USA: Auf 1,4% gestiegene Inflationsrate und ihre zukünftige Relevanz für Treasuries - Nord LB Kolumne

Soeben wurden vom Bureau of Labor Statistics aktuelle Daten zu den Konsumentenpreisen (CPI) in den USA bekanntgegeben. Nach drei Rückgängen in Folge im letzten Frühjahr zog das Preisniveau auf Verbraucherpreisebene nun den mittlerweile siebten Monat in Folge an. Im Berichtsmonat Dezember wurde ein Plus von 0,4% M/M gemeldet. Die Inflationsrate, die im Mai letzten Jahres auf bis zu 0,1% gefallen war, kletterte auf nun 1,4% Y/Y. Die Verbraucherpreise exklusive Nahrung und Energie verzeichneten ein nur marginales Plus. Die Jahresrate verharrte bei 1,6%.
Die Preisentwicklungen spielten in den letzten Monaten im Grunde keine Rolle – weder für die Finanzmarktteilnehmer, noch für die Notenbanker. Die Federal Reserve orientierte die Geldpolitik ausschließlich an den konjunkturellen Auswirkungen durch die Corona-Pandemie. Ungeachtet aller Inflationstendenzen steht für die Notenbanker auch in den kommenden Monaten nur im Mittelpunkt, die massiven Belastungen geldpolitisch unterstützend zumindest etwas abzufedern.
Dennoch scheinen einige Marktteilnehmer langsam einen etwas anderen Fokus einzunehmen. So verlief der Jahresbeginn vor allem auf den US-Rentenmärkten recht turbulent: Fünf Tage in Folge zog die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries deutlich an. Von 0,90% Ende 2020 startete sie einen regelrechten Höhenflug innerhalb weniger Handelstage bis auf über 1,18% gestern.
Mehrere Gründe sind für nun höhere US-Renditen aufzuführen: Erstens lässt die Situation im US-Senat nach den Nachwahlen in Georgia die Annahme zu, dass mit den erreichten Mehrheiten im Kongress die Demokraten eine nochmals expansiver ausgerichtete Fiskalpolitik anstreben werden, was auch ein höheres Emissionsvolumen impliziert. Zweitens werden mit den Impfungen die Perspektiven für eine konjunkturelle Aufhellung im Verlauf von 2021 immer besser. Eine konjunkturelle Boomphase könnte im Anschluss an die Pandemie also bevorstehen. Drittens muss deswegen und aus Gründen der höheren Staatsverschuldung und –ausgaben mit einem gewissen Anziehen der Inflation gerechnet werden. Zunächst wird dies vor allem aufgrund von absehbaren statistischen Basiseffekten aus dem letzten Frühjahr geschehen. Zusätzlich deuten bereits aktuell höhere Öl- und Benzinpreise auf höhere Inflationsraten hin, welche unseres Erachtens zur Jahresmitte in den USA – kurzzeitig – sogar die Marke von 3% erreichen könnten (und in Deutschland über 2%).
Nochmals höhere Inflationsraten bis zum Sommer sollten also nicht überraschen. Im Anschluss an diesen Spike sehen wir aber keine nachhaltig zu hohen Inflationsraten, so dass es bei unserer Annahme einer noch länger zu erwartenden Aufrechterhaltung einer akkomodierenden Fed-Geldpolitik bleibt. Genau darauf wiesen gestern die US-Notenbanker James Bullard und Eric Rosengren hin. So erwarten wir zwar perspektivisch steigende US-Renditen, aber eben halt nur langsam.
Fazit: Die US-Konsumentenpreise zogen im Dezember um 0,4% M/M an, so dass die Inflationsrate auf 1,4% Y/Y zulegte. Spielten die Preisdaten in 2020 im Grunde keine Rolle, dürften sie im Verlauf von 2021 etwas stärker beachtet werden: So rechnen wir mit einem Anziehen der US-Inflationsrate im Sommer in Richtung 3%. Diese mittelfristigen Perspektiven erklären bereits einen Teil des in den vergangenen Tagen beobachtbaren Höhenflugs der Renditen von Staatsanleihen – vor allem in den USA. Renditetreibend wirkten sich zudem die konjunkturellen Implikationen ausgehend von den Senatswahlen und der gestarteten Impfkampagne aus. Selbst wenn für 2021 von einem weiteren (basisbedingten) Anziehen der Inflationsraten auszugehen ist, sehen wir dies als ein vor allem vorübergehendes Phänomen und für die Notenbanker noch längere Zeit nahezu vernachlässigbares Problem an. Nichtsdestotrotz sprechen die konjunkturellen Aussichten im 2. Halbjahr 2021 für einen sukzessiven Renditeanstieg, der nach unseren Prognosen aber nur langsam(er als zuletzt) erfolgen wird.