzbank Aktie vom Freitag zeigt einen deutlichen Gewinn, die Verluste vom Vortag konnten zum Teil kompensiert werden. Nach der vorangegangenen wochenlangen Rallye bestehen aber weiter Gefahren, dass sich die jüngsten Gewinnmitnahmen bei der Commerzbank Aktie fortsetzen könnten.
Bei der Deutschen Bank sind die Verluste in den letzten Tagen schon deutlicher ausgefallen, Die Kursrallye aus den vergangenen Wochen wurde nahezu komplett wieder abverkauft. Auch hier bestehen weitere Risiken von Kursverlusten, insbesondere wenn die Situation eine Gewinnwarnung notwendig macht. Starke charttechnische Unterstützungen sind bei 10,41/10,78 Euro zu finden, etwas mehr als einem Euro unter dem XETRA-Schlusskurs vom Freitag.
Die Handelswoche hat die Commerzbank Aktie im XETRA-Handel mit 8,13 Euro beendet und die Deutsche Bank Aktie mit 11,878 Euro.