Am Morgen: Conti, Zoom und Konjunkturdaten im Fokus - Nord LB Kolumne

Chinas Industrie ist im August so stark gewachsen wie seit 2011 nicht mehr. Der Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stieg überraschend auf 53,1 (Juli: 52,8) Punkte. Vor allem die Lockerungen der Corona-Beschränkungen hätten für eine Zunahme der Exportaufträge gesorgt, hieß es.
Die deutsche Industrie blieb ebenso wie die Industrie der EuroZone im August auf Wachstumskurs. Der Markit-Einkaufsmanagerindex für Deutschland kletterte um 1,2 auf 52,2 Punkte, den besten Wert seit Anfang 2018. Auch die Neuaufträge legten erneut kräftig zu, was u.a. mit Nachholeffekten von Aufträgen, die aufgrund des Lockdowns verschoben worden waren, begründet wurde. Der Einkaufsmanagerindex für die Währungsunion fiel zwar marginal um 0,1 auf 51,7 Punkte, blieb damit aber deutlich über der Wachstumsschwelle.
Die Bundesregierung hat ihre Konjunkturprognose für dieses und nächstes Jahr angepasst. 2020 werde das BIP nur noch um 5,8% (bislang: 6,3%) zurückgehen, sagte Bundeswirtschaftsminister Altmaier. Der Aufschwung nach dem Lockdown "geht schneller und dynamischer vonstatten als wir es zu hoffen gewagt hatten", sagte er weiter. Für 2021 rechnet er mit einem Wirtschaftswachstum von nur noch 4,4% (bisher: 5,2%). Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sanken im August überraschend um 0,2% (1. Schätzung) zum Vorjahreszeitraum, wobei sich v.a. Energie (-7,8%) verbilligte. Klammert man diesen Sektor aus, lag die gesamte Jahresteuerung bei +0,7%.
Der Einkaufsmanagerindex der US-Industrie konnte im August weiter anziehen und notiert nun bei erfreulichen 56,0 Punkten. Die US-Wirtschaft scheint sich immer nachhaltiger von der Coronvirus-Krise zu erholen. Die Stärke der Unterkomponente „Aufträge“ macht uns in der Tat Hoffnung. Die Zahlen sind stützend für den globalen Aktienmarkt und die US-Währung.
Rentenmarkt
Gute Wirtschaftsdaten und die daraus resultierende freundliche Stimmung an den Aktienmärkten haben deutsche Staatsanleihen nicht belastet. Die Kurse schlossen nahezu unverändert. Auch am US-Staatsanleihenmarkt stiegen trotz überraschend guter Konjunkturdaten die Kurse leicht an.
Aktienmarkt
Bei einer durch positive Konjunkturdaten freundlichen Grundstimmung haben die Indizes am deutschen Aktienmarkt leichte Zugewinne verzeichnet. DAX +0,22%, MDAX +0,25%, TecDAX +0,18%. Continental-Aktien gaben am DAX-Ende 2,35% nach. Das Unternehmen will seinen Sparkurs verschärfen. Ansprechende Konjunkturdaten sorgten an der Wall Street für freudige Gesichter. Dow Jones +0,76%, S&P-500 +0,75%, Nasdaq-Comp. +1,39%. Zoom-Aktien gewannen nach überzeugenden Zahlen 40,78%. Nikkei 225 akt. nur wenig verändert bei 23.190 Pkt. (+0,23%).
Unternehmen
Insbesondere die Rückgänge bei den Werbeerlösen haben beim Medienriesen Bertelsmann im 1. Halbjahr zu einer Schrumpfung des Konzernumsatzes um 8,9% auf 7,8 Mrd. EUR geführt. Das operative Ergebnis (EBITDA) fiel auf 1,01 (1,29) Mrd. EUR, das Konzernergebnis gab leicht auf 488 (502) Mio. EUR nach. Wir sind gut in das Jahr gestartet, spüren jedoch seit März die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie – insbesondere auf den Werbemärkten", erklärte Unternehmenschef Rabe.
Der Videodienstanbieter Zoom hat in Q2 stark von der CoronaKrise profitiert und hebt den Ausblick für das Gesamtjahr erneut an. Die Erlöse stiegen gegenüber dem Vorjahr um 355% auf 663,5 Mio. US-$. Der den Aktionären zurechenbare Gewinn explodierte auf 185,7 (5,5) Mio. US-$. Inzwischen kommt Zoom nach eigenen Angaben auf 370.200 institutionelle Kunden mit mehr als zehn Mitarbeitern. Dabei entscheiden sich immer mehr der Nutzer für ein kostenpflichtiges Abomodell. Für das Gesamtjahr wurde die Umsatz-Prognose auf 2,37 bis 2,39 Mrd. US-$ (ca. +280% ggü. Vorjahr) angehoben.
Devisen
Der Euro konnte zunächst die 1,20 US-$-Marke überspringen, gab die Gewinne nach Bekanntgabe starker US-Konjunkturdaten (besser als erwartet ausgefallener US-Einkaufsmanagerindex Industrie) aber wieder ab und schloss etwas leichter.
Öl / Gold
Ansprechende Konjunkturdaten haben die Ölpreise am Dienstag angetrieben. Gold verzeichnete leichte Zuwächse.