Steinhoff Aktie: Verrückte Panik - und nun?

Bei der Steinhoff Aktie kam es gestern zu einer Achterbahnfahrt, die zeigt, wie nervös und „verzockt” die Börse bei dem Papier weiter ist. Zuletzt machte bereits Schlagzeilen, dass die EZB Steinhoff-Anleihen hielt. Angesichts des umfangreichen Kaufprogramms der EZB, zu dem auch Unternehmensanleihen gehörten, war der Tumult um diesen Fakt überraschender als die Tatsache, dass die EZB Anleihen des milliardenschweren niederländischen Konzerns im Portfolio hielt. Ebenso wenig überraschend ist eigentlich, dass die EZB diese Mini-Position ihres Portfolios nun nach dem Bilanzskandal und den Herabstufungen von Steinhoff durch Ratingagenturen schlicht und einfach wieder verkauft hat. Doch auch das wurde gestern zu einem „riesigen Ding” an der Börse, was nichts anderes als die Nervosität des Marktes zeigt.
Kaum war die Information draußen, dass die EZB Steinhoffs Anleihen nicht mehr in ihrer Portfolioübersicht führt, da rauschte der Aktienkurs des Möbel- und Retailkonzerns heftig in den Keller. Hatte sich der Wert tagsüber noch vergeblich daran versucht, die neue charttechnische Barriere um 0,59/0,61 Euro zu überwinden, so raste der Steinhoff Aktienkurs binnen Minuten von 0,58 Euro auf 0,43 Euro in die Tiefe, um anschließend binnen Minuten wieder auf 0,53 Euro zu steigen - normal ist das nicht, eher völlig verrückt. Den gestrigen XETRA-Handel an der Frankfurter Börse hat die Steinhoff Aktie bei 0,5336 Euro mit 10,68 Prozent im Minus beendet. Aktuelle Indikationen am heutigen Morgen liegen im Tradegate-Handel um 0,47/0,48 Euro schon wieder deutlich unter Druck. Es wird weiter gezockt, was das Konto hergibt.
„Zockerhölle” Steinhoff Aktie
Die gestrigen Ereignisse und das Handels der EZB mit Steinhoffs Anleihen sind zwar für die Sanierung des finanziell schwer angeschlagenen Konzerns völlig irrelevant, doch sie zeigen enorm, wie risikoreich sämtliche Engagements in den Anteilscheinen des Konzerns mit Sitz in den Niederlanden aktuell weiterhin ist - trotz aller kleinen Fortschritte bei einigen Töchtern. Dass die jüngste Erholungsbewegung von 0,248 Euro auf 0,61 Euro noch längst nicht das Anzeichen der gelungenen Rettung von Steinhoff war, sondern eine reine technische Korrekturbewegung nach dem vorangegangenen Crash, sollte ohnehin klar sein.
Derweil müssen Investoren weiter auf entscheidende News warten. Wie groß sind die Bilanzlöcher wirklich? Wie gedenkt sich Steinhoff zu entschulden? Wie soll das operative Geschäft finanziert werden? Wie endet der Rechtsstreit mit einem ehemaligen Geschäftspartner um diverse europäische Aktivitäten? Fragen, auf die Antworten ausstehen, die aber für den Aktienkurs des Steinhoff-Konzerns über den Tag hinaus entscheidende Faktoren sein werden. Die EZB ist und war es nicht, doch das reichte in der „Zockerhölle Steinhoff” schon für schwere Turbulenzen. Man kann nur vermuten, was hier passieren wird, wenn wirklich wichtige News anstehen - in welche Richtung auch immer. Nicht vergessen; Steinhoff bringt derzeit mehr als 2,2 Milliarden Euro an Börsenwert auf die Waage. Viel Luft in beide Richtungen also, je nachdem wie die Sanierung verläuft.