Drei Gründe für einen stärkeren Dollar - DWS
Der Dollar schwächelt seit vielen Monaten und hat gegenüber dem Euro in den vergangenen zwölf Monaten deutlich an Wert verloren. Euro-Anleger, die in der US-Währung investierten, bekamen dies deutlich zu spüren: Ihre Jahresbilanz wurde durch die Schwäche des Dollars teilweise erheblich getrübt. Wie geht es weiter mit dem Wechselkurs? Viele Marktbeobachter erwarten einen weiterhin schwachen Dollar. Anders die DWS. „Wir halten an unserem Kursziel von 1,15 Dollar pro Euro per Ende 2021 fest“, sagt Stefanie Holtze-Jen, Chief Currency Strategist der DWS, und nennt drei Gründe, warum die Zeichen auf eine Erholung des Dollars stehen.
1. Die Wachstumsschere zwischen den USA und der Eurozone dürfte weiter auseinandergehen
Die höheren fiskalischen Impulse unter dem neuen US-Präsidenten Joe Biden dürften der US-Wirtschaft einen besonderen Schub verleihen. 1,9 Billionen Dollar soll das Hilfspaket umfassen, das die massiven Schäden der Covid-19-Pandemie lindern soll. Nach der Rückeroberung des Senats können die Demokraten mit ihrer knappen Mehrheit im Repräsentantenhaus nun Gesetze in ihrem Sinne einbringen. Aufgrund der konzilianten Sprachart von Joe Biden wird vom Markt positiv interpretiert, dass aufgrund der wirtschaftlichen Lage in absehbarer Zeit nicht mit Vorschlägen zu rechnen sein dürfte, die die Märkte belasten, wie z.B. die befürchteten Steuererhöhungen. „Diese massive Unterstützung, die marktfreundlichere Gangart der Demokraten zusammen mit dem ohnehin höheren Wachstumspotenzial der US-Wirtschaft und einem flexibleren Arbeitsmarkt dürften dazu führen, dass der Aufschwung in den USA deutlich dynamischer ausfallen wird als in Europa“, erwartet Holtze-Jen. Zwischen der Eurozone und den USA dürfte deshalb die Schere beim Wirtschaftswachstum weiter auseinandergehen.
2. USA hat beim Impfen die Nase vorn
Bei den Bemühungen, die Covid-19-Pandemie zu beenden, scheint die Eurozone im Vergleich mit den USA ins Hintertreffen zu geraten. Die Impfprozesse verlaufen – bislang zumindest – in Kontinentaleuropa deutlich schleppender als in den USA. Bis Ende Januar wurden in den USA mit sechs Prozent der Bevölkerung bereits drei Mal so viele Menschen geimpft wie in Europa. Würde das bisherige Tempo beibehalten, so wären in den USA bis August 2021 ca. 60 Prozent der Bevölkerung geimpft. In Kontinentaleuropa würde es dagegen bis Anfang 2022 dauern, bis diese Marke erreicht würde. „Sollte sich dieses Szenario materialisieren, würde das die Wachstumslücke zwischen den USA und Europa weiter vergrößern und den Euro tendenziell zusätzlich belasten“, so die Währungsstrategin.
3. Veränderte Interessenlagen von US-Politik und Europäischer Zentralbank
Durch den politischen Wechsel in den USA dürfte von Seiten der Politik kein Druck mehr auf den Dollar aufgebaut werden, so wie dies unter der Präsidentschaft von Donald Trump geschehen war. Trump hatte während seiner Amtszeit massiv einen schwächeren Dollar propagiert und die US-Notenbank Fed damit unter Druck gesetzt. Die neue US-Finanzministerin und ehemalige Zentralbank-Chefin Janet Yellen folgt diesem Kurs nicht. Sie spricht sich dezidiert dafür aus, dass der Wert des Dollars vom freien Handel am Devisenmarkt bestimmt wird.
Zeitgleich fährt die EZB fort, den Höhenflug des Euro zu kommentieren. Man plant nun eine genauere Untersuchung der Euro-Aufwertung gegenüber dem Dollar seit Beginn der Pandemie. Der Fokus soll darauf liegen, ob unterschiedliche Konjunkturmaßnahmen für die Wechselkursentwicklung verantwortlich sind. Ratsmitglieder der EZB, wie z.B. Klaas Knot, wiesen darauf hin, dass die EZB über Instrumente wie Zinssenkungen verfüge, um gegen eine Aufwertung des Euro vorzugehen.
Währungsseitig könnte es somit für Euro-Anleger, die in Dollar-Anlagen investieren, im Jahr 2021 deutlich besser aussehen als im vergangenen Jahr.